Brilon. Richtig warm geworden sind die Briloner nicht mit ihrem Engelbert. Nach 50 Jahren wird ein neuer Platz für die Statue des Stadtgründers gesucht.
Sie war 1970 eine Anschaffung zur 750-Jahr-Feier: die Statue von Stadtgründer Erzbischof Engelbert I. von Köln. Beim großen Jubiläums-Festakt wurde die Arbeit von Ernst und Jürgen Suberg am 17. Juni, damals der „Tag der Deutschen Einheit, auf der Grünanlage an der Ecke Gartenstraße/Bahnhofstraße eingeweiht. Wo wird sie im Sommer stehen, wenn die ehemalige Hauptstadt des Herzogtums Westfalen ihr 800-jähriges Bestehen begeht?
Beim Bau des Kreisverkehrs am Amtsgericht 2014 verschwand „der Engelbert“ aus dem Stadtbild. Mit der Umwandlung der kleinen Grünfläche in einen Parkplatz war für die Statue kein Platz mehr. Seitdem befindet sie sich auf dem Gelände des Bauhofs an der Keffelker Straße. Dort steht sie an einer Hauswand, den Mantel provisorisch mit einem Strick am ausgemergelten Körper gehalten, das Schwert und der Bischofsstab, die Insignien der Macht, liegen am Boden.
Heimatbund übernimmt Ausbesserung
Der Briloner Heimatbund Semper Idem möchte dem Stadtgründer wieder einen würdigen Standort geben. „Die Kosten für ein paar notwendige Reparaturen könnten wir übernehmen“, sagt Heimatbund-Vorsitzender Winfried Dickel.
So ist zum Beispiel durch den Abbau die Lasche, mit der der Mantel zusammengehalten wird, gebrochen.
Kunstwerk selbst zu Ende sehen
Die Arbeit ist eine sogenannte Dreier-Plastik: Die Figur besteht aus schwerer Bronze, der Würde symbolisierende Mantel ist aus Spezialaluminium angefertigt, Schwert und Bischofsstab als Attribute der Macht sind separat in einer Betonstele verankert.
Der WDR hatte seinerzeit eine Fernseh-Reportage über die 750-Jahr-Feier gedreht. Der insgesamt 28-minütige Bericht ist in diesem Jubiläumsjahr als Schleife im Stadtmuseum Haus Hövener zu sehen.
Darin kommt auch Ernst Suberg selbst zu Wort. Nein, ein Denkmal habe er der Stadt nicht abliefern wollen, eher „ein Fragment“. Was in der Bildenden Kunst soviel bedeutet: Es geht um die Andeutung einer Figur, der Betrachter muss das Werk selbst zu Ende sehen.
Der Stadtgründer spielt auch bei der Sonderausstellung zu den Anfängen der Stadtgeschichte eine Rolle, die ab 15. Januar für zwei Wochen im Rathaus-Foyer zu sehen ist. Die Ausstellung ist Auftakt einer gemeinsam mit dem Heimatbund Semper Idem und dem Museum Haus Hövener konzipierten Veranstaltungsreihe zum 800-Jahr-Jubiläum.
Wesentlich aufwändiger wird es, das Kunstwerk angemessen zu präsentieren. Denn da hat Jürgen Suberg, der damals gemeinsam mit seinem Vater die Statue gestaltete, ein urheberrechtliches Mitspracherecht. Im vergangenen Jahr hatte sich die Stadt mit ihm zusammengesetzt, um über die Zukunft des Stadtgründers zu sprechen. Dabei hatte der Künstler konkrete Vorstellungen, sowohl für den Standort wie auch für die Präsentation.
Mitgestaltungsrecht des Künstlers
Sein Vorschlag: die Statue auf der Grünfläche neben dem Amt Thülen in der Bahnhofstraße, nur einen Steinwurf entfernt vom ursprünglichen Standort, neu zu installieren. Allerdings sollte es nicht bei dem ursprünglichen, bei der Demontage zerstörten Sichtbetonsockel bleiben, sondern das Werk sollte um weitere Beton-Stelen ergänzt werden. Zudem sollte das ganze Ensemble barrierefrei zugänglich angelegt werden, um allen ein Betrachten aus nächster Nähe zu ermöglichen.
„Das Kunstwerk wirkt besonders aus der Distanz“
„Das wäre ein bisschen sehr aufwändig“, so Bürgermeister Dr. Christof Bartsch zur WP. Wie beim Original sollte ein „vernünftiger Unterbau“ reichen. Und auch der Heimatbund steht angesichts der einschlägigen Erfahrungen am alten Standort den Plänen des Künstlers - er war trotz mehrmaliger Kontaktversuche nicht erreichbar - skeptisch gegenüber. Dickel: „Die Gefahr, dass dort wieder Unfug angestellt wird, ist groß.“ Das müsse man nicht noch dadurch unterstützen, dass man diesen Tätern auch noch den Weg bereitet. Und überhaupt: „Das Kunstwerk wirkt besonders aus der Distanz.“
Auf Distanz blieben vor allem die Briloner zu dem Werk. Bereits bei der Einweihung hatte die WP geschrieben, dass diese Engelbert-Darstellung „wahrscheinlich viele Menschen im Augenblick überfordern“ werde.
Schmähgedicht
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In der Tat. Mit der ästhetischen Moderne jener Zeit konnten sich die meisten nicht so recht anfreunden.
Mal steckten ihm Unbekannte Blinklichter in die Augenhöhlen, mal bedeckte man den osteoporotischen Korpus mit einem Mantel, und auch ein mit viel Lokalkolorit angereichertes Schmähgedicht wurde dem „Bronze-Bock“ gewidmet.