Medebach. Die Gerüchteküche kocht, „witzig ist das für die Betroffenen nicht“, so der Kreisoberst. Er wünscht sich Unterstützung für verbliebenen Vorstand.
Im Zuge der aktuellen Querelen in der Medebacher Schützenbruderschaft mahnt der Kreisschützenoberst Rüdiger Eppner zu Besonnenheit und fairem Umgang miteinander. Die Schützen bräuchten für ihre anstehenden Aufgaben Unterstützung statt Häme.
In der mehr als 530-jährigen Geschichte der St.-Sebastianus-Schützen hat es das vermutlich noch nicht gegeben: ein Hauptmann, der sein Amt ruhen lässt, ein Königspaar, das öffentlich nicht mehr auftreten möchte, und das eigene Schützenfest, das 875-jährige Stadtjubiläum und ein Bundesschützenfest vor der Brust. Angeblich soll es private Querelen zwischen Königspaar und Hauptmann geben. Das wird zumindest in sozialen Netzwerken kolportiert.
Verein ist handlungsfähig
Eins steht fest: Keine der Veranstaltungen ist gefährdet. Die Schützenbruderschaft hatte bereits bekanntgegeben, dass Königspaar und Hauptmann nicht mehr öffentlich für den Verein auftreten und der Vorsitzende sein Amt ab sofort ruhen lasse. Laut WP-Informationen war für Freitagabend eine Vorstandssitzung anberaumt.
Dass Vereinen führende Persönlichkeiten von der Fahne gehen, ist nicht neu. Querelen gab es schon immer. Dass aber menschliche und persönliche Auseinandersetzungen derart ins öffentliche Interesse rücken, ist nicht zuletzt auch eine Folge der sozialen Medien. Und daher ist Medebach derzeit sogar bundesweit in Schützenkreisen Gesprächsthema.
Hier stellt sich die Frage, ob einem Königspaar bewusst sein muss, dass es nicht nur zu guten Zeiten im öffentlichen Fokus steht. Die amtierenden Regenten konnte die WP für eine Stellungnahme nicht erreichen.
Sowohl das Bundesschützenfest im September als auch das Schützenfest im August seien nicht in Gefahr, der Verein sei handlungsfähig, erläutert Kreisschützenoberst Rüdiger Eppner. „Es ist grundsätzlich so, dass wichtige Verträge in solchen Angelegenheiten von zwei Personen unterschrieben werden – dem 1. und dem 2. Vorsitzenden.“ Schließlich könne es aus vielen Gründen passieren, dass ein Vorsitzender ausfalle.
Höchsten Respekt für Rückzug
Über das, was in Medebach vorgefallen sei, wisse er nur, was die inzwischen allgemein bekannten Gerüchte besagen. „Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit einer der beteiligten Personen zu sprechen, und werde in der jetzigen Situation auch keinen dazu drängen.“
Man solle abwarten, was aus der Geschichte werde. Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten, erwarte er einen Rücktritt an der Vereinsspitze. „Jeder gute Vorsitzende würde das tun.“ Auch ein Schützenkönig könne zurücktreten, dann gehe das Amt an den Vizekönig oder bleibe vakant.
Einstweilen habe er höchsten Respekt vor der Entscheidung der drei zentral Betroffenen, sich aus der Öffentlichkeit herauszuziehen, um Schaden vom Verein abzuwenden. Schützenvereine, so Eppner, würden oft als engstirnig dargestellt. Sie seien aber offen für jeden, der ihre christlichen Werte vertrete und dem Verein keinen Schaden zufüge.
Sein Wunsch sei, dass die Öffentlichkeit jetzt den verbliebenen Vorstand nach Kräften unterstütze. „Die haben es schwer im Moment, mit einer solchen Situation und einem so großen Fest vor der Brust.“
Kritisch sieht Epner die Auswüchse, die die Geschichte in den sogenannten sozialen Medien angenommen hat. Zotige Witze und Bildchen, die geteilt würden, um die Geschichte am Kochen zu halten, „da frage ich mich schon, wer so etwas macht. So lustig, wie das für manche zu sein scheint, ist es für die Betroffenen und ihre Familien nicht.“