Marsberg. Blühstreifen reichen nicht zum Erhalt der Insektenwelt, besonders der bedrohten Wildbienen. Imker Klaus Stute weiß, was getan werden muss.
Der Vorsitzende des Kreisimkervereins, Klaus Stute aus Essentho, ist Imker durch und durch.. Die WESTFALENPOST sprach mit ihm über die wilde Biene, den Naturschutz und den, wie er meint, nicht immer nützlichen Anbau von Blühstreifen gegen das Insektensterben. Vieles sei es absurder Aktionismus statt Naturschutz. Doch der dramatische Rückgang an Insekten sei noch aufzuhalten – mit den richtigen Maßnahmen.
Worin besteht der Unterschied von der Honigbiene zur Wildbiene?
Erst einmal sind Honigbienen echt klasse. Ihr Sozialstaat, die perfekte Kommunikation und die unglaublichen Leistungen faszinieren jeden, der erst einmal seine Nase in die summenden Honigsammlerinnen stecken durfte. Die Bienen, Hummeln und zahlreiche unauffällige Brummer gehören zu den etwa 550 Bienenarten in Deutschland.
Die Wildbienen sowie die meisten Wespenarten leben einzeln – es sind sehr friedliche, interessante Tiere, denen man sich völlig gefahrlos nähern und sie sogar in die Hand nehmen kann, ohne dass sie stechen. Viele von ihnen sind selten geworden. Dabei handelt es sich um nützliche Bestäuber, die darüber hinaus auch noch für spannende Beobachtungen gut sind.
Wie schätzen sie den Nutzen von Blühstreifen zum Erhalt der Artenvielfalt ein?
In den letzten Monaten propagieren immer mehr Landwirte und andere Personen Blühflächen als Mittel gegen das Insektensterben und als Maßnahme zur Förderung der Artenvielfalt. Dieses ist aber nicht zutreffend. Häufig ist das verwendete Saatgut kein Mittel zur Förderung der biologischen Vielfalt. Diese Mischungen sind meist auf Honigbienen zugeschnitten.
Und das ist nichts für Wildbienen?
Honigbienen sind keine Wildtiere mehr. Gefährdet im Bestand sind sie auch nicht. Die Imkerverbände zeigen sogar steigende Imkerzahlen und Völkermeldungen an. Ganz anders sieht es aber bei vielen Insekten aus, speziell bei Wildbienen. Sie sind für die Bestäubung aber ungemein wichtig. Natürlich finden sich auf den Blühflächen einige „Allerwelts-Wildbienen“ wie Acker-, Garten- oder Steinhummeln ein. Den tatsächlich gefährdeten Wildbienen, das sind die allermeisten der hier vorkommenden Arten, bringen die verwendeten Blühmischungen häufig nichts.
Sie sind aber nicht generell gegen Blühstreifen?
Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass sich Menschen darum bemühen, die Landschaft bunter zu machen. Monotone Maisflächen und ausgeräumte Landschaften beleben eben nicht gerade das Landschaftsbild.
Wie wäre denn der dramatische Rückgang an Insekten Ihrer Meinung nach aufzuhalten?
Er ist nur aufzuhalten, wenn Lebensräume wie Hecken und blühende Wegraine wieder hergestellt werden. Hier sind besonders die Kommunen und Kreise gefordert, denn ihnen gehören meistens diese Flächen, die häufig von der Landwirtschaft missbräuchlich genutzt oder sogar beseitigt werden. Dort vorkommende Arten wie Rainfarn, Schafgarbe, Weg-Malve oder wilde Möhre sind Nahrungsgrundlagen unserer heimischen Insekten. Wer glaubt, mit einigen Kilogramm Saatgut von fremdländischen Arten aus dem Agrarhandel etwas gegen das Insektensterben zu tun, ist auf dem Holzweg. Das ist absurder Aktionismus.
Mit zahlreichen Bildern und Filmen führt daher unser Vortrag am 11. Oktober in die spannende Lebensweise und den Nutzen der wilden Bienen aber auch den oft missverstandenen Wespen ein. Sinnvolle Hinweise zum Schutz runden den Vortrag ab.
Wer hält den Vortrag?
Als Referentin konnte ich wieder Dr. Pia Aumeier aus Bochum gewinnen. Sie ist ein Star in der Imker-Szene. Dr. Aumeier hat schon tausende Menschen an das Hobby „Bienen“ herangeführt. Ihre Kurse sind aber auch sehr speziell. Sie sagt immer: „Nicht mehr die Honig-Ernte zieht Jung-Imker und Insektenfreunde an, sondern der Naturschutz.“ Zu dem Vortrag laden wir ausdrücklich neben der Imkerschaft alle Naturinteressierten ein. Schüler und Lehrer, die sich zudem im Biologieunterricht mit Insekten beschäftigen, sind ebenfalls besonders angesprochen.
Alle Interessenten sind zum Vortrag eingeladen
Der Vortrag findet statt am Freitag, 11. Oktober. Dann ist Imkertag im Hochsauerland. Der Kreisimkerverein lädt alle Imker sowie Insektenfreunde an dem Tag ab 14 Uhr zu einem kostenlosen Vortrag nach Marsberg, ins Deutsche Haus ein. In diesem Jahr hat Kreisimker Klaus Stute ein besonderes und aktuelles Thema ausgewählt: „Wilde Verwandte unserer Honigbiene“