Elkeringhausen. Von 2002 bis 2005 war er Vikar in Brilon, jetzt kehrt Dr. Andreas Rohde ins Hochsauerland zurück: als Leiter des St. Bonifatius-Hauses.
Am 1. Oktober übernimmt Dr. Andreas Rohde die Leitung des Bildungs- und Exerzitienhauses St. Bonifatius in Elkeringhausen. Im Moment steckt er aber noch mittendrin im Umzug. Er bezieht die Direktorenwohnung oben im Sturmiushaus. Dort hat ihn die WP getroffen.
Erinnern Sie sich noch an dem Moment, als Sie zum ersten Mal ins St. Bonifatius kamen?
Im Januar 2018 hatte ich den Anruf bekommen, ob ich die Stelle hier übernehmen möchte. Also bin ich im Februar 2018 hergefahren und habe mich mit Stefan Tausch [dem Vorgänger] getroffen. Es war eigentlich ganz witzig: Nur ein paar Tage vor dem Anruf mit dem Angebot war Stefan Tausch nämlich in Paderborn gewesen und hatte scherzhaft zu mir gesagt: ,Mensch, St. Bonifatius, das wäre doch was für dich.‘ Und ich hatte gesagt: Nö, ich bin hier am Kolleg sehr zufrieden. Stefan hat später versichert, nicht gewusst zu haben, dass man mir die Stelle anbieten wollte. Glaube ich ihm auch.
Fiel Ihre Entscheidung fürs St. Bonifatius denn sehr schnell?
Die Stelle hat mich gereizt, aber ich habe gezögert. Erstens, weil ich meine Aufgabe im Pauluskolleg sehr mochte, zweitens weil ich erst 2015 umgezogen war und drittens, weil Winterberg und das Bildungshaus doch recht abgelegen sind. In Paderborn konnte ich abends für ein Bier rausgehen, oder ins Kino. Außerdem sind fast alle meine Freunde dort. Ich habe mich gefragt: Kannst du, möchtest du diesen Ort hier aushalten, die Einsamkeit?
Und dann?
Ich bin für einen Tag hergefahren und habe versucht, mit positivem Blick auf das zu schauen, was ich hier sehe. Also nicht nach Bestätigung für meine Kritik zu suchen. Das war eine gute Strategie. Dadurch habe ich vieles entdeckt, zum Beispiel die schöne Umgebung und die Ruhe hier.
Mit welchen Visionen für das Haus kommen Sie hierher?
Ein fertiges Konzept habe ich nicht. Erstmal will ich schauen, was hier gut läuft und mich mit allen Mitarbeitern unterhalten. Wir haben ein gutes Kursprogramm und eine gute Auslastung. Eine Zielgruppe, die ich vermehrt ansprechen möchte, sind junge Leute. Junge Familien zum Beispiel und frisch verheiratete Paare.
Gibt es etwas, was Sie verändern wollen?
Wir werden unsere Werbestrategie überarbeiten müssen. Statt nur einmal im Jahr ein Kursprogramm aufzulegen, werden wir uns verstärkt auch in die sozialen Medien positionieren. Die neue Webseite war schon ein sehr guter Start.
Das St. Bonifatius soll eine Marke werden?
Im Grunde ja, aber nicht nur das St. Bonifatius allein, sondern der Verbund aller Bildungshäuser im Erzbistum Paderborn. Ein Konzept dafür ist noch in der Entwicklung, die Häuser sind ja sehr unterschiedlich ausgerichtet.
Das Haus ist durchaus bekannt für innovative geistliche Angebote wie demnächst das Mountainbike-Pilgern. Bleibt das so?
Das kann ich mir gut vorstellen. Zum einen haben wir einen ausgebildeten Erlebnispädagogen im Team, zum anderen habe ich viel mit jungen Menschen gearbeitet und weiß, welche Form von geistlichen Auszeiten sie möchten. Und DASS sie welche möchten. Der eine hört gern zu, der andere bewegt sich lieber. Daraus und aus dieser Umgebung machen wir ein Programm, das stimmig ist.
