In Olsberg hat die erste Klimademo stattgefunden. Bürgermeister Wolfgang Fischer griff selbst zum Mikrofon. Wie ist das Fazit der Demonstranten?
Von Jan Haselhorst
Olsberg. „Alarmstufe Rot - die Erde schwitzt sich tot“ und „Ich sag Klima, Ihr sagt Schutz“ hallt es am Freitagvormittag durch die Ortsmitte von Bigge. Denn kurz zuvor haben sich rund 45 Demonstranten von der Schützenhalle aus in Bewegung gesetzt, um erstmals in Olsberg-Bigge eine Klimademo abzuhalten. An deren Spitze steht der erst 15-jährige Tilo Kruse.
Der Olsberger hat die Demonstration organisiert und legt viel Hoffnung in die Aktion. „Ich möchte die Menschen informieren und zeigen, dass das Thema wichtig ist und nicht nur in den Nachrichten stattfindet“, sagt Kruse. Seiner Idee folgen am Vormittag trotz Ferien auch einige Schüler, zudem sind Erwachsene unterschiedlichster Altersklassen dabei. Viele haben selbstgebastelte Pappschilder mitgebracht, auf denen Forderungen wie „Fällt Entscheidungen, keine Bäume“ oder „Rettet die Pole, raus aus der Kohle“ stehen.
Die Klimademo fällt in der Stadt auf
Zügig setzt sich der Demonstrationszug, der von einigen Ordnern und Polizeibeamten begleitet wird, an der Schützenhalle Bigge in Bewegung und biegt auf den Gehweg zur Hauptstraße ab. Deutet man die Reaktionen und Blicke der Autofahrer und Fußgänger, dann steht fest: Die Klimademo fällt auf. Es ist schließlich auch die Premiere in Olsberg. Im Vorfeld sagte Kruse, dass er zufrieden sei, wenn sich zwischen 40 und 100 Leute beteiligen würde.
Selbst gesetzte Mindestzahl an Teilnehmern erreicht
Von der Dreistelligkeit war der Umzug zwar weit entfernt, sein Mindestziel in puncto Teilnehmerzahl hat Kruse aber immerhin erreicht.
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Für ihn ist es wichtig, in einem lokalen Rahmen bereits auf die Thematik aufmerksam zu machen. „Man muss klein anfangen, um Großes zu bewirken. Deswegen ist es auch auf lokaler Ebene so entscheidend, eine Mentalität für den Klimaschutz zu entwickeln“, sagt Kruse. Der engagierte Olsberger kam auf die Idee für sein Projekt, als er von einem Klima-Flüchtling aus Indien erfuhr. Dem Mönch vom Subkontinent wurde es demnach in seiner Heimat zu heiß und siedelte daher um. „Da war für mich klar, dass ich auch darauf hinweisen könnte, was auf der Welt geschieht und eine Demonstration organisieren könnte“, sagt Tilo Kruse.
Die Rede des Initiator der Klimademo
Als der Demonstrationszug nach einer knappen halben Stunde am Rathausplatz ankommt, verstummen die immergleichen Parolen und es wird zunehmend konkreter.
Kruse ist seit fünf Jahren an Klimaschutz interessiert
Dass Tilo Kruse sich so vehement für den Klimaschutz in seiner Heimatstadt einsetzt, liegt nicht an Greta Thunberg, sagt der 15-Jährige. „Ich verfolge in den Medien, was Greta macht und ich befürworte ihre Aktionen, aber ich engagiere mich nicht wegen ihr“, erklärt Kruse. Vor fünf Jahren, da war der Schüler des Gymnasiums der Benediktiner Meschede, gerade zehn Jahre alt, habe sein Interesse für den Klimaschutz begonnen, sagt er.
Der Organisator der ersten Klima-Demo in Olsberg ernährt sich mittlerweile vegetarisch und versucht auch eine vegane Lebensweise in seinen Alltag einzubauen. Kruse nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel, geht viel zu Fuß und verzichtet weitestgehend auf Plastik.
Ob und wie es mit Klimademonstrationen in Olsberg weitergeht, steht für Tilo Kruse noch nicht fest.
Vor dem Rathaus versammelt sich die Gruppe im Halbkreis und Kruse hält eine kurze Rede. Er spricht davon, dass der Klimaschutz wichtig sei und man auch in Olsberg etwas dafür tun müsse. Angefangen bei der eigenen Ernährung, Mülltrennung und der Wahl des Reiseziels und des Verkehrsmittels.
„Wir müssen weniger fliegen, weniger Fleisch essen und uns politisch mehr engagieren“, fordert Kruse durch sein Megafon.
Klimaschutz-Ideen ans Rathaus
Er verkündet auch die Idee, eine Email-Adresse zu erstellen, an die Demonstranten und Olsberger Bürger konkrete Ideen, Forderungen und Möglichkeiten zum Klimaschutz in ihrer eigenen Stadt formulieren können. Wer will, kann aber auch den persönlichen Weg wählen; denn mit Wolfgang Fischer (CDU) ist der Bürgermeister der Stadt Olsberg vor Ort und tritt mit den Klimaaktivisten in Kontakt.
Klimanotstand-Antrag der Grünen in Olsberg abgelehnt
Fischer lobt das Engagement von Tilo Kruse und berichtet, dass der Klimanotstand-Antrag der Grünen zwar abgelehnt wurde, dafür aber ein Klimabeirat für Olsberg gegründet worden sei.
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„Bereits nächste Woche tagen wir und die Fraktionen sollen mit ihren Experten präsent sein“, sagt Bürgermeister Fischer. Erster Punkt auf der Agenda soll ein vergünstigtes Ticket für den ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) sein, damit mehr Menschen ihr Auto zuhause stehen lassen. „Wir müssen zunächst etwas auf kommunaler Ebene bewegen und bei uns selber beginnen“, sagt Fischer. Für seine Worte erhält der Bürgermeister Beifall, der Großteil der Demonstranten wirkt mit den Aussichten nicht unzufrieden.
Aber nicht alle: „Es ist keine Zeit mehr, es ist viel zu knapp mit den Klimazielen für 2030. Ich bin wütend und kann nicht mehr hören, dass sich darum gekümmert werde. Ich wünsche mir mehr mutige Politiker, die sich auch mal eine Ohrfeige fangen“, stellt ein Klimaschützer klar.