Brilon. Wer durch die frisch ausgebaute Südstraße in Brilon fährt, mag sich fragen: Warum ist der Straßenbelag dort so unterschiedlich?

Die „Äquator“ befindet sich auf Höhe der Zufahrt zum Kattenhagen. Wer in der Südstraße unterwegs ist, egal ob als Autofahrer oder Fußgänger, dem fällt er auf, der unterschiedliche Fahrbahnbelag auf dem oberen und unteren Ausbauabschnitt. Während im unteren Bereich der Asphalt hellgrau glimmert, liegt er im oberen als strukturloser schwarzer Überzug auf der Straße. Nein, sagt Martin Schulte, Technischer Leiter der Stadtwerke Brilon, hier seien weder unterschiedliche Baufirmen an der Arbeit gewesen noch seien die Arbeiten unterschiedlich ausgeschrieben oder ausgeführt worden. Alles hat seine Richtigkeit. Das liegt an den „dänischen Diamanten“.

Deutlich sichtbar sind die beiden Bauabschnitte. Der obere Teil muss noch auswittern, dann ist die Oberfläche einheitlich.
Deutlich sichtbar sind die beiden Bauabschnitte. Der obere Teil muss noch auswittern, dann ist die Oberfläche einheitlich. © Jürgen Hendrichs

So wird der calcinierte Feuerstein bezeichnet, den die Fa. Luxol unter dem Markennamen Luxovite als Zuschlagstoff für Straßenbeläge vertreibt. In Brilon sind damit die Straßen der historischen Kernstadt, innerhalb der vier Mauern, überzogen.

Initiiert hatte das in den 90er Jahren der damalige Briloner Stadtbaudirektor Johannes Nolte.

In den 80er Jahren hatte das bereits 1936 patentierte Material sich europaweit verbreitet. Mit dem Zuschlagstoff können sich die Stromkosten für die Straßenbeleuchtung um bis zu 50 Prozent reduzieren lassen und auf unbeleuchteten Straßen sei für Autofahrer eine Verdoppelung der Sichtlänge erreichen lassen, heißt es auf einer Unternehmens-Homepage

Vor allem bei feuchter Fahrbahn entfaltet diese Technik ihre besonderen Stärken. Autofahrer können auf dem hellen Untergrund bei Nacht Fußgänger oder Hindernisse deutlich besser und früher erkennen.

Höhere Licht- und Wärmereflexion

„Die Vorteile einer hellen Asphaltdecke mit einer günstigen Reflexion für einfallendes Licht sind für den Benutzer der Straße ein unschätzbarer Sicherheitsfaktor, dass sie von keinem modernen Straßenbauer unbeachtet bleiben dürfen“, wirbt der Hersteller von Luxivit für sein Produkt. Das stammt aus Deutschland und auch wenn es fast gleich geschrieben wird und klingt wie das dänische Pendant, ist es - bei aller Einigkeit im Ziel - ein anderes Produkt. Luxivit ist ein heller, gemahlener und gekörnter Granit.

Auch die Straßen NRW verwendet die „dänischen Diamanten“, und zwar in den beiden Autobahntunneln auf der A46 zwischen den Anschlussstellen Wennemen und Freienohl. Auf diese Weise, so Straßen NRW-Sprecher Oscar Santos, lasse sich die Beleuchtungsstärke und somit auch die Kosten reduzieren. In den Tunneln brennt schließlich rund um die Uhr das Licht.

Auch in A46-Tunneln verbaut

Die Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift überlege, die Aufheller demnächst auch auf Bundesstraße anzuwenden. Denn die höheren Reflexionseigenschaften des Materials gelten nicht nur für Kunst- sondern auch für Sonnenlicht. Sprich: die damit verbundene Wärmeeinstrahlung. Vor allem an vielbefahrenen Steigungsstrecken, so Oscar Santos weiter, sei der Einsatz denkbar.

Geschützte Markennamen

Luxivit Granit und Luxovite sind eingetragene Markennamen eines deutschen und eines dänischen Unternehmens.

Bei beiden handelt es sich um spezielle Zuschlagstoffe für den Straßenbelag; der gemeinsame Wortbestandteil Lux bezieht sich auf das lateinische Wort für Licht.

Der dänische Werkstoff besteht aus Feuerstein (Flint), dessen schwarzblaue Farbe durch Erhitzen im Hochofen auf 1000 bis 1200 Grad durch Wasserentzug eine weiße Farbe und eine kristalline Struktur erhält.

Gerade in den langen Trocken- und Hitzephasen dieses hat es vermehrt Verdrückungsschäden gegeben: Vor allem der Schwerverkehr hat im wahrsten Sinne des Wortes in dem extrem aufgewärmten und damit auch aufgeweichten Asphalt Spuren hinterlassen. Der Luxivit-Hersteller zum Beispiel gibt die Wärmedifferenz mit bis zu acht Grad an. Deshalb werden sie übrigens auch zunehmen in Großstädten mit ihren Straßenschluchten zur Verbesserung des Mikroklimas eingesetzt.

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Was die Naht in der Südstraße angeht, gibt Martin Schulte Entwarnung. Das bleibt nicht so. Der zurzeit so ins Auge fallende Unterschied werde mit der Zeit verschwinden. Der bitumenhaltige frische Asphalt wittert aus, das Schwarz verschwindet und die „dänischen Diamanten“ kommen auch hier zum Vorschein.