Olsberg/Brilon. Was haben eine Kreuzfahrt, Tanzen und Weihnachten miteinander zu tun? Tanzpädagogin Davina Sauer weiß mehr und erklärt, warum Tanzen so schön ist
Alle zwei Jahre lädt die Tanzwerkstatt von Davina Sauer aus Olsberg zu einer Gala ein. Sie nennt sie bescheiden „Tanzwerkstatt-Vorstellung“. Aber Schüler und Gruppen der Tanzpädagogin vertanzen an diesem Tag nicht nur einfach ihr Repertoire. Die inzwischen achte Veranstaltung dieser Art – beim letzten Mal vor zwei Jahren ging es um Bücher - hat auch diesmal wieder einen roten, unterhaltsamen Faden und erfreut sich nicht zuletzt wegen der liebevollen Inszenierung beim Publikum großer Beliebtheit. Diesmal geht es am 30. November um 14.30 und um 17.30 Uhr im Kolpinghaus Brilon um eine „Weihnachtskreuzfahrt“.
Wie kam es zu der Idee?
Dass es irgendwas mit Weihnachten sein sollte, das war schon beim letzten Mal klar. Und als meine Familie und ich im Sommer in Schweden waren, kam mir auf der Fähre von Travemünde nach Trelleborg der Gedanke, es könnte irgendwas mit Kreuzfahrt sein. Wir haben doch früher alle fleißig „Das Traumschiff“ geschaut, das würde als Erfahrungs- und Inspirationsquelle schon genügen – dachte ich mir. Aber zum Schluss musste ich doch echt kämpfen, um beide Themen einigermaßen schlüssig miteinander zu verbinden.
Wie muss ich mir vorstellen, dass so ein Programm entsteht? Denken Sie in Tänzen, in Bildern, in Liedern?
Eigentlich kommen alle drei Momente zum Tragen. Mal habe ich eine Choreographie im Kopf, die ich schon mal bei anderer Gelegenheit angefangen habe oder mir gefällt eine Musik besonders gut. Mal habe ich aber auch ein Bild vor Augen - zum Beispiel von Kindern, die aus Deko-Kisten gekrabbelt kommen und als Weihnachtsbaum-Schmuck tanzen. Da gehe ich dann auf die Suche nach passenden Titeln. Bei der Musik geht es querbeet. Oft habe ich in die englischsprachige Weihnachtsliederkiste gegriffen, weil das mitunter tanzbarere Songs waren. Bis auf eine Ausnahme stückele ich aber auch nicht mehrere Titel zu einem Song zusammen. Da bin ich konservativ und denke mir, der Komponist hat sich ja schließlich auch was dabei gedacht.
Beantworten Sie folgende fünf Sätze
Tanzen ist für mich das Schönste. Ich kann es immer noch wie verrückt genießen, wenn ich selber Stücke austanzen darf.
Ich bin stolz auf die lebendige Gemeinschaft, die über die Jahre in der Tanzwerkstatt entstanden ist. Die Freude am Tanzen hat hier die unterschiedlichsten Menschen zusammengebracht.
Ärgern kann ich mich, wenn ich wieder mal durch mein schlechtes Zeitmanagement zu viele Sachen auf den letzten Drücker erledigen muss. Meistens klappt’s ja trotzdem irgendwie.
Andere finden gut an mir, dass ich auch während der heißen Probenphase scheinbar eine gewisse Ruhe ausstrahle.
Entspannt bin ich, wenn die Phase kommt, in der ich „meine“ Tänzerinnen und Tänzer loslasse, einen Schritt zurücktrete und einfach zuschaue, was sie auf die Bühne zaubern.
Wer macht bei der „Weihnachtskreuzfahrt“ mit? Welcher Altersstruktur gibt es?
Ich fange mit den Kleinsten an; die sind fünf Jahre alt. Und das geht bis zu den Erwachsenen. Insgesamt sind wir um die 100 Tänzerinnen und Tänzer.
Ganz ehrlich – wie viele Tänzer sind dabei?
Ja, das ist in der Tat nicht gleichmäßig verteilt. Bei den Kindern habe ich einen Jungen dabei und bei den Erwachsenen sind vier Männer in der Lindy-Hop-Gruppe. Ich glaube, es herrscht immer noch das Klischee vor, dass Tanzen nichts für Jungs ist. Die Basics Körper- und Raumbewusstsein sowie Musikalität sind für sie genauso wichtig wie für Mädchen. Jungs wollen aber Breakdance machen und cool sein. Das bediene ich so leider nicht, man kann ja nicht alles können. Aber wie gesagt: die Grundelemente bestehen nicht aus Rosa und Tüll, sondern aus dem Spüren des eigenen Körpers.
