Korbach. Wursthersteller Wilke stand schon länger unter Druck. Die Behörden haben jetzt eine Liste mit mehr als 1000 betroffenen Produkten veröffentlicht.

Im Fall Wilke haben die Behörden am Montagabend nach Kritik der Verbraucherorganisation foodwatch an der Informationspolitik eine Liste mit mehr als 1100 Produkten veröffentlicht. Offenbar handelt es sich um die Liste der vom Rückruf betroffenen Lebensmittel.

Zur Produktliste

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit schreibt dazu auf seinem Portal lebensmittelwarnung.de "Nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen sind alle Eigenmarken der Firma Wilke mit dem Identitätskennzeichen „DE EV 203 EG“ sowie folgende Marken und Handelsnamen betroffen, sofern sie das Identitätskennzeichen „DE EV 203 EG“ tragen:

  • Haus am Eichfeld
  • Metro Chef
  • Service Bund „Servisa“
  • CASA
  • Pickosta
  • Sander Gourmet
  • Rohloff Manufaktur
  • Schnittpunkt
  • Korbach
  • ARO
  • Findt
  • Domino
  • Wilke

Wilke stand bereits 2017 kurz vor dem Aus

Der am Mittwoch vom Veterinäramt geschlossene Wursthersteller Wilke aus Berndorf stand bereits 2017 kurz vor dem wirtschaftlichen Aus: Das Unternehmen rutschte damals in die roten Zahlen, Wirtschaftsprüfer mahnten, dass die Fortführung der Gesellschaft gefährdet sei. Das berichtet die Waldeckische Landeszeitung (WLZ).

2017 hatte eine regelrechte Insolvenzwelle aufgrund gestiegener Rohstoffpreise die Wurstindustrie überrollt. Auch Wilke hatte mit einem Jahresfehlbetrag von 2,6 Millionen Euro zu kämpfen. Sinkende Umsatzerlöse und steigende Beschaffungskosten führten zu einem Rückgang des Rohertrags um mehr als 20 Prozent. Außerdem hatte das Unternehmen knapp 2,2 Millionen in die Modernisierung der Produktion und Instandhaltungen investiert. Das ist dem Anfang Januar dieses Jahres im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschluss zu entnehmen.

Wirtschaftlich wechselhafte Zeiten

In den vergangenen 14 Jahren hatte Wilke wirtschaftlich wechselhafte Zeiten erlebt: 2005 hatte der niedersächsische Unternehmer Engelbert Stukenborg (Düringer Fleischkontor) nach einer schwierigen Sanierungsphase die Mehrheitsanteile des einstigen Berndorfer Familienbetriebs übernommen. Mit Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen beim Personal wurde Wilke zum zuverlässigen Ertragsbringer der Stukenborg Holding – bis 2014 die Konzernmutter selbst in die roten Zahlen rutschte. Die Holding trennte sich von ihrer gewinnbringenden Beteiligung. Wilke-Geschäftsführer Klaus Rohloff übernahm im Rahmen eines Management-Buy-Outs die Mehrheitsanteile, seitdem ist Wilke wieder ein eigenständiges Unternehmen.

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Wirtschaftlich geriet der Berndorfer Wursthersteller aber erneut in schwierige Gewässer: 2015 und 2016 gingen die Umsätze zurück. Tiefpunkt war das Krisenjahr 2017. Mit neuen Produkten und den Marken „Wilke My Taste“, „Enjoy Foods“ und „Rohloff-Fleischmanufaktur“ versuchte das Unternehmen, neue Märkte zu erschließen.

Offensichtlich gelang es Wilke 2018, den Fortbestand zu sichern. Genaue Zahlen gibt es nicht: Der Jahresabschluss 2018 liegt noch nicht vor. Die Branche war aber weiter von Konzentration und einem Verdrängungswettbewerb geprägt.

Geschäftsführer fehlt bei Betriebsversammlung

Wie es nun weitergeht bei Wilke Wurstwaren? Das wissen die Mitarbeiter auch nach einer Versammlung nicht, zu der sie am Montagnachmittag gerufen worden waren. Rechtsanwalt Dr. Mario Nawroth, der vom Amtsgericht Korbach zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt worden war, informierte die Frauen und Männer. Wilke-Geschäftsführer Klaus Rohloff selbst nahm nach Recherchen der WLZ nicht an der Versammlung teil. Die Presse durfte an der Veranstaltung nicht teilnehmen. Im Anschluss daran berichteten jedoch einige Mitarbeiter vom Geschehen.

Dass keine Kündigungen ausgesprochen worden seien, sagte Muammer Mulcar. 26 Jahre lang habe er für Wilke gearbeitet. Probleme habe es immer mal gegeben, sagte er. „Aber die gibt es überall.“ Die Vorkommnisse seien „übertrieben“ dargestellt worden. Als Beispiel verwies er auf ein Foto, das Würste zeigt, die auf dem Boden liegen. Diese Würste seien weggeworfen worden. Schimmel an Produkten habe es auch mal gegeben. Sei es „leichter“ Schimmel gewesen, sei er abgespritzt worden, „das ist normal“. Die hygienischen Bedingungen seien in Ordnung gewesen, „wir haben uns immer Mühe gegeben“, betonte der Berndorfer gegenüber der Lokalzeitung.