Winterberg. Ein acht Jahre altes Kind verläuft sich im Wald bei Winterberg. Die Suchaktion bewegte die Einsatzkräfte. Das Protokoll aus Sicht eines Helfers.

Feuerwehrleute, Bergwachtler, Polizeibeamten, Notfallseelsorger – sie alle sind sehr oft extremen, oft unvorstellbaren Eindrücken ausgesetzt. Nicht selten werden sie in der heutigen Zeit bei ihrer so wertvollen Arbeit angegangen oder behindert, die Bürokratie tut ihr übriges. Motivierend ist das nicht, oft werden auf so eine Art das ehrenamtliche Engagement und die berufliche Professionalität mit Füßen getreten.

Und dann gibt es plötzlich solche Momente wie am Freitagnachmittag in Elkeringhausen Winterberg. Die rote Blinkleuchte des Einsatzleitwagens der Feuerwehr Winterberg markiert den Weg. Die Einsatzkräfte sind am Nachmittag um kurz nach 15 Uhr alarmiert worden, um ein vermisstes Kind in den weitläufigen Wäldern rund um Elkeringhausen zu suchen. Jetzt ist es knapp zwei Stunden später, die Suche läuft.

Der Einsatzleitstand der Feuerwehr.
Der Einsatzleitstand der Feuerwehr. © Matthias Böhl

Die Kameraden stehen an einer großen, mit Magneten an die Seitenwand des Einsatzleitwagens gepinnten Karte. Alle sind hochkonzentriert. Die Anspannung ist Einsatzleiter Tim Braun und seinen Männern anzusehen.

Urlauberfamilie aus Belgien

Viele der Männer und Frauen vor Ort sind selbst Eltern. Die Polizeibeamten besprachen ebenfalls ihre Taktik und stehen in ständigem Funkkontakt mit ihren Kollegen, die bereits in den umliegenden Wäldern mit der Suche begonnen haben.

Plötzlich eine Meldung per Funk: „Wir haben zu 99 Prozent das Mädchen gefunden. Rote Jacke.“ Kurz darauf die endgültige Bestätigung: „Es handelt sich um das vermisste Kind. Es ist wohlauf“.

Erleichterung macht sich breit. „Die Menschen sind Gäste hier in Elkeringhausen“, berichtet ein Polizeibeamter. Im Rahmen ihres Urlaubes habe die Familie eine Wanderung in Richtung Küstelberg unternommen. Plötzlich habe sie bemerkt, dass die achtjährige Tochter verschwunden sei.

Nebel und frühe Dämmerung erschweren Orientierung

Die Eltern hätten sofort mit der Suche begonnen, im dichten Nebel, den vielen Wegen mitten im Wald und der bereits einsetzenden Dämmerung das Kind aber nicht mehr finden können. „Als die Suche keinen Erfolg brachte, haben die Eltern die Polizei zur Hilfe gerufen“, erklärt der Beamte.

Suchhund angefordert

Gegen 15.30 Uhr war die Suchmeldung am Freitagnachmittag an die Einsatzkräfte herausgegangen.

Zuvor hatten die Eltern etwa eine Stunde lang alleine nach ihrer Tochter gesucht.

Das Kind hatte sich bei einem Spaziergang zwischen Elkeringhausen und Küstelberg verlaufen.

Gegen 17 Uhr bemerkte eine Fußgängerin das Kind,.

Was dann passiert, zeigt einmal mehr, wie ernst die Verantwortlichen eine solche Situation nehmen. Die Polizei setzt eine große Maschinerie in Gang: Streifenwagenbesatzungen aus Winterberg, Bigge-Olsberg, Bad Berleburg, ein Hundeführer aus Siegen, ein Hundeführer aus Neuss, der Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera aus Dortmund, ein Polizeiseelsorger für die Eltern, der komplette Löschzug Winterberg, die Feuerwehr Elkeringhausen, die Feuerwehr Grönebach, die Feuerwehr Niedersfeld und die Bergwacht Winterberg erhalten ihren Einsatzbefehl.

Zwei quälend lange Stunden

„Den letzten Kontakt zu den Eltern hat es um 15 Uhr gegeben“, schildert der Polizeibeamte die Situation. Gegen 17 Uhr wird der erlösende Funkspruch abgesetzt.

Erleichterung bei den Einsatzkräften, als das Mädchen wieder bei de Mutter ist.
Erleichterung bei den Einsatzkräften, als das Mädchen wieder bei de Mutter ist. © Matthias Böhl

Nur etwa 400 Meter vom Bereitstellungsraum entfernt hat eine Fußgängerin das Kind am Ortseingang entdeckt. „Gerade als das Kind gefunden worden war, kamen wir mit unserem Streifenwagen vorbei“, schildert eine Besatzung aus Bad Berleburg.

Die überglücklichen Beamten nehmen sofort das Mädchen und die Fußgängerin an Bord, um wohl eine der schönsten Fahrten ihrer Laufbahn zu machen – das Kind zu den Eltern bringen. Diese warten in der Ortsmitte. Nach ein, zwei Minuten kommt der Streifenwagen an. Gänsehaut. Niemand sagt etwas.

Zum Schluss kullern Tränen

Fußgängerin und Kind steigen aus und eine überglückliche Mutter nimmt unter Tränen ihre Tochter in die Arme. Jetzt hat jeder der Anwesenden einen Kloß im Hals. Die Eltern umarmen auch die Fußgängerin, die ihre Tochter gefunden hat und bedanken sich herzlich bei allen Einsatzkräften. Auch die Kinder aus dem Dorf, die mit dem Fahrrad da waren, freuen sich mit.

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Das sind sicher die Momente, die Feuerwehrleute, Polizeibeamte, Notfallseelsorger und Bergwachtler glücklich machen und die ihnen zeigen, warum es genau die richtige Aufgabe ist, die sie da machen. Besser hätten sie alle den Allerheiligentag wohl nicht verbringen können