Brilon. Ein Panzer steht 1995 auf dem Briloner Markt, darin ein Schauspieler, der heute vor 20 Jahren gestorben ist. Dieter Krebs drehte Krimi in Brilon.
Heute auf den Tag genau vor 20 Jahren ist der Schauspieler, Kabarettist und Komiker Diether Krebs im Alter von nur 52 Jahren gestorben. Krebs wurde nicht nur durch Serien wie „Sketchup“ an der Seite von Iris Berben oder als Schwiegersohn von „Ekel Alfred“ Tetzlaff in „Ein Herz und eine Seele“ bekannt. Er drehte auch viele Fernsehfilme – einen davon in Brilon. Im Juli werden es 25 Jahre, dass Krebs in der Rolle des Schmugglers „Igor“ auf dem Briloner Marktplatz vor der Kamera gestanden hat. Gedreht wurde dort die Folge „Roter Kaviar“ aus der Reihe „Polizeiruf 110“.
Spektakuläre Dreharbeiten
Die Dreharbeiten damals im Sommer waren spektakulär: Tagelang parkte ein T-34-Panzer vor dem Rathaus. Neben dem Verwaltungssitz war außerdem provisorisch die Fassade eines kleinen Fachwerkhauses errichtet worden. Und die Stadtverwaltung konnte sich damals vor Anrufen nicht retten: „Wann wird das ausgediente russische Kriegsgerät das kleine Gebäude dem Erdboden gleich machen?“ Denn zumindest das war durchgesickert: Der Panzer würde das Haus einreißen – das Haus, das „Oma Kampnagel“ gehörte. Und die Rolle verkörperte die auch heute noch vielen Fernsehzuschauern als „Mutter der Nation“ bekannte Schauspielerin Inge Meysel. Sie war übrigens auch 1996 beim Krimidreh für die Folge „Gänseblümchen“ in Brilon.
Die Bavaria-Filmgesellschaft, die den Polizeiruf für die ARD drehte, hüllte sich damals über Details zu der Panzerszene in Schweigen. In der Nacht von Freitag auf Samstag (vom 21. auf den 22. Juli) um 4 Uhr gab das Kettenfahrzeug schließlich Vollgas. Die WP schrieb damals: „Etwa 200 Zuschauer haben ausgeharrt, um die Szene zu verfolgen. Seit 21 Uhr wird auf dem Marktplatz gedreht. Gewitterwolken hängen über dem Petruskump. Hoffentlich klappt noch alles vor dem großen Regenguss. Dann setzt sich der 34 Tonnen schwere Panzer, den die Firma Nefzer aus Schwäbisch Hall eigens für den Dreh ins Sauerland transportiert hat, lautstark in Bewegung (…) Nur wenige Meter von dem Kettenfahrzeug entfernt: die 85-jährige Inge Meysel. Auch für sie wird es heute ein langer Drehtag, der bis kurz nach 6 Uhr in der Frühe dauern wird.“
Vier Kameras gleichzeitig
Mit vier Kameras gleichzeitig wurde die Szene gedreht, als der Panzer aus 15 Metern Entfernung mit Karacho in das Fachwerk-Konstrukt rauscht. Die Filmemacher hatten die Holzkulisse mit fünf Sollbruchstellen versehen. Staubwolken und Geröllmassen wurden elektronisch als Spezialeffekte gezündet. Drei Tage nach der Szene brauchten die Leute vom Film den Panzer noch einmal für Innenszenen mit Diether Krebs. Denn der saß beim Sturm auf das Fachwerkhaus vermutlich nicht selbst am Steuer.
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Für die Polizeirufe musste Brilon seinen Namen abtreten und sich in „Volpe“ im Bergischen Land umbenennen. An den Folgen aus Volpe schieden sich die Geister. Liedermacher Heinz Rudolf Kunze gestand kürzlich in einem Interview anlässlich eines Konzertes in Brilon, er kenne die Stadt bislang nur aus den Polizeiruf-Folgen, die für ihn heute noch absoluter Kult seien. Für die Episode „1A Landeier“ gab es sogar einen Grimme-Preis. Die Folgen waren schräg, hatten ihren eigenen Humor und waren mehr Satire als Krimi.
Ein Hauch von Film- und Fernsehwelt
Aber sie brachten einen Hauch der großen Film- und Fernsehwelt nach Brilon: eben auch dank Diether Krebs, der heute vor 20 Jahren an Lungenkrebs gestorben ist und eine große Lücke in der Fernsehlandschaft hinterlassen hat. „Roter Kaviar“ erlebte am 19. November 1995 in der ARD seine Fernsehpremiere. Die Zuschauerbeteiligung lag bei 17,6 Prozent. Die Folge gehörte zu den Sendungen, die nach Diether Krebs’ Tod 2000 im geänderten Programm zur Erinnerung an ihn ausgestrahlt wurden.