Im Roman „Hummerleben“ beschreibt der Autor das Seelenleben eines Dreizehnjährigen. Das Buch für Erwachsene besticht mit der Erzählperspektive.

Heute kommt der Buchtipp aus der Stadtbibliothek Brilon. Vorgestellt wird das Buch „Hummerleben“ von Erik Fosnes Hansen. Das Buch ist im Kiepenheuer & Witsch-Verlag erschienen.

Worum geht es?

Bücher aus Norwegen, des Gastlandes der diesjährigen, gestern zu Ende gegangenen Buchmesse, versprechen interessante Texte, markante Typen und nahezu immer gute Unterhaltung. In diesem Jahr bin ich über das Buch „Hummerleben“ von Erik Fosnes Hansen gestolpert. Das ist aus zwei Gründen passiert – zum einen ist das grandiose, dramatisch anmutende Cover ein echter Hingucker und zum anderen ist der Autor kein Unbekannter. Er hat mich mit seinem Buch „Choral am Ende der Reise“ in den 90er Jahren schon einmal in seinen Bann gezogen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht der dreizehnjährige Sedd, der mit seinen Großeltern im Hotel Favnesheim im norwegischen Gebirge lebt.

"Hummerleben“ von Erik Fosnes Hansen © Kiepenheuer & Witsch-Verlag

Die Großeltern und insbesondere der Koch Jim ersetzen dem Jungen die Eltern. Scheinbar banal berichtet Sedd vom Alltagsleben im einstmals mondänen Hotel, das mit großer Leidenschaft von seiner österreichischen Großmutter und dem norwegischen Großvater, dessen Hobby die Tierpräparation ist, geführt wird. Sedd wird auf seine Rolle als zukünftiger Hotelerbe vorbereitet. „Jeder einzelne Gast zählt“, so das Motto des Jungen, der als Laufbursche, Küchenjunge und Tourenbetreuer eingesetzt wird. Doch der Schein trügt. Das Grand-Hotel vor grandioser Bergkulisse kämpft um den Niedergang. Der Lack ist längst ab. Familiengeschichten, Geheimnisse und falsche Erwartungen machen das Leben des Dreizehnjährigen mehr als kompliziert. Die erste Liebe, Katastrophen und die ständige Geheimniskrämerei über den Verbleib seiner Eltern zehren an Sedd.

Was gefällt besonders?

Für mich ist es die Erzählperspektive, die den Roman so lesenswert macht. Es ist die Sichtweise des liebenswürdigen dreizehnjährigen Jungen, der noch halb Kind und schon halb Erwachsener ist - distanziert, witzig, naiv, doch alles schon ahnend. Darüber hinaus bietet das Buch einen augenzwinkernd ironischen Blick ins Norwegen der 80er Jahre. Fosnes Hansen schreibt raffiniert, erheiternd, spannend bis zum Schluss. Der ruhige und klare Erzählton, der schon fast entschleunigend wirkt, macht das Buch zu einer guten Lektüre, die nachklingt.

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Für wen ist es gedacht?

Ich empfehle dieses Buch Liebhabern der nordischen Literatur, die abseits der breiten Massenware Einblicke in das Seelenleben junger Menschen schätzen und die einen Sinn für Situationskomik haben.