Madfeld. Wenn schon, dann auch konsequent: Biolandwirt Marius Senge verbannt in Madfeld den Trecker aus der Ackerfurche und setzt Fjordpferd „Fine“ ein.

. „Nimm lieber ein schweres Pony. Das ist besser als ein großer Ackergaul. Denn der hat Füße wie Untertassen und macht Dir alles platt.“ Diesen Tipp hat Marius Senge von einem Pferdefachmann bekommen. Und den hat er beim Kauf seines „Mitarbeiters“ beherzigt.

Durch Kohl und Salat

Behäbig schreitet „Fine“ durch die Reihen von Kohl und Salat, bleibt kurz stehen und liebäugelt für einen Moment mit dem Schnittlauch im Topf. „Komm schon, weiter geht’s!“ Marius Senge ist Biogärtner. An dieser Stelle haben wir ihn schon einmal vorgestellt. Er beliefert den Wochenmarkt in Frankenberg und hat inzwischen mehr als 60 Kunden, denen er nach individuellem Wunsch Gemüsekisten ins Haus liefert. Aber der gelernte Heilerziehungspfleger ist nicht nur Biobauer, Gemüsehändler und leidenschaftlicher „Herr-der-Ringe“-Fan. Er verfolgt mit dem Anbau von Lebensmitteln auch eine gewisse Philosophie. Und zu der gehört es, dass keine Trecker durch die Kartoffelreihen fahren, sondern ein Pferd beim Bestellen der Felder hilft.

Knapp am Pferd vorbei galoppiert

Gestatten? Das ist „Fine“, ein Norweger bzw. Fjordpferd, das mit seinem Stockmaß von 1,49 Meter knapp an der Bezeichnung „Pferd“ vorbei galoppiert ist. „Fine ist ein tolles Pferd; ich habe sie aus Giershagen. Sie ist neun Monate alt und wird ausgewachsen mal 500 Kilo wiegen. Fjordpferde entstammen einer alten Rasse; das sind Wikingerpferde, die robust sind und damals mit Fischgräten und Baumrinde durch den Winter gebracht wurden“, sagt Marius Senge und klopft dem Tier liebevoll auf die Flanken.

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Von wegen Fischgräten

„Mit derart karger Kost muss sich die junge Dame nicht begnügen. Auch stundenlang arbeiten muss sie noch nicht. Ganz langsam will Marius Senge Vertrauen aufbauen und das Tier an seine neue Umgebung und seine künftigen Aufgaben heranführen. „Mit zwei Jahren beginnt für das Pony der Ernst des Lebens, der Einsatz als Arbeitspferd. Bis dahin muss klar sein, wer hier das Sagen hat, müssen die Kommandos sitzen. „Brrr! Hü und Hott! Aber ich glaube, das kriegen wir hin. Das ist letztlich wie mit einem Hund“, sagt Marius Senge. Die Idee zum kleinen Ackergaul kam dem Biobauern, weil beim Einsatz von Treckern der Boden zu sehr verdichtet wird. Außerdem habe man mit dem Pferd auch immer einen „Ansprechpartner“ dabei. „Klar, rede ich mit ihm. Das beruhigt das Tier ungemein. Und ich hatte einfach Bock darauf, ein Pferd mit in meinen kleinen Betrieb zu holen.“

Gemüsekisten-Verlosung

Bei diesem sommerlichen Wetter geht doch nichts über Frisches aus dem Garten. Wir verlosen 3 x 1 Gemüsekiste im Wert von jeweils rund 20 Euro, die der Biogärtner Marius Senge den Gewinnern ins Haus liefert. Einfach bis zum Donnerstag, 4. Juli, eine Mal schicken an brilon@westfalenpost.de, Stichwort „Gemüsekiste“. Das Los entscheidet.

Mehr Lagergemüse

Etwas über einen Morgen Ackerland bewirtschaftet der 26-Jährige zurzeit. Ein weiterer Hektar Fläche steht in Aussicht. „Dann könnten wir auch mehr mit Lagergemüse wie Kartoffeln oder Roter Bete arbeiten.“ Aber noch andere Ideen schwirren dem 26-Jährigen und seiner Frau Isis Otto im Kopf herum. Stichwort: Solidarische Landwirtschaft. „Viele ältere Menschen haben früher einen Gemüsegarten gehabt und können ihn jetzt aus Altersgründen nicht mehr bewirtschaften. Sie dürfen dann einfach auf unseren Acker kommen und je nach Lust und Können beim Pikieren oder Ernten helfen. Als Lohn darf dann jeder etwas mitnehmen“, sagt Isis Ott, die zurzeit soziale Arbeit studiert und ihrem Mann hilft.

Im Prinzip geht es beiden darum, dass die Menschen sich wieder etwas erden und eine Verbindung zur Natur herstellen. Auch Gärtnern mit Kindern und Senioren ist denkbar.

Der erste „Wwoofer“ ist da

Marius Senge mit Pferd Fine und seiner Frau Isis Otto.
Marius Senge mit Pferd Fine und seiner Frau Isis Otto. © Foto: Thomas Winterberg

Vergangene Woche kam dann auch der erste Wwoofer. Schon mal gehört? ? Das ist kein Bass-Lautsprecher, sondern steht für World Wide Opportunities on Organic Farms. Menschen aus aller Herren Länder können sich bei teilnehmenden Betrieben anmelden, dort für ein paar Wochen bei freier Kost und Logis arbeiten und bekommen so ganz nebenbei noch Einblicke in den Bio-Anbau. „Unser erster Wwoofer kommt aus den Niederlanden. Mit drei Kindern, dem Studium und dem Betrieb können wir derzeit nicht reisen. Auf die Art holen wir die Welt zu uns nach Hause“, sagt Isis Otto.

Der Wwoofer wird dann auch die Hühner und Hähne von Marius Senge kennenlernen. Das sind „Sulmtaler“ und „Marans“. 100 Eier hat Senge in Madfeld ausbrüten lassen. „Etwa die Hälfte waren Hennen, die andere Hälfte Rest Hähne.“ Die werden aber nicht geschreddert. Die Eier der Hennen, die auch nicht jeden Tag ein Ei legen, werden verkauft und die Hähne dürfen bis Oktober ein schönes Leben in freier Natur mit Rückzugsmöglichkeit im Bauwagen haben. „Wer Eier bei uns kauft, muss sich auch verpflichten, im Herbst ein geschlachtetes Hähnchen zu nehmen.“ Die kosten natürlich mehr als die aus der Tiefkühltruhe, aber die Qualität dürfte auch eine ganz andere sein.

Keine Reichtümer schaffen

Reichtümer kann Marius Senge mit seiner Art des Bioanbaus vermutlich nicht scheffeln. „Ich weiß, dass manche mich belächeln. Es geht mir auch nicht um die Masse, es geht mir um Nachhaltigkeit. Es geht mir auch nicht um Profit – dann wäre ich Broker geworden.“ Und was sagt „Fine“ dazu? Die kann sich schon mal freuen, denn Senge möchte sich mittelfristig noch ein zweites Pferd zulegen. Wird das dann wenigstens so heißen, wie das Pferd von Zauberer Gandalf aus dem Herrn-der-Ringe, dem Marius Senge optisch durchaus etwas ähnelt? „Schattenfell – ja das ist eine gute Idee!