Medebach. Die Niederstraße in Medebach liegt sehr zentral, hat aber an Attraktivität verloren. Das möchte die Stadt zusammen mit den Anliegern ändern.
Die Gesellschaft wandelt sich und manche Pläne früherer Generationen passen nicht mehr zu den Bedürfnissen der Menschen von heute. So schlagen sich viele Städte mit leerstehenden Läden, fehlenden seniorengerechten Wohnungen und nicht sanierten Häusern herum.
So ist es auch in Medebach, wobei die Stadt besonders dringenden Handlungsbedarf in der Niederstraße festgestellt hat. Die Perspektiven der Straße hätten sich verschlechtert, heißt es aus dem Rathaus.
Die Schließung des Schlecker-Marktes und der Onlinehandel hätten Kundenfrequenz gekostet, Wohnimmobilien entsprächen oft nicht mehr den modernen Anforderungen.
Was konkret dagegen unternommen werden könnte, „ist noch völlig offen“, wie Bürgermeister Thomas Grosche auf Nachfrage der WP darlegt. Am Mittwoch (30.10.19) steht eine Entscheidung im Bauausschuss dazu an.
Dabei geht es zunächst aber nur darum, einen Auftrag zu erteilen: Ein Stadtplanungsbüro aus Dortmund soll ein Konzept für das Quartier erarbeiten. Kostenpunkt gut 34.000 Euro, davon würden 60 Prozent vom Land gefördert, der Rest bliebe bei der Stadt.
Konzeptentwicklung bedeutet: Das Planungsbüro soll zunächst eine Analyse des Ist-Zustandes der Niederstraße erarbeiten.
Mögliche Fragen dabei: Wie viele Gebäude welcher Art stehen dort, welcher Anteil wird zum Wohnen, Vermieten und für Gewerbe genutzt, wie sehen die Eigentumsverhältnisse und die Altersstruktur aus und einiges mehr.
Erst Analyse, dann Vorschläge
Wenn die nackten Zahlen auf dem Tisch liegen, werde das Büro voraussichtlich im Herbst 2020 Empfehlungen aussprechen, wie das Quartier zukunftsfähiger gemacht werden könnte. Besonders wichtig sei, so Grosche, dass alles im Dialog mit den Anwohnern passiere – denn an Eigentum von Privatleuten kann die Stadt nicht nach Gutdünken Projekte umsetzen.
Handlungsbedarf auch beim Kolpinghaus
„Die Niederstraße hat zusammen mit der Oberstraße die die größte Zentrenrelevanz in Medebach. Das Wohnen dort ist durch die Zentrumsnähe grundsätzlich attraktiv, entspricht aber teilweise nicht mehr modernen Anforderungen. Auch das für die Hansestadt wichtige Kolpinghaus weist mit Blick auf den energetischen Bauzustand und die Barrierefreiheit Mängel auf.“ (aus der Vorlage)
„Das gesamte Projekt ist nur ein Angebot an die Eigentümer und konkrete Maßnahmen werden nur mit diesen zusammen entwickelt“, betont Grosche. Das Ziel ist, das Quartier langfristig heterogener und zukunftsfähiger zu machen.
Beratung bei der Suche nach Fördermitteln
Die frei schweifenden Gedanken könnten zum Beispiel auf energetischen Sanierungen eines Wohnhauses, einem barrierefreien Umbau oder einer Umnutzung von Ladenlokal zu Wohnraum landen.
Interessierte Anwohner könnten durch das Projekt einen Berater an die Hand bekommen, der ihnen hilft, einen geeigneten Fördertopf für ihr individuelles Vorhaben zu finden.
Es gibt ein ähnliches Projekt, das als Ideenquelle fungieren soll: Es wurde im Münsterland bei der dortigen Regionale 2016 eingebracht, um Wohnsiedlungen aus den 1950er bis 70er Jahren aufzuwerten.
Bestandteile waren dort unter anderem auch der Umbau eines Spielplatzes zu einem Generationenplatz, ein barrierefreies Wohnprojekt und Absprachen mit Einzelhändlern über Bringdienste für ältere Bürger.
Mögliches Modellprojekt für andere Quartiere
Von vornherein ausgeschlossen, so Grosche, würden auch in Medebach nur Projekte, die bestehende Strukturen schädigen könnten. Er nennt als Beispiel eine Tagespflegeeinrichtung, die bei dem Projekt im Münsterland angeregt wurde. „Aber wir haben ja in unmittelbarer Nähe funktionierende Angebote in diesem Bereich.“
Auch interessant
Anfangs standen auch Überlegungen im Raum, das Planungsgebiet auf weitere Straßen auszudehnen. „Die Fachleute haben uns aber geraten, nicht zu groß anzufangen, um uns nicht zu verzetteln“, so Grosche.
Das bedeute nicht, dass in Zukunft nicht in weiteren Straßen mit ähnlichen Ausgangsbedingungen ebenfalls ein solches Projekt angestoßen werden könnte.