Medebach. Als einzige im Kreisschützenbund haben Medebacher schon zweimal den höchsten Titel geholt: 1980 Hubert Schäfer und 1995 Andreas Schröder.
Wenn demnächst die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft zum 24. Bundesfest des Sauerländer Schützenbundes bittet, werden bei zwei Medebachern sicherlich schöne Erinnerungen geweckt. Denn bisher ist es zwei Hansestädtern gelungen, den Titel Bundesschützenkönig zu holen.
Hubert Schäfer holte sich 1980 in Olpe die Königswürde, Andreas Schröder gelang das 1995 in Len-dringsen. Einmal die Regentschaft über mehr als 300.000 Schützenbrüder und mittlerweile auch -schwestern zu haben – das ist schon eine ganz besondere Ehre.
Darum sind die Medebacher auch stolz, dass sie – als einziger Verein im Kreisschützenbund – schon zweimal den Bundesschützenkönig stellten.
Festzug im strömenden Regen
Hubert Schäfer schoss 1980 in Olpe 28 Ringe (eine 10 und zweimal 9). Damals wurde beim Bundesschützenfest noch auf Schießscheiben geschossen. Damit setzte sich der damals 32-Jährige gegen 170 Regenten aus den mittlerweile sieben Schützenkreisen aus ganz Südwestfalen durch. An seiner Seite Lorli Humberg, die sich sicherlich mit gemischten Gefühlen an dieses Fest erinnern wird: Es regnete während des Festzugs pausenlos, so dass die schönen Kleider und Frisuren von Königinnen und Hofdamen arg in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Der Sauerländer Schützenbund
343 Bruderschaften, Vereine, Gesellschaften, Gemeinschaften und Heimatvereine aus den Schützenkreisen (SK) Arnsberg, Brilon, Iserlohn, Lippstadt, Meschede, Olpe und Soest
168.749 Mitglieder (Stand: 1. Januar 2019)
Bundesoberst: Martin Tillmann (Lennestadt); Bundesschützenkönig: Hendrik Günzel, Schützenbruderschaft St. Sebastian Küntrop (SK Arnsberg)
Bundesjungschützenkönig: Sven Sauerteig, Schützenverein Dedinghausen (SK Lippstadt).
„Die dreijährige Amtszeit war gar nicht so einfach“, blickt Hubert Schäfer, der beim großen Festzug als ehemaliger Bundesschützenkönig mit auf der Tribüne steht, zurück.
Während der Festsaison sei er jeden Sonntag unterwegs gewesen: hier einen Orden verleihen, dort ein Jubiläum. Unter der permanenten Abwesenheit habe seine Frau doch etwas gelitten. Allerdings nicht darunter, dass sie nicht mit ihrem Mann die Regentschaft teilen durfte. Damals war es in Medebach ein ungeschriebenes Gesetz, nicht die Ehefrau zur Königin zu nehmen.
15 Jahre später stellten die Medebacher mit Andreas Schröder erneut den Bundesschützenkönig. Beim 16. Bundesfest 1995 in Lendringsen bei Menden hatte der 28-jährige Kantor einer Gemeinde in Recklinghausen gegen 124 amtierende Regenten nach 405 Schüssen im Finale die Nase vorn und konnte schon vor der abendlichen Proklamation und dem Zapfenstreich die Glückwünsche seiner Vereinskollegen entgegennehmen.
Unterstützung bei der Regentschaft erhielt er von seiner damaligen Freundin Roswitha Neumann, mit der er heute verheiratet ist.
Gerne blickt Andreas Schröder auf die drei Jahre seiner Regentschaft zurück, insbesondere die Teilnahme an zwei Europaschützenfesten und der Steuben-Parade in New York möchten die Schröders nicht missen. Heute in Oer-Erkenschwick wohnhaft, fühlen sie sich Medebach und dem Sauerland immer noch eng verbunden.
Vier Kilometer Festzuglänge
Über den großen Festzug schrieb montags die Westfalenpost: „Ein Festzug von vier Kilometern Länge wälzte sich gestern durch Lendringsen. 10.000 Schützen marschierten mit ihren Königspaaren mit und etwa 50.000 Zuschauer bestaunten das Spektakel.“
Auch wenn damals, abgesehen von den Königinnen, Hofstaatsdamen und Musikerinnen, noch keine Frauen im Festzug mit marschierten, sorgte das Thema Frauen im Verein und unter der Vogelstange in Lendringsen für Aufsehen. Heute, 24 Jahre später, ist das Schützenwesen bis auf wenige Ausnahmen noch immer Männersache.
Die anderen KSB-Bundeskönige
Kurz sei noch erinnert an die anderen Bundesschützenkönige aus dem KSB Brilon: Hermann Becker von den Briloner St.-Hubertus-Schützen, der 1963 in Anröchte gegen 105 Majestäten aus den Schützenkreisen Arnsberg, Brilon, Meschede, Olpe, Iserlohn und Lippstadt am Schießstand im Stechen gewann. Er wurde in seinem Königsjahr von drei Königinnen begleitet.
Elleringhausen stellte den ersten Bundeskönig
Der erste Bundesschützenkönig überhaupt stammt übrigens aus Elleringhausen: Alois Schröder hat damit einen festen Platz in den Geschichtsbüchern der Sauerländer Schützen. Dabei hatte es 1956 in Schmallenberg zunächst gar nicht danach ausgesehen.
Denn Schröder als Regent der Schmallenberger St.-Hubertus-Schützen hatte am Schießstand nur Platz zwei belegt und war mit Adjutant Otmar Keuthen schon auf dem Heimweg.
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Dann stellte sich heraus, dass der vermeintliche Sieger aus Fleckenberg laut Satzung gar nicht am Schießen hätte teilnehmen dürfen. So wurde Schröder noch am selben Abend als erster Bundesschützenkönig des SSB ausgerufen.