Medebach. Die Bevölkerungszahlen sind stabil, die Nachfrage nach Bauland auch. Jetzt werden am Gelängeweg und am Ringelfeldweg zwei Neubaugebiete geplant.

Auf großes Interesse stieß am Donnerstag (5.9.) die Infoveranstaltung zu den zwei geplanten neuen Baugebieten in der Medebacher Kernstadt.

Rund 100 Personen waren in die Aula des Schulzentrums gekommen – selbst wenn die Planungen noch am Anfang stehen und deshalb Detailfragen noch nicht beantwortet werden konnten. Zahlreiche negative Rückmeldungen der Anwohner („Warum ausgerechnet bei uns?“) gebe es allerdings bereits, inklusive einer Unterschriftenliste gegen das Vorhaben, wie Bürgermeister Thomas Grosche mitteilte.

Er erläuterte zunächst die Gründe der Stadt, überhaupt Baugebiete zu planen. Anders als in den Ortsteilen sei die Bevölkerungszahl in der Kernstadt stabil, die Zahl der Bauanfragen mit sechs bis sieben pro Jahr ebenfalls.

Keine verfügbaren Flächen mehr

Allerdings stehe kein einziges städtisches Grundstück mehr zur Verfügung, man könne Bauwillige nur noch auf eine Warteliste aufnehmen. Auf der stünden etwa 20 Namen. An andere Flächen wie Baulücken komme man nicht heran, und der Erwerb einer Gebrauchtimmobilie interessiere trotz städtischer Förderung kaum eine junge Familie.

Gemessen an vielen Faktoren – von der Verkäuflichkeit bis zum verfügbaren Kanaldurchmesser – seien die beiden Flächen am Ringelfeldweg und am Gelängeweg am geeignetsten. Erstere ist knapp zwei Hektar groß, dort könnten 20 Häuser entstehen, die zweite umfasst knapp vier Hektar, das wären gut 30 Bauplätze. Die Stadt hofft, damit den Bedarf für die nächsten zehn Jahre zu decken.

Die Fläche am Gelängeweg solle als erste erschlossen und bebaut werden, die am Ringelfeldweg je nach Interesse nachziehen.

Ablauf des weiteren Verfahrens

Die Planungen stehen am Anfang. Bisher gibt es nur einen Aufstellungsbeschluss, das ist der erste Schritt im Verfahren.

Nach diesem ersten Schritt folgen die Beteiligung von Öffentlichkeit und Behörden, um zum Beispiel Naturschutz- und Denkmalbelange zu berücksichtigen.

Nach der Abwägung aller Einwendungen kann ein Bebauungsplan erstellt und der Flächennutzungsplan wenn nötig geändert werden.

Zulässig wären auf beiden Flächen nur Ein- bis Zweifamilienhäuser mit maximal zwei Etagen auf Grundstücken zwischen 700 und 1000 Quadratmeter Größe, wie Carsten Lang vom Planungsbüro Wolters Partner erläuterte.

Die relativ lockere Bebauung verbrauche zwar mehr Fläche, andererseits sei diese aber dann weniger versiegelt als bei kleineren Grundstücken.

Das größere der beiden Baugebiete liegt am Gelängeweg, das kleinere am Ringelfeldweg
Das größere der beiden Baugebiete liegt am Gelängeweg, das kleinere am Ringelfeldweg © Manuela Nossutta

Beide Baugebiete würden nur von jeweils einer Seite für den Autoverkehr erschlossen. Für die größere Fläche ist eine Y-förmige Straßenführung vorgesehen, die beiden Arme des Y lägen am Gelängeweg an. Am unteren Ende, zur Locminéstraße, wäre das letzte Stück nur für Fußgänger und Radfahrer durchgängig. Vom Ringelfeldweg würde eine q-förmige Straße abgehen.

Eingriffe in die Natur

Beide Gebiete liegen außerhalb der im Regionalplan vorgesehenen Siedlungsfläche. Das Vogelschutzgebiet Medebacher Bucht und FFH- und Natura-2000-Gebiete sind zwar nicht betroffen, wohl aber Landschaftsschutzgebiete.

Eine erste naturfachliche Begutachtung stellte Landschaftsökologe Volker Stelzig vor. Sechsmal seien beide Flächen untersucht worden. Mit dem Ergebnis: Dort brüten unter anderem Feldlerchen, Girlitze, Turmfalken und die seltenen Braunkehlchen und Bluthänflinge.

Zumindest zeitweise wurden auch Turteltauben, Steinschmätzer und Wachteln entdeckt. Außerdem zwei Fledermausarten, darunter wahrscheinlich die unter Naturschutz stehende Fransenfledermaus. Für die Fledermäuse, so Stelzig, sei eine Bebauung jedoch eher unproblematisch. Solange sie geeignete Quartiere fänden, seien sie schnell und mobil und nutzten zur Jagd auch Gärten. Für die Vögel müsse eventuell anderswo geeignete Fläche geschaffen werden.

Noch nicht geprüft wurden die Eingriffe in Boden, Klima und Wasser. Das würde im Zuge der weiteren Planungen bei der Umweltprüfung geschehen.

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Nach den Präsentationen konnten die Zuhörer Fragen stellen. Mehrere äußerten dabei die Sorge, dass der zusätzliche Verkehr zu Behinderungen und Gefährdungen führen könnte. Seitens der Planer gebe es keinen Zweifel daran, dass die zusätzlichen Autos in dem Gebiet verkraftbar seien, erläuterte Bürgermeister Grosche. Alle konkreten Anregungen würden aber aufgenommen und wenn möglich bei den Planungen berücksichtigt.