Zum Internationalen Tag des Bieres hat die WP Bier-Sommelière Cindy Wetekam interviewt. Es gibt für jeden Anlass eine passende Sorte, sagt sie.

Westheim. Heute (2. August) wird der „Internationale Tag des Bieres“ begangen. An diesem Tag wird rund um den Globus das Kultgetränk gefeiert, das z.B. in Tschechien besonders beliebt ist. 183,1 Liter pro Person wurden dort 2017 getrunken; in Deutschland waren es 106,6. Wir sprachen mit Bier-Sommelière Cindy Wetekam von der Westheimer Brauerei.

Wird der „Internationale Tag des Bieres“ in Ihrer Brauerei gefeiert?

Cindy Wetekam: Das Fest feiern wir nicht, aber wir richten jährlich unser Brauereifest rund um den 23. April aus. Denn dann findet der „Tag des deutschen Bieres“ statt, bei dem an die Verkündung des Reinheitsgebots für Bier erinnert wird. An dieses Gebot hält sich natürlich auch die Westheimer Brauerei.

Was zeichnet Ihre Marke und Ihr Bier aus?

Uns zeichnet aus, dass wir verschiedene Spezialitäten anbieten und für alle Geschmäcker etwas dabei haben. Die Vielseitigkeit ist sicherlich unser Steckenpferd. Außerdem probieren wir immer wieder neue Sorten aus und wagen Neues. In den letzten drei Jahren haben wir vier neue Biere in unserem Sortiment etabliert.

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Gibt es Ihrer Meinung nach eine besondere Entwicklung beim heimischen Bier und was glauben Sie, wird in Zukunft passieren?

Nach wie vor ist das klassische Pilsbier die umsatzstärkste und etablierteste Marke. Für die Kunden werden jedoch Randprodukte immer interessanter. Dazu zählt Dunkelbier, Kellerbier oder sogar Honigbier – Bier kann viel mehr sein als nur ein Pils. Die Brauerei Westheimer setzt auch auf alkoholfreie Sorten von Weizenbier, Pils bis Malzbier. Gerade das Letztgenannte erfährt derzeit einen Neustart, ebenso erfreut sich das naturtrübe Radler großer Beliebtheit. Für uns ist es wichtig, den Markt zu beobachten und auf die Wünsche der Kunden einzugehen.

Der „Internationale Tag des Bieres“ soll Menschen verbinden. Können Sie das erklären?

Bier kann auf verschiedensten Ebenen verbindend wirken. An einem Biertisch rücken Menschen enger zusammen, die sich mitunter gar nicht kennen. Sie kommen ins Gespräch und prosten sich zu. Bier ist Kommunikation. Außerdem kommt Bier überall an und ist komplett gesellschaftsfähig – es passt sowohl beim edlen Fünf-Sterne-Menü als auch beim Fußballspiel auf dem Dorfplatz. Es gibt für jeden Anlass die passende Sorte.

Was gefällt Ihnen an heimischen Bieren und was mögen Sie an ausländischen Sorten?

Generell finde ich es gut, dass lokale Brauereien in der Region verankert sind und z.B. heimische Vereine unterstützen. Neben dem deutschen Reinheitsgebot erfreue ich mich auch an der Vielseitigkeit der Geschmacksrichtungen. Im Ausland Bier zu trinken ist besonders spannend, weil die Biere anders konzipiert werden. Wichtig ist, dass man offen für Neues ist und z.B. belgisches Bier mit zwölf Prozent nicht mit heimischem Pils vergleicht. Es gibt so viele tolle Biere weltweit, man muss sie nur probieren.

Brauen war Sache der Frauen

Bier war und ist in Westfalen-Lippe ein beliebtes Getränk: 2017 wurden in Nordrhein-Westfalen 17,1 Millionen Hektoliter Bier konsumiert, nur in Bayern wurde in dem Jahr mehr getrunken. Bier liefert aber auch Einblicke in die Kulturgeschichte. Den heutigen „Internationale Tag des Bieres“ hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum Anlass genommen, um in die Vergangenheit des Kultgetränks zu reisen.

„Bierbrauen war bis ins 20. Jahrhundert hinein Haus- und damit Frauenarbeit. Bier wurde in fast jedem Haushalt hergestellt“, erklärt Kathrin Schulte von der Volkskundlichen Kommission des LWL. Damals waren Qualität und Rezept der Biere aber häufig noch sehr unterschiedlich. Was für die Herstellung eines guten Bieres erforderlich war, darüber gingen die Ansichten auseinander, schreibt der LWL. Ein Gewährsmann der Volkskundlichen Kommission aus Senden wies in den 1960er-Jahren beispielsweise darauf hin, dass es überaus wichtig sei, einen geeigneten Zeitpunkt für das Brauen zu wählen. Als Eselsbrücke gibt er an, dass sich alle Monate, in deren Namen ein „r“ vorkomme, gut eigneten. Andernfalls „hält sich das Bier nicht, im März und April ist die richtige Zeit zum Brauen.“

Ein Durstlöscher

Bier war nicht nur Genussmittel, sondern auch Durstlöscher und normaler Teil des Alltags. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert bekamen die Landarbeiter das selbst gebraute Bier, dessen Alkoholgehalt vermutlich unter demjenigen heutiger Biersorten lag, als Durstlöscher während der Ernte auf den Feldern, teilt der LWL mit.

Bereits im 19. Jahrhundert kam dem Bier eine weitere wichtige Aufgabe zu. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte sich das Trinkverhalten in breiten Bevölkerungsschichten drastisch verändert.

Der Konsum von stärkeren Alkoholika wie Schnaps fand Einzug in die Ernährungsgewohnheiten der Bevölkerung. Die massenhafte Verbreitung von Bier sollte der „Branntweinpest“ ein Ende setzen, da der harte Alkohol letztlich viele negative Begleiterscheinungen mit sich brachte.