Winterberg. GPS-gestütztes System zur Schneehöhenmessung soll Liftbetreibern helfen, Schnee optimal auf Pisten zu verteilen und dabei zu sparen.
Die ersten Skifahrer, die vor rund 100 Jahren die Sauerländer Hänge eroberten… sie würden wohl Augen wie Untertassen machen, wenn sie wüssten, wie sich ihr Sport entwickelt hat. Diese Pioniere mussten noch darauf warten, dass Schnee vom Himmel fällt. Heute ist die Beschneiung der Pisten die Überlebensgrundlage des wichtigsten Wirtschaftszweigs der Region, und eine Wissenschaft für sich.
Zu den neuesten Errungenschaften im Skiliftkarussell Winterberg gehört das System Icon Alpine. In der vergangenen Saison haben es die Liftbetreiber getestet, inzwischen ist es flächendeckend eingeführt. „Das ist super und bringt wirklich viel“, sagt Mario Braun, stellvertretender Betriebsleiter der Sesselbahn Kappe.
Und was kann nun dieses neue System? Es ermittelt an jedem Punkt einer Skipiste die exakte Schneehöhe. Dazu sind auf den Pistenwalzen GPS-Sender und Sensoren angebracht, die nicht nur den Standort der Maschine zentimetergenau bestimmen, sondern auch registrieren, wie der Fahrer den Schneeschild an der Front einsetzt.
Exaktes Modell der Landschaft gespeichert
Im Rechner ist ein Modell der Landschaft im Sommer gespeichert. Sendet nun die Pistenwalze ihre Position an den Satelliten, kann berechnet werden, wieviel Abstand sie zum Erdboden hat. Dieser Abstand entspricht logischerweise der Schneehöhe.
Die wird dem Fahrer auf einem Display angezeigt – Rot steht für eine kritisch dünne Schicht, Grün und Blau signalisieren: alles okay.
Schnee effizienter verteilen
Jeden Abend glätten die Pistenwalzen die Spuren der Abfahrten und Bremsmanöver des Tages. Nach Beschneiung sind sie auch morgens unterwegs, um die Haufen vor den Schneeerzeugern auf der Piste zu verteilen.
So funktioniert GPS
GPS (Globales Positionierungs-System) ist ein Satellitensystem zur Navigation. Die Satelliten senden aus ihrer Erdumlaufbahn ständig ihre Position und die Zeit. Daraus, wie lange diese Signale bis zu einem Empfangsgerät brauchen, kann dessen Position errechnet werden.
Durch das neue System weiß der Fahrer genau, wie er den Schnee am sinnvollsten verteilt. Rund 30 Zentimeter sollte die Decke dick sein, sonst hält sie dem Skibetrieb nicht stand. „Früher“, sagt Mario Braun, „mussten wir uns bei der Verteilung auf unsere Erfahrung und persönliche Einschätzung verlassen, oder mit einem Stab nachmessen.“
Mit der neuen Technik hat er schon Überraschungen erlebt: „Ecken, wo ich dachte, da liegt fast nichts mehr, erwiesen sich als völlig ausreichend beschneit. Man denkt, man kennt sein Gelände. Aber der Schnee verändert es eben doch.“
Drohnen haben Gelände vermessen
Während der Testphase im vergangenen Winter arbeitete das System noch mit vorhandenen, älteren Daten, um das Landschaftsmodell zu erstellen. Künftig kann es auf präzisere Daten zurückgreifen, weil die Pisten mit Drohnen überflogen und exakt vermessen wurden. „Dadurch wird das sicher nochmal eine Spur effizienter“, meint Braun, der die neue Technik schon jetzt „nicht mehr missen möchte.“
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Apropos Effizienz: Brauns Chef, Liftbetreiber Nico Brinkmann, rechnet mit insgesamt etwa zehn Prozent Ersparnis durch den Einsatz des Systems. In fast allen Bereichen – Stromverbrauch, Maschinen- und Arbeitsstunden, Wasservorräte – soll es beim Sparen helfen. Investiert haben er und die anderen Liftbetreiber im Karussell dafür rund 30.000 Euro pro Pistenwalze.