Heddinghausen. Landwirt Hubertus Bohle aus Heddinghausen hat mit 10.000 Bauern in Berlin gegen das Agrarpaket demonstriert. Die Stimmung ist aufgebracht.
„Gar nichts hat sich getan, seit unserer Demo vor vier Wochen in Bonn. Deshalb ist die Stimmung hier ziemlich aufgebracht“, sagte Landwirt Hubertus Bohle aus Heddinghausen, heute mittag.
Vor dem Brandenburger Tor demonstrierten 10.000 Bauern aus ganz Deutschland. Wieder ging es ihnen um mehr Mitsprache in der Agrarpolitik mit neuen Vorgaben zum Umwelt- und Tierschutz und ein besseres Ansehen in der Öffentlichkeit.
Unmut der Bauern geerntet
In Berlin war gestern Agrarministerkonferenz. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) trat gegen 14 Uhr ans Rednerpodium. Das Agrarpaket wolle sie gemeinsam mit den Bauern durchsetzen, versprach die Ministerin. „Sie hat uns den kleinen Finger gereicht“, so Hubertus Bohle, „was den Außenhandel mit Zukauf von Fleisch betrifft.“ Das solle nochmals überdacht werden. „In puncto Insektenschutz und Düngeverordnung aber hat sie sich unnachgiebig gezeigt und dafür den Unmut der Bauern geerntet.“
Am Montag um 8 Uhr hat sich Hubertus Bohle mit sieben Bauern im hessischen Bad Arolsen getroffen. Im kleinen Konvoi ging es mit den Traktoren Richtung Berlin. Im Thüringer Raum haben sie sich weiteren 1.500 Bauern angeschlossen. 18 Stunden haben Hubertus Bohle und seine Mitstreiter aus Hessen für die 470 Kilometer gebraucht, bis sie in der Nacht in Potsdam ankamen. Nach drei Stunden Schlaf war die Nacht beendet. Um vier Uhr haben sie sich mit dem Traktor Dienstagfrüh auf den Weg zum Brandenburger Tor gemacht.
Erhalt der Artenvielfalt
Aufgerufen zu der Kundgebung hat wieder die Initiative „Land schafft Verbindung – wir rufen zu Tisch“. Im Vordergrund steht der Insektenschutz, der Erhalt der Artenvielfalt, der Klimaschutz, der Gewässerschutz und das Wolfsmanagement sowie die Vereinbarkeit einer regionalen Lebensmittelproduktion.
Solidarisch erklären
Landwirte aus Marsberg haben ein Mahnfeuer in Heddinghausen organisiert.
Sie wollen sich mit den Bauern in Berlin solidarisch erklären.
Anfang September stellten das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung sowie das Bundesumweltministerium das „Aktionsprogramm Insektenschutz“ der Bundesregierung vor. Darin haben sich beide Ministerien u. a. auf ein umfangreiches Maßnahmenpaket verständigt, welches ihrer Meinung nach für mehr Insekten- und Naturschutz steht. „Leider“, so Hubertus Bohle, „erfolgte dies ohne vorherigen Dialog mit den Betroffenen.“ Es fehlten Folgenabschätzung für die ländlichen Räume, die Versorgungssicherheit mit regionalen Lebensmitteln sowie die Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher Betriebe.
Schlag ins Gesicht
Bohle: „Die Landwirte empfinden das Vorgehen der Ministerin als einen Schlag ins Gesicht.“ Vielerorts gebe es bereits heute zahlreiche Aktivitäten und Kooperationen, die sich erfolgreich dem Insektenschutz verschrieben haben.
Hubertus Bohle bewirtschaftet einen 100 Hektar großen Milchviehbetrieb. Die Auswirkungen der Agrarpolitik spürt er hautnah, weil Teile seiner Ländereien als sogenannte „rote Grundwasserkörper“ eingestuft werden.
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Wegen zu hoher Nitratwerte soll weniger gedüngt werden. Bohle: „Dabei sind die Messstationen der Landwirtschaftskammer total veraltet und geben falsche Werte ab.“ Die Werte seien tatsächlich nicht überhöht. Das sei bekannt und trotzdem würden die Gesetzte durchgesetzt. „Weniger Dünger bedeutet aber auch weniger Ertrag.“