Hallenberg. Das THW Hallenberg richtet eine neue Einheit ein und bereitet sich damit auf Ereignisse wie Stürme, Fluten und terroristische Anschläge vor.
„Die sicherheitspolitische Lage wird jetzt wieder so eingeschätzt, dass es auch Krieg auf europäischem Gebiet geben könnte. So richten wir uns jetzt wieder aus“, erklärt Ingo Brune, Leiter des THW Hattingen gegenüber der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. Das klingt ganz schön dramatisch aber ganz so schlimm ist es nicht, erklärt Bernd Mielisch vom Technischen Hilfswerk in Hallenberg-Hesborn. „Es gibt eine Vorsorge, aber keine Kriegsvorsorge.“ Trotzdem richtet sich auch der dortige THW neu aus und reagiert auf Klimaveränderungen.
„Wir erleben, was spürbar auf uns zukommt mit Naturkatastrophen, die zunehmen und immer örtlicher werden. Heute kündigt sich ein Hochwasser nicht weit im Voraus an. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Davon profitiert auch der Bereich zivile Verteidigung“, sagt Ortsbeauftragter Mielisch.
Neue Fachgruppe gegründet
Das bedeutet Veränderungen in zwei Bereichen. Personell wird die Fachgruppe Infrastruktur zur Fachgruppe Notversorgung. Wegen möglicher Naturkatastrophen und terroristischer Anschläge hat das Bundesinnenministerium eine „Konzeption Zivile Verteidigung“ aufgelegt, dadurch ändern sich die Aufgaben des THW. Das Schlagwort dafür heißt im Behördendeutsch „Kritis“ und bedeutet kritische Infrastruktur. Die gilt es intakt zu halten. Dafür setzt das THW immer mehr auf Hightech. Waren die Einsatzkräfte früher noch mit Schubkarre, Spitzhacke und Hammer unterwegs, gibt es jetzt hydraulisches Werkzeug, einen Lichtmast, Stromversorger und ein neues Einsatzfahrzeug.
Die Aufgabenverteilung der Einsatzkräfte
Die 85 Angehörigen des Technischen Hilfswerks in Hesborn setzt sich zusammen aus 7 Mitgliedern des Ortsverbandsstabes, 32 Einsatzkräften ab 18 Jahren, 14 Jugendlichen ab 6 Jahren und 5 Jugendlichen über 16 Jahren.
Der technische Zug besteht aus der Bergungsgruppe mit Gerätekraftwagen und der Fachgruppe Notversorgung mit dem Mehrzweckkraftwagen sowie einem Stromerzeuger mit leistungsfähigem Lichtmast.
Die Bergungsgruppe ist auch für Räumungen und Sprengungen zuständig, sowie für Rettungen und Bergungen auf dem Wasser.
Die Fachgruppe Notversorgung kann Pumparbeiten von 5000 Litern pro Minute durchführen und transportiert sowohl Einsatzkräfte, als auch Betriebsstoffe und Verpflegung. Sie führt auch technische Hilfe durch.
Zwar funktioniert das rund 30 Jahre alte Gefährt noch, jedoch wird die Ausrüstung immer schwerer. Das wird bei den Bergfahrten im Sauerland im Ernstfall gegebenenfalls zu einem Problem. „Wir schauen nicht auf das Alter des Fahrzeugs, sondern, ob es seine Aufgaben noch erfüllen kann. Das ist zwar zum Teil noch gegeben, aber da das Retten von Menschenleben im Fokus steht, musste ein neuer Einsatzwagen angeschafft werden“, verdeutlicht Mielisch die Denke beim THW in Hesborn.
Veränderungen sind notwendig
Neuerungen, die notwendig sind, wie Ereignisse der vergangenen Jahre gezeigt haben. So konnte nach den Geschehnissen nach Kyrill beispielsweise ein ganzer Ort mit Strom versorgt werden. Eine komplette Intensivstation ließe sich mit dem Equipment ebenfalls am Laufen halten. „Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass solche Ereignisse vermehrt auftreten werden“, ist sich Mielisch sicher.
Die Ausrüstung gehört nicht dem THW selbst, sondern der Bevölkerung. Theoretisch könnte sich daher auch die Feuerwehr etwas ausleihen. Das ist aber bisher noch nie vorgekommen.
Kleinster Ortsverband mit THW
Der THW in Hesborn hat ein Alleinstellungsmerkmal. Er ist einer von insgesamt 686 Ortsverbänden, aber keiner davon kommt auch nur annähernd an die gerade einmal rund 1100 Einwohner der Stadt heran. Dennoch besteht der Ortsverband bereits seit 50 Jahren in Hesborn. Darauf sind die Verantwortlichen sehr stolz. Vor allem, weil es dem THW personell eine Zeit lang nicht gut ging.
Durch die ausgesetzte Wehrpflicht fanden weniger Leute den Weg zu den Helfern. „Die Nachwuchsgewinnung war damit vom Tisch und wir haben sehr darunter gelitten. Mit unserer Jugendarbeit konnten wir das THW wieder stark machen“, sagt Bernd Mielisch.
Kinder werden spielerisch eingebunden
Kinder ab sechs Jahren können schon spielerisch eingebunden werden. Die Arbeiten mit den Nachwuchs sollen in Zukunft noch weiter intensiviert werden mit Hilfe von zwei Jugendbetreuern. Inklusion, Integration und die Frauenquote sind. Zwei Jugendliche aus Afghanistan engagieren sich bereits mit Herzblut, für körperlich oder geistig eingeschränkte Interessenten findet sich auch immer ein Aufgabenbereich und dass der THW keine Männerdomäne sein muss, hat Mielisch schon gemerkt, als er noch beim Technischen Hilfswerk in Arnsberg tätig war.
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Doch bisher ist kein Einsatz in Sicht für das 85-Köpfige Team. Dennoch üben die Gruppen fleißig für den Ernstfall. Mielisch: „Die Leute hier wollen in den Einsatz, aber das würde bedeuten, dass etwas Schlimmes passiert ist und das wollen wir nicht. Es ist ein zweischneidiges Schwert.“