Olsberg/Brilon. Ärzte aus Brilon und Olsberg trafen sich erneut, um Möglichkeiten zu diskutieren. Positive Beispiele gibt es und auch viel Unterstützung.

Zur zweiten Runde des gemeinsamen Projektes „Ärztegewinnung: Anwerben von Ärzten und medizinischem Fachpersonal“ trafen sich niedergelassene Ärzte aus Brilon und Olsberg sowie die Chefärzten des Briloner Maria Hilf-Krankenhauses und Vertreter der Städte Brilon und Olsberg im Rathaus Olsberg, um über Chancen und Möglichkeiten zu diskutieren.

Ein positives Beispiel für eine Niederlassung in der Region ist eine Sauerlandpraxis in Medebach. Der Allgemeinmediziner Tim-Henning Förster übernahm die Praxis vor einigen Jahren von seinem Vater. Schnell hatte er einen Studienkollegen davon überzeugen können, in die Praxis mit einzusteigen. Ab da ging es fast wie von selbst. „Es ist viel Eigeninitiative erforderlich, um die jungen Ärzte für die eigene Praxis zu gewinnen. Aber auch der Umstand, dass wir in einer Gemeinschaftspraxis arbeiten, überzeugt die jungen Ärztinnen und Ärzte“, so Tim-Henning Förster, „der Erfahrungsaustausch untereinander und die Möglichkeit, kurzfristige Ausfälle zu kompensieren, ist für viele ein Grund, sich in einer Gemeinschaftspraxis hausärztlich niederzulassen.“

Hilfe von den Kollegen

Viel Unterstützung bekommt er mit seinen Kollegen auch von seinen medizinischen Fachangestellten und so genannten „EVAs“. Die Abkürzung steht für „Entlastende Versorgungsassistentinnen“, die teilweise die Hausbesuche abnehmen und die ersten medizinischen Untersuchungen durchführen.

Das Projekt Land(auf)Schwung unterstützt Landkreise in strukturschwachen ländlichen Regionen.
Das Projekt Land(auf)Schwung unterstützt Landkreise in strukturschwachen ländlichen Regionen. © Stadt Brilon

Auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) bietet Unterstützung an. Ansgar von der Osten informierte über Änderungen im so genannten Terminservice- und Versorgungsgesetz. Gesetzlich Versicherten soll es so möglich werden, schneller Arzttermine zu bekommen. Auch auf die Bedarfsplanung in einigen Fachbereichen werde dies Auswirkungen haben, so Ansgar von der Osten. Diese werden sich besonders im Hochsauerlandkreis bemerkbar machen.

Förderungen für Praxisgründungen

Weiterhin stellte er die Fördermöglichkeiten der Kassenärztlichen Vereinigung und des Landes NRW vor, die im hausärztlichen Bereich bestehen. Hierbei werden verschiedene Ansätze berücksichtigt. Förderungen gibt es zum Beispiel für Weiterbildungsassistenten und Praxisgründungen. Ein Weiterbildungsverbund ist auch ein Wunsch, den einige niedergelassene Ärzte formulierten.

Modellvorhaben

Mit dem Modellvorhaben Land(auf)Schwung unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 13 ausgewählte Landkreise in strukturschwachen ländlichen Regionen. Sie erhalten ein Regionalbudget für die Umsetzung vereinbarter Ziele.

Stefan Rohpeter von der Unternehmensberatung Valetudo, welche die beiden Kommunen in ihrem Projekt begleitet, erläuterte, welche Vorteile ein solcher Verbund mit sich bringt und wieso gerade das auch junge Mediziner ins Sauerland locken könnte. Dr. Hans Heiner Decker, Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe in Arnsberg, unterstrich, dass hier die Zusammenarbeit untereinander entscheidend für den Erfolg ist.

Vorteile für alle Beteiligten

Einig waren sich alle Anwesenden, dass ein Weiterbildungsverbund allen echte Vorteile bringen kann. Kümmerer, Partnerprogramm, Weiterbildungsverbund und Kerngruppe sind nur einige Maßnahmen, die die Beteiligten im Rahmen des Projektes bereits angestoßen haben. „Sie sollen erste Ansätze sein, wie man junge Ärztinnen und Ärzte für die Region Brilon und Olsberg gewinnen kann“, so Olsbergs Bürgermeister Wolfgang Fischer.

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Für alle Projektteilnehmer ist klar: Die Zeiten haben sich geändert - eine Einzelpraxis ist für viele junge Mediziner nicht mehr vorstellbar. Sie wollen geregelte Arbeitszeiten und eventuell auch mal in Teilzeit arbeiten. Dazu sind größere Einheiten nötig. Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch: „Wie diese in Brilon und Olsberg aussehen werden, kann heute keiner sagen. Aber dass man sie benötigt, wissen alle.“