In meiner Freizeit spiele ich Kirchenorgel in meiner Heimatgemeinde und kenne daher Beerdi
gungen. Nicht nur an der Stärke des Gesangs merke ich, ob die Trauergesellschaft mit dem Mess-Ablauf vertraut ist oder nicht. Aufstehen, sitzen, knien – immer wieder gibt es verstohlene Blicke, was denn nun gerade angesagt ist.
Rituale und Formalien lenken gerade die Menschen, die nur noch selten den Weg zum Gottesdienst finden, vom Wesentlichen ab, verunsichern sie. Insofern ist es nachvollziehbar, dass immer mehr ihre Angehörigen mit einem Wortgottesdienst verabschieden möchten. Das ist und bleibt Ansichtssache.
Wichtig finde ich, dass Trauergespräch und egal ob Wortgottesdienst oder Eucharistiefeier eine gleichwertig hohe Qualität haben, dass sie Menschen ansprechen, ihnen Trost geben. Trauernde sind Menschen im Ausnahmezustand; viele von ihnen kommen bei einer einer Beerdigung zum ersten Mal seit langem wieder mit Kirche in Berührung. Diese Berührung muss berühren und funktionieren. Und da ist es egal, ob das ein Priester oder ein Laie tut. Thomas Winterberg