Hochsauerlandkreis. Auch im Sauerland gibt es Lieferengpässe bei Medikamenten. Das teilt Jürgen Schäfer, Sprecher der Apotheker im Hochsauerland, auf Anfrage mit.

In jüngster Zeit gab es immer wieder Berichte, dass Apotheken und Patienten bundesweit Lieferengpässe bei Arzneimittel täglich zu spüren bekommen – auch im Hochsauerlandkreis.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) erklärt, dass für 91,2 Prozent der selbstständigen Apotheker Lieferengpässe zu den größten Ärgernissen im Berufsalltag gehören - Tendenz steigend. Zum Vergleich: 2016 lag der Wert noch bei 35,5 Prozent.

Für die Apotheker sind Lieferengpässe mit Mehraufwand verbunden. Laut ABDA wendet die Mehrheit der Apotheker mehr als 10 Prozent ihrer Arbeitszeit dafür auf, um bei Engpässen gemeinsam mit Ärzten, Großhändlern und Patienten nach Lösungen zu suchen.

Kunden benachrichtigen, wenn das Medikament wieder lieferfähig

Jürgen Schäfer, Inhaber der Franziskus-Apotheke in Winterberg erklärt dazu: „Wir Apotheker haben die Aufgabe, die Bevölkerung mit Arzneimitteln zu versorgen. Dies machen wir auch dann, wenn andere uns benutzen, um ihre wirtschaftlichen Sparmaßnahmen durchzuführen. Unentgeltlich leisten wir für unsere Kunden täglich viel Arbeit, um allen ihre Medikamente zur Verfügung stellen zu können.“

Dazu gehöre es zum Beispiel auch, bei nicht Lieferfähigkeit eines Rabattpartners ein gleichwertiges Arzneimittel herauszusuchen und dies dann für die Krankenkasse zu dokumentieren. Wichtig sei auch eine vorausschauende Lagerhaltung, um genügend Arzneimittel vorrätig zu haben und die Kunden sofort zu benachrichtigen, wenn das Medikament wieder lieferfähig ist.

Staat gefordert, für Bürger sichere Arzneimittelversorgung sicherzustellen

Momentan seien viele Produkte nicht lieferbar, wie zum Beispiel Venlafaxin, Ibuprofen 800 ret., Jodthyrox, Lumigan. Wieder lieferbar sei Valsartan - ein Mittel gegen Bluthochdruck, das sehr lange nicht lieferbar war. Jetzt wurde ganz aktuell, so der Apotheker-Sprecher aus Winterberg, bei Ranitidin eine Verunreinigung durch NDMA festgestellt. Der Stoff entstehe durch Herstellungsfehler bei der Produktion und könne in gewissen Dosen krebserregend sein. Magen-Medikamente mit dem Wirkstoff Ranitidin wurden zurückgerufen.

„Im Fall dieses Medikaments wurde die Produktion fast komplett ins Ausland, in diesem Fall Indien ausgelagert. Dort wurde die Verunreinigung verursacht. Ausgelagert, um die Produktion noch billiger zu machen, um so als möglicher Rabattpartner der Krankenkassen in Deutschland ausgewählt zu werden“, erklärt Jürgen Schäfer. Er fordert: „Geht es um die Gesundheit, geht Qualität vor Preis.“ Deshalb sei auch der Staat gefordert, für seine Bürger für eine sichere und qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung zu sorgen.

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Laut ABDA hat sich die Anzahl der nicht verfügbaren Rabattarzneimittel von 4,7 im Jahr 2017 auf 9,3 Mio. 2018 verdoppelt. Betroffen sei jedes 50. Rabattarzneimittel. Die deutsche Apothekerschaft fordert mehr Transparenz. Lieferengpässe müssten zum Beispiel von den Herstellern schneller bekannt gegeben werden. Sinnvoll sei es auch, dass die Krankenkassen Rabattverträge mit mehreren Herstellern abschließen. Und: Exporte von versorgungsrelevanten Fertigarzneimitteln, bei den Knappheit herrscht oder droht, sollten gesetzlich untersagt werden.