Was macht Tanzen mit Erwachsenen, was macht es mit Kindern in ihrer Entwicklung?
Ähnlich wie beim Mannschaftssport stehen jetzt bei unseren beiden Vorstellungen bei allem Spaß auch Disziplin und Teamgedanke im Vordergrund. Wenn wir eine Choreographie einstudieren, dann ist jeder Teilnehmer wie ein Rädchen, das in einem Räderwerk ins andere greift. Der Andere muss an seinem Platz sein, auf ihn muss Verlass sein. Im Alltag, glaube ich, ist Tanzen ein Sport, der fit hält, der für eine gute Körperhaltung sorgen kann. Die findet ja in unserem sitzenden, von Handy und PC bestimmten Alltag oft nicht statt. Ich weiß nicht, wie oft ich daran erinnere, sich zu recken und immer schön in den Himmel zu wachsen.
Karten und Infos
Die Vorstellungen sind am 30. November um 14.30 und 17.30 Uhr im Briloner Kolpinghaus.
K arten gibt es bei Käptn Book in Olsberg und bei Blütenreich in Brilon.
Mit im Programm ist auch der Chor „Abgestimmt“, der zwei Stücke singen wird. Im Chor sind auch viele Tänzerinnen.
Wie Sind Sie in Ihrer Kindheit mit Tanz in Berührung gekommen?
Das war die Weihnachtsserie „Anna“. Ich hatte im Grundschulalter schon mal einen Ballettkurs gemacht. Aber bei „Anna“ hat es mich richtig gepackt. Es gab damals die Ballettschule Koch in Olsberg, da habe ich angefangen. Danach habe ich in Holland eine Ausbildung als Dozentin für Theatertanz gemacht. Meine erste Lehrerin in Olsberg war Frau Krusi, die war sogar vor zwei Jahren bei unserer Vorstellung und hatte Tränen in den Augen. Seit Ende 2001 arbeite ich in Olsberg in meiner eigenen Tanzwerkstatt.
Nochmal zur der Veranstaltung am 30. November. Sie brauchen doch bestimmt viele Kostüme. Werden die selbst geschneidert?
Das haben wir in den vergangenen Jahren gemacht, dieses Jahr konnten wir es anders lösen. Es sind im Vergleich zu sonst schon mal nur noch Kleinigkeiten, die genäht und gebastelt werden müssen. Bei den Kindern stelle ich die meisten Kostüme, da hat sich inzwischen ein großer Fundus gebildet. Bei den Erwachsenen stöbern wir aber auch durch die Schränke und gucken, was da ist.
Zu solch einer Veranstaltung kommen vermutlich viele Eltern der teilnehmenden Kinder? Wie nehmen Sie den Teilnehmern die Angst vor dem Auftritt?
Vier Wochen vor der Veranstaltung fangen wir mit den gemeinsamen Proben an. Alle Kindergruppen sind da und schauen sich gegenseitig zu. Das ist dann schon mal das erste Publikum. Und außerdem betreuen die Älteren die Jüngeren. Das Tanzen vor den anderen Gruppen hilft übrigens auch bei den Erwachsenen, routinierter auf die Bühne zu treten.
Um im November aufzutreten, mussten Sie doch auch schon ein halbes Jahr vorher proben und einstudieren? Wie war das, im Hochsommer zu Weihnachtsliedern zu tanzen?
Naja, in einigen Fällen haben wir zu ähnlicher Musik geprobt und erst in den letzten Wochen das Weihnachts-Original aufgelegt.
Sie haben versprochen, es gibt nicht nur Weihnachtslieder. Aber tanzen Sie denn auch zu d e m Weihnachtslied „Last Christmas“ von Wham oder bleibt uns der Ohrwurm noch ein paar Wochen erspart?
Ja, er bleibt Ihnen erspart. Obwohl ich kurz davor war, die Last-Christmas-Saison einzuläuten. Bei dem Lied gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man hasst es oder man liebt es. Aber ich habe gedacht, ich lasse es mal lieber weg, obwohl...
Steckbrief:
Name: Davina Sauer-Wundling
Alter: 42 Jahre
Beruf: Tanzpädagogin
Familienstand: verheiratet
Hobbys: Singen, nähen...und tatsächlich auch tanzen.