Hochsauerlandkreis/Züschen. Woher kommt eigentlich das Wasser für die Feuerwehr, wenn es im Wald brennt? Diese Frage stellt die Löschzüge vor logistische Herausforderungen.
Es brennt! Mitten in einem unzugänglichen Waldstück an der 815 Meter hohen Ziegenhelle!
Zum Glück war dieses Szenario kein Ernstfall, sondern eine Übung, die die beiden Winterberger Löschzüge 3 und 4 kürzlich absolviert haben. Im Löschzug 3 arbeiten die Feuerwehren aus Siedlinghausen, Silbach und Altenfeld zusammen, den Löschzug 4 stellen die Löschgruppen Züschen, Langewiese und Neuastenberg. Insgesamt mehr als 50 Feuerwehrmänner und -frauen standen vor der Aufgabe, eine funktionierende Schlauchleitung von rund einem Kilometer Länge aufzubauen, in der Löschwasser über fast 200 Höhenmeter hochgepumpt werden musste. Startpunkt war das Skigebiet „Snow-World Züschen“ am Homberg.
Die Betreiber des Skiliftes hatten sich im Vorfeld bereit erklärt, die Übung zu unterstützen. Deshalb konnten die Feuerwehrleute den Speicherteich und auch die Pumpe, die im Winter für die Schnee-Erzeuger gebraucht wird, in ihre Arbeit einbinden.
Hilfe im Wald über Rettungspunkte
In den Wäldern gibt es seit 2013 „forstliche Rettungspunkte“. Dabei handelt es sich um Koordinaten, mit denen eine Notfallstelle im Wald bei Bränden oder Unfällen genau bestimmt werden kann.
Zu finden sind diese Rettungspunkte u.a. durch grün-weiße Metallschilder, die an den Pfosten der Wanderwegweiser angebracht sind. Auf diesen sind die Notrufnummer 112 sowie die jeweilige Rettungspunktnummer aufgedruckt.
Über die kostenlose App „Hilfe im Wald“ ist es zudem möglich, per GPS eine Notfallstelle zu orten und sich anzeigen zu lassen, wo der nächstmögliche Rettungspunkt liegt. Diese App funktioniert auch ohne Netzempfang.
Auf diese Weise hätte im Ernstfall ein Drittel der Höhenmeter bewältigt werden können. Die restliche Strecke bis zum Ziegenhellenturm erstellten die Feuerwehrleute in dem steilen Gelände mit großem körperlichen Einsatz aus feuerwehreigenen Geräten.
Einsatzkonzepte für Waldbrände
Durch die trockenen Sommermonate der letzten beiden Jahre ist die Waldbrandgefahr mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, bestätigt Feuerwehr-Pressesprecher Jens Vogelsang. Geübt würden solche Einsätze schon immer regelmäßig, auch wenn es in den letzten Jahren keine größeren Waldbrände im Stadtgebiet gegeben habe.
Besonders schwierig sind bei einem Waldbrand die weiten Entfernungen, über die das Löschwasser meistens transportiert werden muss.
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Doch woher kommt das Wasser und wie finden es die Feuerwehrleute? In den Wäldern gibt es zahlreiche Löschteiche, die jetzt im Herbst wieder überprüft und bei Bedarf instandgesetzt werden. Gemeinsam mit der Stadt wird hierfür eine Prioritätenliste geschrieben.
Die Verantwortlichen der Feuerwehr erstellen mit ortskundigen Kollegen ein sogenanntes Einsatzkonzept für Waldbrände. Dieses Konzept umfasst Karten mit Löschteichen oder sonstigen Quellen und deren Kapazitäten sowie Pläne, wo im Gelände im Brandfall Pumpen installiert werden können. Geplant ist, so Vogelsang, dass diese Einsatzkonzepte künftig digital abrufbar sind. Wenn keine Teiche in erreichbarer Nähe sind, muss Wasser aus Tanklöschfahrzeugen gepumpt werden. Auch örtliche Landwirte hätten sich bereit erklärt, bei Bränden Wasser in ihren Wasserfässern zur Verfügung zu stellen.
Gespräche mit Skiliftbetreibern
Momentan liefen zudem Gespräche mit den Eigentümern der Speicherteiche in den Skigebieten, um diese Wasservorräte auch in die Planungen einzubinden. Als Beispiel nannte Vogelsang einen Wohnhausbrand in Neuastenberg vor zwei Jahren, bei dem die Liftgesellschaft der Postwiese Wasser aus dem Odeborntal bis zur Bergstation gepumpt hatte, von wo es die Feuerwehr weiter transportieren konnte.
Die Übung beim fiktiven Brand an der Ziegenhelle hat gut geklappt - bleibt trotz aller Vorbereitung zu hoffen, dass sie nie Realität wird!