Medebach. In wenigen Wochen richtet die Hansestadt das Bundesschützenfest aus – wie schon 1986. Damals gab es eine entscheidende Veränderung im Festablauf.

Die Medebacher St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft hat so ihre Erfahrung, wenn es darum geht, Großereignisse im Sauerländer Schützenbund ausrichten.

Schon 1986 richteten die Schützen in der alten Hansestadt zum ersten Mal ein Bundesschützenfest, 1994 sogar das Europaschützenfest sowie 1972 und 2017 die Kreisschützenfeste des Altkreises Brilon aus.

Eigentlich wäre der hiesige Kreisschützenbund, nach Brilon 2010, erst wieder 2031 am Zuge gewesen, zum großen Fest zu bitten.

St.-Sebastianus-Schützen Medebach

Gründungsjahr: 1486

Mitglieder: ca. 1.100, Vorsitzender: Thomas van Dyck (kommissarisch)

Ehrenvorsitz: Josef Schreiber

Königspaar: Matthias Schreiber und Jessica Lehwark; Geck- und Jungschützenkönig: Fabian Schnellen

Ausrichtung großer Feste: Europa-Schützenfest im Jahr 1994; Bundesschützenfest 1986 und 2019; Kreisschützenfest 1972 und 2017

Doch als vor rund zwei Jahren die St.-Hubertus-Schützen aus Velmede-Bestwig aufgrund logistischer Schwierigkeiten und immer größer werdenden behördlichen Auflagen das Bundesschützenfest an den SSB zurückgaben, sprangen die Medebacher kurzerhand in die Bresche, um vom 13. bis 15. September für zehntausend und mehr Schützen ein guter Gastgeber zu sein.

Erstmals Schießen auf Schützenvogel

Das zweite Bundesschützenfest in Medebach ist Grund genug, ein wenig Rückschau zu halten auf 1986, als mehr 7000 Schützen beim großen Festzug durch das dichte Spalier der Zuschauer am Straßenrand marschierten.

In Medebach wurde zum ersten Mal bei der einem Bundesschützenfest der König unter der Vogelstange – so der bis heute gängige Sprachgebrauch – ermittelt.

Scheibenschießen war schwieriger

Bei den zwölf Vogelschießen von 1956 bis 1983 wurde noch auf Schießscheiben geschossen. Dabei musste der König schon ein besonders guter Schütze sein, um sich auf dem Schießstand mit dem Kleinkalibergewehr gegen die mitunter mehr als hundert Bewerber aus den Bruderschaften, Gesellschaften und Vereinen des SSB durchzusetzen.

127 Bewerber gab es 1986 für das Amt des Bundesschützenkönigs
127 Bewerber gab es 1986 für das Amt des Bundesschützenkönigs © Archiv Aue

Mit der Neuerung 1986 wurde einem Beschluss der Bundesversammlung aus dem Frühjahr Rechnung getragen, um mehr Chancengleichheit zu erreichen. „Scheibenschießen sei doch eher was für Sportschützen“, erinnert sich Olsbergs Ehrenoberst Werner Menke an die damalige Entscheidung.

Auf die Schnelle musste also eine Lösung her – denn wenn sich 127 gemeldete Majestäten an einer einzigen Vogelstange um die Königwürde beworben hätten, hätte der Wettkampf sich ziemlich lange gedauert.

Drei Kugelfänge für Vorentscheidung

Also bauten die Medebacher Schützen drei besondere Kugelfänge für die Vorentscheidung, um die 15 Finalisten zu ermitteln. Bundesschützenkönig wurde schließlich Franz Kolassa, der tags zuvor seinen 57. Geburtstag gefeiert hatte.

Wie auch in seinem Heimatverein, der St.-Johannes-Schützenbruderschaft Langenholthausen bei Balve, wurde er auch als Bundesschützenkönig von Ehefrau Bärbel bei der Regentschaft über gesamte Sauerländer Schützenvolk unterstützt.

Doch nicht nur der imposante Festzug durch die Stadt und der Vorbeimarsch am Marktplatz sind vielen älteren Medebachern in guter Erinnerung, sondern auch das Festhochamt in der Pfarrkirche St. Peter und Paul, das von Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt aus Paderborn zelebriert wurde.

Auch interessant

Wie der Chronik der St.-Sebastianus-Schützen zu entnehmen ist, waren Besucher und Zuschauer vom 13. Bundesschützenfest restlos begeistert. So etwas habe man nur schultern können, weil alle Medebacher Vereine an einem Strang gezogen hätten. In ein paar Tagen sind wieder alle Medebacher aufgefordert, sich beim Bundesschützenfest einzubringen – sofern sie es nicht schon in der mehr als einjährigen Vorbereitungsphase getan haben.