Brilon. Seit dem 1. Januar gilt die Bonpflicht. Bei jedem Verkauf muss ein Kassenzettel ausgegeben werden, Wir haben dazu in Brilon Meinungen eingeholt.
Jörg Liese ist Bäckermeister und betriebt im Sauerland mehrere Filialen. Ulrich Schröder ist Inhaber des Hubertus-Grills in Brilon. Beide haben eine klare Meinung zur Bon-Pflicht.
Wenn Bäckermeister Jörg Liese auf die Bon-Pflicht angesprochen wird, die seit Neujahr besteht, dann schlagen zwei Herzen in seiner Brust. „Einerseits können damit Diebstähle und Steuerbetrug verhindert werden, andererseits sammeln sich eine Menge Müll und Mehrkosten für uns an“, sagt der leidenschaftliche Stollenbäcker.
Thermopapier gilt als als umwelt- und gesundheitsschädlich.
Denn die Bonrollen sind teuer, kosten etwa 2,50 Euro pro Stück und sind schnell aufgebraucht. „Wir müssen das Papier regelmäßig nachbestellen und entsorgen“, sagt Liese. Da die Rollen aus Thermopapier bestehen, dürfen sie nicht einfach im Papiermüll landen, sondern gehören in den Restmüll. Zudem gilt das Thermopapier, das mit Wärme statt Tinte bedruckt wird, als umwelt- und gesundheitsschädlich.
Finanzamt ist Steuersündern auf der Spur
Durch die Bonpflicht soll der Betrug bei der Umsatzsteuer verhindert werden. Jedes Jahr entgehen den Finanzämtern dadurch geschätzt zehn Milliarden Euro, berichtet das Hamburger Abendblatt.
Betriebe können bei ihrem Finanzamt im Ausnahmefall beantragen, keine Kassenzettel ausgeben zu müssen. Gedacht ist diese Regelung vor allem für Verkaufsstände auf Wochenmärkten oder Volksfesten.
Die wärmeempfindliche Schicht auf dem Papier beinhaltet hohe Mengen des gesundheitsschädlichen Bisphenol A (BPA). Dieser hormonelle Wirkstoff steht unter anderem im Verdacht krebserregend zu sein, Diabetes zu fördern oder das Immunsystem zu schwächen.
„Es ist widersprüchlich, Plastikstrohhalme abzuschaffen und umweltschädliche Kassenbons zur Pflicht werden zu lassen“, sagt Jörg Liese. Er beklagt außerdem, dass zahlreiche Produkte zigfach verpackt sind und teilweise mehrere Schichten Plastik verwendet wird. „Es gibt viele Möglichkeiten, der Umwelt etwas Gutes zu tun. Die Vermeidung von überflüssigem Verpackungsmüll wäre ein Anfang“, sagt er. In seinen Filialen in Brilon, Bestwig und Olsberg hat er ökologische Kaffeebecher im Angebot.
Müllhaufen von über fünf Milliarden Bons
Zurück zur Bonpflicht: Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks hat ausgerechnet, dass allein die Bäcker auf einen Müllhaufen von über fünf Milliarden Bons jährlich kommen. Der Handelsverband HDE rechnet für den gesamten Handel mit mehr als zwei Millionen Kilometern zusätzlicher Länge an Kassenbons im Jahr. Schwindelerregend hohe Zahlen, die verdeutlichen, welche Konsequenzen das neue Gesetzt mit sich bringt.
Bäcker Liese: Umsätze sind transparent
Jörg Liese nutzt in seinen Filialen seit drei Jahren Chipkassen, die nicht veränderbar sind und in die das Finanzamt Einblick hat. Alle Umsätze sind in der Kasse gespeichert, jeder Kauf ist damit nachvollziehbar. „Im Grunde haben wir den Bon also doppelt.
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Einmal digital in der Kasse und als Ausdruck“, sagt Liese. Damit sei ein Betrug nicht möglich. Er berichtet, dass seine Kundschaft wenig Verständnis für das neue Gesetz hat und sich über die unverhältnismäßige Bürokratie für ein Brötchen, Cappuccino und Co. aufregt. „Vielleicht haben wir in zehn Jahren nur noch digitale Kassenbons. Das würde auch der Umwelt helfen“, formuliert Liese einen Wunschgedanken.
Ulrich Schröder: Keiner will die Kassenbons haben
Auch beim Huberta-Grill in Brilon müssen jetzt die Kassenbons ausgedruckt werden. „Die will aber niemand meiner Kunden haben“, sagt Inhaber Ulrich Schröder und ergänzt: „Stattdessen quillen meterlange Bons aus der Kasse.“ Seiner Meinung nach müsse die Politik abwägen, was wichtiger ist: Umweltschutz oder Staatseinnahmen. „Die Bonpflicht nimmt alle ehrlichen Verkäufer und Händler in Sippenhaft“, kritisiert Schröder. Er hofft, dass das neue Gesetz in den kommenden Jahren wieder abgeschafft wird.