Ihre erste Vikarstelle hatten Sie in Brilon. Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Viele und sehr gute. Es gab eine große Kollegialität und viel Austausch. Mir wurde gezeigt, wie man sich in der Pastoral bewegt. Ich hatte keine Schonfrist, war als Seelsorger gleich für eine Gemeinde zuständig, habe die Messdiener und Pfadfinder übernommen – deshalb bin ich heute selbst Pfadfinder. Es war eine tolle Zeit und ich habe noch viele Kontakte nach Brilon.
In Ausbildung tätig
Andreas Rohde, 43 Jahre alt, geboren in Lünen, aber aufgewachsen in Dortmund.
Vor dem Umzug hierher war Andreas Rohde Spiritual am Pauluskolleg in Paderborn und hat dort Gemeindereferenten und –referentinnen ausgebildet.
Ein Spiritual ist als geistlicher Begleiter der Seelsorger der Studierenden.
In einem Aufsatz beschreiben Sie Ihren Weg ins Priesteramt als Ergebnis vieler Bausteine. Welche neuen Bausteine haben Sie in der Ausübung des Berufs gefunden, die Sie bestärken?
Da gibt es drei. Der erste sind Freundschaften. Im Moment wird eine intensive Debatte über den Zölibat geführt. Ich weiß, dass viele Mitbrüder Angst haben, zu vereinsamen. Sie fürchten, in den neuen, oft sehr großen pastoralen Räumen nur noch Dinge zu verrichten, ohne echten Kontakt und Zugehörigkeit. Mein Freundeskreis ist sehr gemischt, da gehören auch Nichtgläubige zu. Schließlich interessiere ich mich nicht nur für Theologie. Der zweite Baustein war meine Dissertation. Das Thema waren Brüche im Leben, Bekehrungs- und Konversionsphänomene. Also was passiert, wenn ein Leben sich radikal ändert und wie Menschen das in ihre Geschichte integrieren. In diese Arbeit ging enorm viel Kraft. Nach der Fertigstellung fiel ich in eine Art Loch, da half auch ein Urlaub nicht. Danach bin ich eine Weile sozusagen aus dem Betrieb gegangen und habe geistliche Erneuerung gesucht; mich darauf besonnen, was wirklich wichtig ist. Der dritte Baustein war die Ausbildung zum systemischen Coach, die ich 2018 abgeschlossen habe.
Ist systemischer Coach nicht irgendwie auch eine moderne Bezeichnung für das, was Priester seit jeher sind?
(lacht) Ja, könnte man sagen. Ich wollte mir noch einmal eine Ausbildung gönnen, außerdem war ich in meiner Arbeit mit den Studierenden oft an Grenzen gestoßen. Die kamen mit Problemen, für die sie nicht nur einen frommen Satz brauchten. Man bekommt in der Ausbildung gute Werkzeuge und lernt viel über sich selbst. Es gibt in der christlichen Tradition sehr gute Wegweisungen. Das verbunden mit der modernen Ausbildung gibt ein sehr gutes Gesamtergebnis, finde ich.
Ist in Ihrer Laufbahn mal etwas passiert, mit dem Sie nie gerechnet hätten?
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Praktisch jede meiner Ernennungen, denn die kamen oft überraschend. Aber es ist ja auch eine hohe Wertschätzung. Andererseits muss man jedesmal überlegen: Passt das jetzt? Ich hätte nein sagen können. Aber ich mag es im Beruf, mich auf Unvorhergesehenes einzulassen. Deshalb ist die Stelle hier toll, weil ich viel gestalten kann. Ich muss nichts so machen, wie es immer schon war. Die Kirche als Institution tut sich mit Transformationsprozessen schwer und auch ich halte privat gern an Liebgewonnenem fest. Aber bei der Arbeit ist das anders.