Obermarsberg. Die Mütter des Grundgesetzes und die Salvatorianerinnen auf der Oberstadt haben tiefe Spuren hinterlassen. Welche zeigt Ausstellung im Museum.
„Starke Frauen“ waren 1949 im Parlamentarischen Rat der Bundesrepublik Deutschland wesentlich daran beteiligt, dass die Gleichstellung der Geschlechter mit dem Satz „Frauen und Männer sind gleichberechtigt“, im Artikel 3 ins Grundgesetzes aufgenommen wurde. „Starke Frauen“ haben nach dem ersten Weltkrieg auf der Oberstadt in sozialer Hinsicht das gemeindliche Leben gestärkt. Diese „starken Frauen“ stehen im Mittelpunkt der neuen Ausstellung im Museum der Stadt Marsberg in Obermarsberg.
„Der reine Männerstaat ist das Verderben der Völker.“ Das wusste schon Helene Weber (CDU). Sie ist eine der vier Frauen, die als Mütter des Grundgesetzes in der Gründungsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland gelten. Mit ihr haben Frieda Nadig (SPD), Elisabeth Seibert (SPD) und Helene Wessel (Zentrumspartei später SPD) heftig um und für die Formulierung gerungen.
Gleichberechtigung war und ist ein langer Weg
Die Ausstellung erinnere daran, so Dirk Wiese heimische Bundestagsabgeordneter der SPD als Schirmherr der Ausstellung in seinem Grußwort zur Eröffnung am Freitagabend vor den rund 50 Gästen, dass „die gelebte Gleichberechtigung ein langer Marsch war und ist.“ So sei beispielsweise bis 1997 die Vergewaltigung in der Ehe kein Straftatbestand gewesen.
In seinem Festvortrag zeichnete Museumsleiter Heiner Duppelfeld den Weg zum Grundgesetz nach. „Diesen Frauen verdanken wir sehr, sehr viel“, betonte er. Ebenso den Salvatorianerinnen in Obermarsberg. Für die Ausstellung hatte sich Hermann Runte auf Spurensuche der Schwesterngemeinschaft begeben. Auf Schautafeln ist in Bild und Wort dargestellt, wie sie von 1923 bis 1986 auf der Oberstadt lebten und wirkten.
1923 kamen erst zwei Salvatorianerinnen nach Obermarsberg
In einem alten Bauernhaus haben sie eine Niederlassung eingerichtet. Der Kleinbauer Josef Bunse hatte das Anwesen der Ordensgemeinschaft vermacht, nachdem seine Ehefrau und seine vier Kinder an der damals weit verbreiteten Tuberkulose gestorben waren. Das Haus war in einem äußerst schlechten Zustand, so dass die Schwestern dort zunächst nicht wohnen konnten. Im Stall befand sich jedoch eine Kuh, ein Schwein und sechs Hühner. Die Schwestern versorgten sich zum größten Teil selbst.
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1924 wurde ein aufwändiger Umbau begonnen. Die Schwestern hatten dazu 87.000 Mark gesammelt. Auch der Obermarsberger Henry Heide, der in New York als so genannter „Bonbonkönig“ zu Reichtum gekommen war, hatte 1.000 Mark gestiftet. 1925 wurde das Haus feierlich eingeweiht und nach dem Paderborner Bistumspatron „Liboriushaus“ benannt.
Bis 1986 prägten die Ordensfrauen das soziale Leben
„Die 63-jährige soziale Tätigkeit der Schwesterngemeinschaft kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, für die ihnen die Oberstadt Dank und Anerkennung schuldet“, ist auf eine der Schautafeln nachzulesen. Bereits 1924 richteten die Schwestern eine Nähschule für damals noch selten berufstätige Mädchen von 14 bis 20 Jahren ein. Die Nähmaschinen waren vom Orden gestiftet und die Tische und Bänke von der Stadt geliehen worden. Die Salvatorianerinnen eröffneten im Liboriushaus eine ambulante Krankenstation. Die Oberstädter gingen also zuerst zu den Schwestern und erst zum Arzt, wenn diese es ihnen rieten. Die Ordensfrauen eröffneten 1925 einen Kindergarten, der heute vom DRK weiter betrieben wird.