Brilon. Die um 120 m in der Strackestraße verlängerte Kirmesmeile hat sich bewährt. Die Stadt Brilon will das Format beibehalten.

Mortimer hat Michaelis ganz schön verhagelt. Vor 15 Liter Regen kippte das Tiefdruckgebiet seit Freitag pro Quadratmeter auf die Kirmesmeile hinab. Damit, so Julian Pape von Wetter-Sauerland, sei Brilon noch gut weggekommen: „Am Kahlen Asten waren es 40 Liter.“ Wie dem auch sei: Wie schon beim letzten Mal gehörte Michaelis zu den wenigen Regen-Wochenenden der beiden vergangenen Trockenjahre. „Ich habe hier schon Schlimmeres erlebt.“ Das sagt einer, der es wissen muss, Schausteller Rudi Isken. Ein Trost bleibt: „Der Freitag und der Sonntag waren ganz ordentlich.“ Beim traditionellen Kirmes-Frühschoppen zogen die Stadt, Schausteller und alle in die Veranstaltung eingebundenen Organisationen Montagmittag gemeinsam Bilanz

Aufbau

Erstmals war die Strackestraße bis zum Kreisverkehr an der Oberen Mauer/Altenbürener Straße in die Kirmes einbezogen worden. Das habe der Veranstaltung gutgetan, fand Bürgermeister Dr. Bartsch: „So ist die Kirmes rund.“ Und deshalb soll das auch künftig so bleiben. „Michaelis“, sagt Hubert Schäfer, seit über 40 Jahren mit seinem Altbierstand dabei, „ist eine richtig schöne, ordentliche Kleinstadtkirmes.“ Wenn die über die jetzigen Dimension noch erweitert würde, ginge das zu Lasten der Schausteller. Schäfer: „Es ist ja nur eine gewisse Menge Leute und Geld da.“

Ablauf

Kurzfristig hatte ein für die Strackestraße als Neuheit angekündigtes und gebuchtes Laufgeschäft wegen Personalmangels Brilon gestrichen, zudem hätten, so Marktmeister Winfried Pape, vier weitere Geschäfte abgesagt. Pape: „Da fehlen dann schnell 40 Meter Front.“

Ein Bummel über den Krammarkt gehört zum Kirmesbesuch. Einige Zeltstände waren wegen der angekündigten Sturmböen vorzeitig abgebaut worden.. 
Ein Bummel über den Krammarkt gehört zum Kirmesbesuch. Einige Zeltstände waren wegen der angekündigten Sturmböen vorzeitig abgebaut worden..  © Joachim Aue

Lücken gab es vor allem auch in der Kirchenstraße und an der Oberen Mauer im Verlauf des Krammarkts. Mehrere Verkaufsstände hatten wegen der angekündigten Sturmböen ihre Zelte vorzeitig abgebaut. Dagegen sei der Steinweg „mehr belebt“ gewesen als in den vergangenen Jahren, fand Bürgermeister Dr. Bartsch.

Polizei

Zehn Kirmes-Besucher kamen bis zum Montagmorgen in den Genuss einer ganz besonderen Sonderfahrt: mit dem Streifenwagen zur Polizeiwache. Sie wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen. Damit gab es am Wochenende für die Polizei etwas mehr zu tun als im vergangenen Jahr. Insgesamt mussten die Beamten bei sieben Schlägereien einschreiten. Wie der Leiter der Polizeiwache, Erster Polizeihauptkommissar Andreas Schober, beim traditionellen Kirmes-Frühschoppen am Montagvormittag sagte, habe es keine Fälle von schwerer Körperverletzung gegeben: Da flogen „ein bisschen die Fäuste“ und es gab Ohrfeigen. Exzesse wie das Treten eines am Boden liegenden Kontrahenten seien nicht bekannt.

Michaelis-Splitter

Die Polizei hat bei einem Kirmes-Einsatz ein Gaffer-Handy eingezogen. Die Beamten hatten bemerkt, dass die Beteiligten gefilmt wurden und das Smartphone „aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes beschlagnahmt,“ so der Leiter der Wache Brilon, Andreas Schober.

Per Mail hat sich jemand mit der Frage an die Stadtverwaltung gewandt, ob das Feuerwerk zum Kirmesauftakt am Freitagabend angesichts des Klimawandels noch angebracht sei. Man wolle „mal darüber nachdenken,“ sagte Marktmeister Winfried Pape.

Am Freitag ertappte die Kirmes-Streife zwei, so Schober, „örtlich bekannte Dealer“ und nahm sie in Gewahrsam. Außerdem wurden die Beamten 15 Mal zu Hilfeleistungen gerufen, um Rangeleien zu schlichten oder sich in zwei Fällen um Taschendiebstahl zu kümmern. In der Nacht zum Samstag hat jemand die Kasse eines Getränkestandes entwendet. Es handelt sich um den Ausschank hinter der Gaststätte „Kump“. Beim Aufräumen gegen 2.50 Uhr, so die Polizei, sei der Diebstahl der Tageseinnahmen bemerkt worden. Zur Höhe der entwendeten Summe machte die Polizei keine Angaben.

Rettungsdienste

Das DRK verzeichnete bis Sonntagnacht ein Dutzend Einsätze, schwerpunktmäßig am Freitag. Drei Kirmesbesucher wurden ins Krankenhaus gebracht. Einmal musste der Krankenwagen mit Blaulicht über die Strackestraße zum Marktplatz - „Das hat prima geklappt“, so DRK-Geschäftsführer Thorsten Rediger: „Die Schausteller haben gut mitgearbeitet.“ Von insgesamt sechs ambulanten Versorgungen in Zusammenhang mit der Kirmes berichtet der Geschäftsführer des Maria Hilf-Krankenhauses, Rene Thiemann. In fünf Fällen seien das Folgen der Schlägereien gewesen. Hinzu kam eine Alkohol-Intoxikation und in einem Fall sei jemandem nach zu heftigem Karussellfahren schwummerig geworden. Die Feuerwehr hatte drei Einsätze, die betrafen allerdings nicht die Kirmes.

Verkehr

Wegen der Einbeziehung der Strackestraße ins Kirmesgelände hatten die Verkehrsbetriebe die Ersatzhaltestelle ein Stück weit in die Altenbürener Straße verlegt. Das hätten, so BBL-Ratsherr Loos, die Busbenutzer als „extrem unglücklich“ empfunden. Die Ersatzhaltestelle in Richtung Meschede befand sich unmittelbar vor der Einmündung zur Rixener Straße, aus Richtung Meschede war sie auf die Straßenseite in Höhe der Kaisers-Tankstelle gelegt worden.

Das Wahrzeichen der Michaelis-Kirmes: das Columbia-Riesenrad. 
Das Wahrzeichen der Michaelis-Kirmes: das Columbia-Riesenrad.  © Joachim Aue

Für die Kirmes selbst hatten die Verkehrsbetriebe in der Nacht zu Samstag drei und in der Nacht zu Sonntag sechs Busse eingesetzt. Die letzten Fahrten starteten gegen 4 Uhr.

Vor allem diese Fahrten hätten, so Hauke Möller, Leiter des RLG-Verkehrsmanagements, wesentlich weniger Fahrgäste angenommen als im vergangenen Jahr. Insgesamt nutzten 1286 Kirmesbesucher das nächtliche Angebot, im vergangenen Jahr waren es um die 1700.

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Inwieweit das an den verlegten Standorten der Haltestellen lag, konnte Möller nicht sagen, nur soviel: „Betrieblich haben wir das so besser im Griff.“