Olsberg. Spielen, ruhen, arbeiten - das alles in nur einem Großraum, wie soll das gehen? Die neu gestaltete und konzipierte Stadtbücherei Olsberg zeigt’s.

Ausruhen, Spielen und Arbeiten in einem? Ja, das geht. Nach drei Jahren harter Arbeit und 62.050 Euro investierten Finanzmitteln macht sich und den OIsbergern die Leiterin der Stadtbücherei, Petra Böhler-Winterberg, am Samstag, 21. Dezember, das erste Weihnachtsgeschenk: Sie lädt in neu gestaltete Räume ein. Die 324 Quadratmeter große Ein-Raum-Wohnung neben dem Alten Bahnhof Bigge ist nun bestens aufgestellt für die Zukunft. Zwischen und 12 bis 13 Uhr bei einer Lesung mit Livemusik darf, wer möchte, „LeseLust und Weihnachtsduft“ erspüren, zuvor gibt’s einen kleinen Festakt für geladene Gäste.

Neu gestaltete Räume der Stadtbücherei Olsberg: Gemütliche Sessel laden zwischen den Regalen zum Verweilen ein.
Neu gestaltete Räume der Stadtbücherei Olsberg: Gemütliche Sessel laden zwischen den Regalen zum Verweilen ein. © Westfalenpost | Sonja Funke

„Was kann Bücherei sein?“, diese Ausgangsfrage beantwortete die Büchereileiterin mit viel Hilfe der Fachstelle für öffentliche Bibliotheken NRW über drei Jahre. Ergebnis: Die Bücherei soll ein gefragter Aufenthaltsort sein. Einer zum Austauschen und – ganz wichtig – auch einer zum Arbeiten, zum Orientierung finden. Dies alles spiegelt sich im Konzept wider, zu dessen Erstellung Petra Böhler-Winterberg sogar beim Bibliothekartag in Berlin sprechen durfte. Das war ein Höhepunkt in drei Jahren, die Krönung waren die bewilligten Landesmittel im Mai: insgesamt 49.460 Euro.

Das Konzept

Dieser Zuschuss, erhöht auf 62.050 Euro durch Mittel, die der Rat bewilligte, ist vor allem auch ein finanzieller Vertrauensbeweis und ein Statement der Stadt. Motto: mit Mut geht’s nach vorn, weg von den zuletzt eher zurückgehenden Ausleihzahlen.

Vom ersten Fortbildungstag bis zur Kundenmeinung

2016 startete die Fortbildung zur Konzeptentwicklung in Düsseldorf. Über ein Jahr bekam Petra Böhler-Winterberg regelmäßig Arbeitsaufträge und lieferte Konzeptbausteine. 2017 wurde das Konzept vorgestellt, im Mai 2019 gab’s den Zuwendungsbescheid.

Die Kunden erlebten den Umbau Stück für Stück mit, meldeten schon viel Positives zurück, wie etwa Uta Wiemers aus Bestwig: „Die Farbgebung, die Beleuchtung, die Einrichtung - das alles ist sehr gemütlich und einfach hervorragend geworden.“

Dazu gehört auch, dass sich die Bücherei konsequent von allem verabschiedete, was älter als zwölf Jahre ist. „Sachliteratur hat einfach nicht mehr den Stellenwert, da gibt’s zuviel im Internet“, sagt Petra Böhler-Winterberg.

Viel mehr will eine Bücherei heute zunehmend Entspannung geben und Hilfestellung leisten, vor allem auch beim Einordnen und Finden von verwertbaren Informationen in einer beschleunigten Welt. „Das gilt auch für die Senioren, Olsberg wird ja immer älter“, hebt Petra Böhler-Winterberg eine Zielgruppe hervor.

Die Zielgruppen

Computer-Arbeitsplätze sind in einer Bücherei sehr gefragt.
Computer-Arbeitsplätze sind in einer Bücherei sehr gefragt. © Westfalenpost | Sonja Funke

Ebenso sind Jugendliche angesprochen, die hier bald an einer Gamingwall neueste Computer-Spiele testen können – gern auch in Begleitung ihrer Eltern. „Allerdings gibt es viel Kreatives und Fantasievolles, keine Shooter-Spiele“, betont die Bibliothekarin.

Dass eine Bücherei der Stadt als wichtiger Standortfaktor dienen will und soll, ist nicht zuletzt ein Stück Überlebensstrategie. „Dazu gehört, ein attraktiver Arbeitsort zu sein, etwas für die vielen Menschen mit Behinderung im Ort zu bieten, Stichwort Inklusion, und auch Touristen zu locken“, sagt die Leiterin. Es gibt eine Tagsausleihe. Und schon jetzt sind die drei Computer-Arbeitsplätze heiß begehrt, zum Surfen, zum Schreiben. Drucker und ein Scanner gehören selbstverständlich dazu.

Die Einrichtung

Nostalgische Cafébar in der Stadtbücherei Olsberg.
Nostalgische Cafébar in der Stadtbücherei Olsberg. © Westfalenpost | Sonja Funke

Wer heraus finden will, was alles neu ist, sollte sich ein bisschen Zeit nehmen. Rot und Türkis: zwei Farben dominieren in den neuen Räumen, ob an den Wänden, im Kinderbereich oder als Polster der gemütlichen Sessel: „Ich wollte es spannend und aufregend, aber trotzdem ruhig“, sag Petra Böhler-Winterberg. Von der nostalgischen Cafébar am Eingang bis hin zum Spiel-Tisch hinten im Raum ist alles auf die verschiedenen Benutzergruppen ausgerichtet. Gleich am Eingang gibt ein neues Regal aktuellste Buchempfehlungen, lädt die begehrte Tonie-Hörbuch-Box Kinder zum Testen ein.

Vom Eingangsbereich aus geht der Blick auf die neu gestellten Regale, alles wirkt viel luftiger, und dazwischen befinden sich immer wieder Rückzugsorte für Groß und Klein. So zum Beispiel den Kinderbereich, der jetzt, groß und urgemütlich, hinten in der Bücherei angeordnet ist.

Besondere, schallisolierte Bereiche mit Sofas und hohen Rückenlehnen und vielen Stromtankstellen (auch Kabel für alle möglichen Geräte gibt’s) sowie großen Tischen, laden zum Arbeiten. Es gibt viele Bereiche zum Ausruhen, wie die Sessel an der Fensterfront oder den Klangsessel „Luna“, der einen mit Wunsch-Musik beschallt. Zwischen den Regalen finden sich gemütliche Sitzgelegenheiten, Tische und schöne Lampen.

Auch interessant

Jetzt fehlt nur noch die Spielkonsole, die ihren Platz neben dem Empfangsbereich finden soll. „Auch eine VR-Brille werden wir bekommen, darauf bin ich total gespannt!“, freut sich Petra Böhler-Winterberg. Dann geht es von Olsberg aus auch noch in ganz andere, virtuelle Welten. Scotty, beam mich nach Olsberg, bitte!