Medebach. Muss bei anhaltender Trockenheit ein grüner Rasen wirklich sein? Die Stadtwerke appellieren an die Bürger, sparsam mit Wasser umzugehen.

Nach dem heißen Juni bleibt die Trockenheit ein Problem. Die Stadtwerke richten daher den Appell an die Bürger, mit Wasser sparsam umzugehen.

Den Grundstock von Medebachs Wasserversorgung bilden fünf Quellen und sieben Tiefenbrunnen, erklärt André Grebe, Leiter der Stadtwerke. Die Quellen werden aus eher oberflächlichem Sickerwasser gespeist, die Brunnen mit Wasser aus tieferen Erd- und Gesteinsschichten. Sie allein reichen aber bei Weitem nicht, um die Stadt zu versorgen. Im Sommer muss mindestens die Hälfte des Trinkwassers hinzugekauft werden.

Eigene Reserven sehr begrenzt

Ist es lange trocken, gehen die eigenen Reserven deutlich zurück. Das sei auch jetzt der Fall, sagt Grebe, obwohl das Wetter weniger extrem ist als vor einem Jahr. Zum Vergleich: Im Januar verbrauchten Medebach und seine Dörfer pro Tag gut 1600 Kubikmeter Wasser. Zugleich lieferten die Quellen und Brunnen täglich gut 1500 Kubikmeter – die Stadt kam mit geringen Zukäufen aus.

Ganz anders das Bild im Sommer: Im Juni lag der durchschnittliche Tagesverbrauch bei über 2000 Kubikmetern. Die Brunnen und Quellen konnten davon aber nur 720 liefern.

Noch deutlicher war die Diskrepanz im Spätsommer 2018: Nach monatelanger Trockenheit standen an eigenem Wasser noch 724 Kubikmeter täglich zur Verfügung, der Tagesverbrauch lag aber in der Spitze bei 2145 Kubikmetern. Die eigenen Reserven konnten also nur rund ein Drittel des Bedarfs decken.

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Ein paar Schrauben gibt es, an denen eine Kommune drehen kann, um den Bedarf zu senken. So hatte Medebach im Sommer 2018 seinen Bauhof angewiesen, die Blumen in den städtischen Beeten nicht mehr zu gießen; die Feuerwehr übte nur noch trocken. Sportvereine wurden gebeten, ihre Plätze nicht mehr zu wässern.

Verbrauch steigt am Abend deutlich

Ende 2018 sei, den heißen Sommer im Rücken, in einem Gemeinschaftsprojekt mit Winterberg und dem Wasserverband Hochsauerland unter anderem die Förderleistung der Pumpen erhöht worden. „Man kann daher sagen, dass die Versorger ihre Hausaufgaben gemacht haben“, sagt Grebe. Es habe trotz hoher Abnahme und sinkender Produktionsmengen keine Versorgungsunterbrechung gegeben.

Wert und Preis: bei Wasser extrem unterschiedlich

Der Wert von Trinkwasser ist eher ökologisch als finanziell zu bemessen. Denn verglichen mit seiner Bedeutung für das Leben ist es sehr billig.

In Medebach kostet der Kubikmeter Leitungswasser derzeit 1,15 Euro, das sind 0,11 Cent pro Liter. Das billigste Wasser aus dem Supermarkt kostet über hundertmal mehr. Wer Leitungswasser verschwendet, kommt also billig davon.

Doch ein Aspekt macht den Leiter der Stadtwerke nachdenklich: „Wir merken derzeit, dass der Verbrauch in den Abendstunden sprunghaft ansteigt.“ Das dürfte daran liegen, dass die Bürger abends ihre Rasen, Hecken und Blumen wässern – was erlaubt ist und bleibt.

Grebe geht es um grundsätzliche Abwägungen. „Ist es ökologisch verantwortungsvoll, Wasser aus der Natur zu entnehmen, mittels Pumpen weiterzuleiten und dann auf dem Rasen zu verteilen? Wieviel ist mir ein grüner Rasen wert?“ Deshalb richten die Stadtwerke einen Appell an die Bürger: „Bitte gehen Sie verantwortungsvoll mit dem Lebensmittel Nummer eins um. Es ist keine unendliche Ressource.“