Medebach. Einmal die Woche greifen Bewohner des Seniorenheims St. Mauritius zum Tablet und erkunden das Internet. Youtube und Spieleapps gefallen besonders.

„Man darf keine Angst vor was Neuem haben.“ Da sind sich Anna Wasmuth, Elfriede Gühring, Friedemann Peter Harney und Karin Schürmann einig. Die vier wohnen im Seniorenheim St. Mauritius in Medebach und gehören zu den Cyber Oldies. Die Gruppe trifft sich einmal die Woche im Foyer des Heims. Die Mission: Herausfinden, was es so auf sich hat mit dem Internet und ob es da auch interessante Inhalte für alte Menschen gibt.

Die Videoplattform Youtube haben sie schon ausprobiert. „Einen Film über Medelon“, erzählt Anna Wasmuth, hat sie sich da angeschaut. Medelon interessiert die 87-Jährige besonders, denn da kommt sie her.

Die Interessen der anderen gehen weit auseinander – vor allem, was Musik betrifft, die man auch auf Youtube finden kann. Während Elfriede Gühring „besonders bei Chormusik das Herz aufgeht“, sind es bei Friedemann Peter Harney christliche Lieder und Oldies der 70er und 80er.

Karin Schürmann hängt beim Spiel Wortguru fest. Friedemann Peter Harney hat noch eine Idee für ein neues Wort.
Karin Schürmann hängt beim Spiel Wortguru fest. Friedemann Peter Harney hat noch eine Idee für ein neues Wort. © Stefanie Bald

Karin Schürmann, nach ihrer Lieblingsmusik gefragt, schaut kurz unter sich und rückt erst dann heraus: „AC/DC.“ Das Internet hat für jeden was.

Tablets aus Spenden angeschafft

Derzeit beschäftigt aber vor allem eine Funktion die Cyber Oldies: Spiele-Apps. „Daran sind wir ein bisschen hängengeblieben“, sagt Tatjana Hellwig, Leiterin des sozialen Diensts.

Das chinesische Legespiel Mah-Jongg und Wortguru, bei dem man aus einer Handvoll Buchstaben Wörter bilden muss, gehören zu den Rennern. „Wir wollen unser Gehirn ein bisschen aufmöbeln“, sagen die Senioren.

Die Cyber Oldies gibt es seit rund anderthalb Jahren. „Das Heim hatte damals eine Spende erhalten und wir haben beschlossen, das Geld in vier Tablets zu investieren“, berichtet Tatjana Hellwig.

Whatsapp ist kein Thema

Generell steige das Interesse der Bewohner an Internet und WLAN und das werde in Zukunft sicher noch mehr, wenn die älteren Menschen es aus dem Alltag gewöhnt seien. „Für die heutige Generation 90 plus ist das Thema sehr abstrakt, aber bei den 70-Jährigen sieht das schon anders aus.“

Dienste zum Nachrichtentausch wie Whatsapp nutzt von den vier Anwesenden niemand. Zum Kommunizieren reicht ihnen das Festnetz. Einige haben auch ein Handy, geben aber zu, dass sie das oft im Haus vergessen, wenn sie rausgehen.

Nicht von Technik abhängig machen

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„Man darf sich nicht von der Technik abhängig machen“, findet Friedemann Peter Harney, und Elfriede Gühring bekräftigt: „Die jungen Leute hängen da ja immer dran, und dann mobben sie sich auch oft.“

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Anfangs, sagt sie, habe sie gar kein Interesse an der ganzen neuen Technik gehabt. Wollte damit in Ruhe gelassen werden. Aber als sie die Gruppe sah, erwachte doch die Neugier. Dort kann sie alles in Ruhe und geschützt ausprobieren – dass die älteren, unerfahrenen User nicht in den Fallstricken des Internets hängenbleiben, dafür sorgt Betreuerin Antje Humberg.

„Mit Anleitung“, sagt Elfriede Gühring, „muss man keine Angst haben.“ Inzwischen hat sie sich sogar einen neuen Fernseher gekauft, mit dem sie online gehen könnte. Bloß der Internetanschluss fehlt.

Langzeitziel: Imagefilm

Nach einer Weile mit den neuen Geräten hat die Betreuerin festgestellt, dass sie den Senioren die Handhabung um einiges erleichtern kann: Einfache Ständer aus Holz und Eingabestifte mit Gummispitze erlauben das Bedienen der Tablets auch Menschen, deren Hände nicht mehr so beweglich sind.

Als langfristiges Ziel plant Antje Humberg mit der Gruppe den Dreh eines Imagefilms über das Seniorenheim. Die Cyber Oldies könnten beim Schnitt helfen und die Texte sprechen. Wann genau das Projekt umgesetzt werden soll, steht noch nicht fest.

Aber es kann bestimmt auf die Unterstützung von Elfriede Gühring bauen. „Ich sage immer: Wenn es was Neues gibt, vergesst mich nicht. Ihr wisst ja, wo ich wohne.“