Brilon. Susanne Kunst hat ihre Kindheit gerne in der Natur verbracht und gibt ihr Wissen als Waldpädagogin weiter. Sie hat ihre Aufgaben klar abgesteckt.

Schon von Kindesbeinen an hat Susanne Kunst eine enge Bindung zu Wald und Natur. Viele Jahre hat sie diese Liebe zur Natur in verschiedenen Sauerländer Kindergärten mit ihrer Arbeit als Erzieherin verbunden. Auch durch ihren Einsatz als „Rothaar-Hexe“ für „Brilon natürlich“ ist sie vielen bekannt. Zum 1. August hat sie bei der Stadt Brilon eine Stelle als zertifizierte Waldpädagogin angetreten. Im WP-Gespräch erzählt sie, warum gerade angesichts von Klimawandel und Digitalisierung der heimische Wald so wichtig für uns ist.

Immer wieder wird beklagt, dass Kinder heute zu wenig draußen spielen und, dass manche von ihnen gar nicht mehr klettern oder balancieren können. Deckt sich das mit Ihrer Erfahrung?

Susanne Kunst: Ja, der Lebensalltag der Kinder hat sich sehr verändert. Das liegt oft daran, dass Kinder zu viel Zeit vor dem Fernseher, dem Computer oder mit ihrem Handy verbringen. Die Kommunikation findet vorwiegend über diese Medien statt. Die Auswirkungen sind häufig Haltungsschäden, Defizite in der Körperwahrnehmung, Koordination und im Muskelaufbau. Auch die Lebenswelt der Eltern hat sich verändert. Sie müssen ständig und überall erreichbar sein und nehmen sich zu wenig Zeit um abzuschalten. Ihr Stress überträgt sich auf die Kinder.

Kinder können sich im Wald frei bewegen und Spannendes entdecken. Wichtige Aspekte für Waldpädagogen.MATTHIAS GRABENFUNKE Foto Services
Kinder können sich im Wald frei bewegen und Spannendes entdecken. Wichtige Aspekte für Waldpädagogen.MATTHIAS GRABENFUNKE Foto Services

Wie war denn Ihre Kindheit?

Meine Kindheit hat mich sehr geprägt. Ich war nicht im Kindergarten, habe auf der kaum befahrenen Straße oder im Wald mit anderen Kindern gespielt. Ich durfte auch alleine eine Stunde lang im Bach einen Staudamm bauen. Ohne Handy bin ich von Brilon-Wald durch den Wald nach Petersborn zu meiner Freundin gelaufen. Das würde heute keiner mehr wagen. Mein Vater und mein Opa waren Jäger und haben mich oft mitgenommen.

Was hat Sie bewegt, Waldpädagogin zu werden?

Dazu hat mich mein Sohn ermutigt. Er studiert Forstwissenschaft und hat andere zertifizierte Waldpädagogen kennengelernt. Er hat mir gesagt: Das ist Dein Thema, so solltest Du auch arbeiten. Daraufhin habe ich berufsbegleitend im Forst Bildungszentrum in Arnsberg meine Ausbildung und die Prüfungen zur zertifizierten Waldpädagogin absolviert. Dabei kamen mir meine Erfahrungen, die ich während meiner achtjährigen Waldkindergarten-Arbeit in Esshoff gesammelt habe, zugute.

Was war das Besondere dort?

Die Kinder können sich frei bewegen und überall Spannendes und Wissenswertes entdecken und ausprobieren. Gerüche wahrnehmen, Tiere beobachten, Vögel zwitschern hören, die Stille genießen, die Natur im wahrsten Sinne des Wortes begreifen. Beim Hütten bauen oder im Bach spielen durften wir uns alle auch mal dreckig machen. Mit viel Fantasie sind wir in die Welt von magischen Wesen eingetaucht. Mir ist auch wichtig, dass Kinder die Arbeitswelt der Landwirte, Jäger, Forstwirte und Holzrücker miterleben und Zusammenhänge erfragen konnten.

Wo sehen Sie Ihre jetzige Aufgabe als angestellte Waldpädagogin bei der Stadt Brilon?

Ich möchte Themen-Angebote für Schulklassen und Kindergärten machen, zum Beispiel auf dem Waldfeenpfad oder im Bürgerwald in Petersborn. Auf Wunsch bin ich auch bereit, in die Dörfer zu kommen um zu sehen, welche Möglichkeiten sich vor Ort anbieten. Je nach Erfahrungs- und Entwicklungsstand der Kinder können wir Erwachsenen, eventuell mit den Kindern gemeinsam, unseren Waldtag oder ein längeres Projekt planen. In den Schulen spielt der Lehrplan eine wichtige Rolle. Dabei geht es beispielsweise darum, die Baumarten spielerisch kennen zu lernen.

Auch interessant

Arbeiten Sie auch direkt mit dem Forstamt zusammen?

Der Zusammenhang von Klima-Erwärmung, Fichtensterben in Verbindung mit der Borkenkäferplage ist ein sehr aktuelles Thema. Auch im Briloner Wald werden zurzeit Wiederaufforstungspläne gemacht. Dabei wird gründlich abgewogen, welche Baumart mit dem Klimawandel besser klarkommt und an welchem Standort sie gepflanzt werden soll. Dabei gibt es viele Dinge, die beachtet werden müssen. Ich durfte einen Förster bei dieser Arbeit begleiten. Eine enge Zusammenarbeit und eine gute Absprache mit dem Forstamt und Förstern sind für meine Arbeit unerlässlich. Mein Vorgänger, Förster Gerhard Schreiber, hat mir viele wichtige Unterlagen hinterlassen, die ich nach und nach studieren werde. Ich habe mein Büro zu Hause und nicht wie er im Forstamt. Auch Frau Hoppe vom Schulamt und ich arbeiten eng zusammen.