Hallenberg. Hallenberger Bier wird demnächst mit Hallenberger Hopfen gebraut. Eine Herausforderung: Eigentlich ist das Sauerland kein gutes Hopfengebiet

Man kennt sie und verbindet sie eher mit Bayern: Die meterhohen Gerüste mit ihren langen Hopfenranken. So weit muss man nun gar nicht mehr fahren: In Hallenberg wird nun ebenfalls Hopfen angebaut, der das neue „Hallenberger Bier“ künftig noch regionaler machen soll.

„Hallenberger Bier“ – der Name ist Programm für die Macher rund um Inhaber des Hallenberger Brauhofs, Jörg Schütte und Braumeister Peter Mesters. Der Gerstensaft wird nicht nur wie schon vor Jahrhunderten in der Hallenberger Altstadt gebraut, auch die Zutaten sollen regional sein.

Kein gutes Anbaugebiet

Das Quellwasser stammt aus dem Tiefenbrunnen in der Struth, der die ganze Stadt versorgt und beste Untersuchungswerte hat. Vor zwei Jahren wurde dann testweise Braugerste gesät, die sich ebenfalls sehr gut entwickelt hat. Mittlerweile sind vier heimische Landwirte unter Federführung von Matthias Maurer und Michael Wismer involviert, die die Braugerste anbauen und im vergangenen Jahr eine Ernte von 26 Tonnen erzielt haben.

Fehlt also bisher noch der Hopfen. Dieser braucht allerdings nährstoffhaltige und tiefgründige Böden zum Gedeihen. Genau das gibt es im Sauerland eher selten. Michael Wismer hat sich einige Zeit nach entsprechenden Ackerflächen umgesehen, die zudem auch noch gerade und gut befahrbar sein müssen.

Eigene Anbaumethoden

Mitten in der Stadt ist er fündig geworden. Der studierte Agraringenieur und seine Frau Sandra haben sich ausgiebig mit dem Thema Hopfenanbau, dessen hohen Ansprüche an Klima und Wasserversorgung und sowie den lokalen Gegebenheiten auseinandergesetzt.

Hoffest mit Markt der schönen Dinge am 29. Juni

Seit Mai gibt es neben dem Hallenberger Landbier auch ein Weizenbier im Brauhof.

Am Sonntag, 29. Juni, findet ab 11 Uhr ein Hoffest auf dem Gelände der Brauerei und des Hofs Hallenberg in der Ortstraße statt.

Neben frischgezapftem Bier und gutem Essen stellen sich heimische Handwerker und Imker vor, außerdem ist ein „Markt der schönen Dinge“ geplant. Um 15 Uhr testen die Hallenberger Ratsherren dann wieder mit der legendären Ratsherrenprobe, ob das Bier auch wirklich „kütt“ ist.

Nach einer Exkursion mit einer Beratung im bayerischen Hopfen-Anbaugebiet Hallertau wurden Nägel mit Köpfen gemacht und direkt Pflanzen mitgebracht. Also hieß es, ein eigenes Konzept für die Pfosten und Drähte zu entwickeln, an denen sich der Hopfen hochranken soll. Die Pfosten müssen anders gesetzt werden als in der Hallertau, weil in Hallenberg keine spezielle Erntemaschine, sondern ein normaler Trecker hindurch passen muss.

Tägliche Pflege nötig

Vor einigen Wochen wurden die Pflanzen gesetzt und sind gut angegangen. „Hopfen will jeden Tag seinen Herrn sehen“ – anfangs haben Michael und Sandra Wismer über diese alte Hopfenbauer-Weisheit noch gelacht. Doch es ist tatsächlich so: Fast jeden Abend gehen die beiden durch die Hopfenreihen, gießen, rupfen Unkraut und besprühen die jungen Hopfenblätter im Kampf gegen die lästigen Blattläuse mit einer Lösung aus Wasser und Kernseife.

Dabei freuen sie sich über jeden Marienkäfer, der auf den Blättern sitzt und reichlich Blattläuse frisst. Deshalb haben die Wismers auch extra einen Blühstreifen mit marienkäfer-freundlichen Blumen angelegt. Ende Juni wollen sie noch Weißklee säen, der den Boden mit natürlichem Stickstoff versorgt. Momentan wachsen die Hopfentriebe bis zu 35 Zentimeter am Tag an den Spanndrähten empor und beginnen bald zu blühen. Im Herbst werden sie von Hand geerntet und getrocknet.

Zu Weihnachten das erste Bier mit eigenem Hopfen

Wenn alles nach Plan verläuft, gibt es in der Weihnachtszeit das erste Hallenberger Bier mit eigenem Hopfen. Viel Arbeit, aber auch Herzblut und Heimat stecken somit im Hallenberger Bier: „Nachrechnen darf man die Stunden nicht, sonst müsste jede Flasche 40 Euro kosten. Aber es macht einfach Spaß, sich für ein gutes Produkt einzusetzen. Man soll schmecken, dass dieses Bier ein Genussmittel und kein Massenprodukt ist!“