Bad Berleburg/Winterberg. Presbyteriums-Mitglieder sind begeistert von Sandra Gintere und ohne Einsprüche wird sie die neue Pfarrerin in Winterberg. Das sind ihre Pläne.

Wenn sie an diesem Abend nicht den Vortrag im Haus der Kirche gehalten hätte, dann wäre sie laut ihrer Planungen bei einer zweitägigen besinnlichen Wanderung im Sauerland unterwegs gewesen.

Das erzählte Dr. Sandra Gintere am Freitagabend. Nachdem sie fünf Tage vorher in Langewiese und Winterberg ihre Probepredigt abgeliefert hatte, sprach sie nun in Bad Berleburg über das Thema „Tourismus“. Die Evangelische Kirche von Westfalen präsentierte die 58-Jährige, die derzeit im Siegerland zuhause ist, der Evangelischen Kirchengemeinde Winterberg nämlich als potenzielle neue Pfarrerin. „Menschenwege in Gottes Welt“ lautete die Überschrift des Vortrags.

Thema Tourismus im Mittelpunkt

Weil die gut 1300 Gemeindeglieder der Winterberger Kirchengemeinde heute noch einer halben Pfarrstelle entsprechen, wird diese künftig um eine zweite Hälfte vom zuständigen Wittgensteiner Kirchenkreis aufgestockt. Darin soll sich Sandra Gintere um das Thema „Tourismus“ kümmern: mit dem Schwerpunkt in Winterberg, aber auch im übrigen Kirchenkreis, zu dem neben Wittgenstein auch das Schmallenberger Sauerland und die Ferienregion Eslohe gehören. Eine Woche nach der Probepredigt und zwei Tage nach dem Vortrag stimmten am Sonntag bei einer Sitzung im Anschluss an den Gottesdienst alle anwesenden Presbyteriums-Mitglieder dieser Präsentation zu. Somit wird Sandra Gintere nun nach all den üblichen Einspruchsfristen neue Winterberger Pfarrerin. Momentan ist November der angepeilte Monat für ihren Dienstantritt dort vor Ort.

Schon nach den Gottesdiensten waren die Presbyteriums-Mitglieder von Sandra Gintere begeistert. Auch für den Vortrag hatten sie sich jetzt allesamt auf den Weg nach Wittgenstein gemacht. Hinzu kamen weitere Gemeindeglieder, einige Mitglieder des Kreissynodalvorstands, also vom Leitungsgremium des Wittgensteiner Kirchenkreises, und Silke Grübener, der als Geschäftsführerin des Abenteuerdorfs Wittgenstein der Tourismus natürlich ebenfalls ein besonderes Anliegen ist.

Gintere erzählt von ihrem Werdegang

Knapp 20 Gäste waren es, die mehr hören wollten über Menschenwege in Gottes Welt. Wobei Sandra Gintere zunächst einmal ihren eigenen Lebensweg skizzierte: Nachdem sich ihre Heimat Lettland aus der Sowjetunion befreit hatte, studierte sie Theologie, das Studium führte sie danach auch nach Deutschland und in die USA. An der Luther-Akademie in Riga war sie Dozentin in der Pfarrer-, Kirchenmusiker- und Religionslehrer-Ausbildung. Aber weil ihre lettische Evangelisch-Lutherische Kirche Frauen nicht ordiniert, also fürs geistliche Amt segnet und sendet, wechselte sie nach Deutschland und wurde Pfarrerin der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Das Thema „Tourismus“ kennt sie aber von zuhause noch gut: „Da das Pilgern zu meinen Herzensangelegenheiten gehört, habe ich über mehrere Jahre Pilgerangebote in Lettland mitorganisiert und mitgestaltet. Ich bin auch stolz darauf, dass am 25. Juni dieses Jahres eine kürzere Strecke des Jakobsweges durch Lettland ausgezeichnet und der Öffentlichkeit übergeben wurde.“

Urlaub ist mehr als Adrenalin und Action

Unterfüttert mit zahlreichen Daten und Fakten aus dem Tourismus-Bereich sah Sandra Gintere einen wichtigen Einsatzort für Kirche auf diesem Gebiet: „Die Urlaubszeit kann eine der Möglichkeiten sein, die Menschen anzusprechen und einzuladen, neu über Gott und die Welt - und über sich selbst - nachzudenken. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen in unseren Tagen weniger nach Action und Adrenalin suchen. Sie sind vielmehr auf der Suche nach einer neuen Klarheit und Fokussierung in Körper, Seele und Geist.“

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Dabei freute sie sich, dass es im Kirchenkreis bereits eine wichtige Institution auf diesem Gebiet gibt: „Als ich das Programmheft ‚Spiritueller Sommer 2019‘ studierte, konnte ich nur staunen. Es ist mir noch nicht klar, wie breit die Evangelische Kirche in diesem Netzwerk vertreten ist. Aber ich glaube, dass es noch Raum nach oben gibt.“ Dabei müsse sich jede Gemeinde vor Ort eigene Gedanken machen, was zu ihr passe, aber: „Das Wichtigste ist es jedoch, die Menschen zu ermutigen, auf der Spur ihrer Sehnsucht zu bleiben.“