Bredelar. . Erst dachte sie, es wäre nur eine Feuerwehrübung. Doch was sich vor der Haustür von Annemarie Jürgens abspielt, ist ein Kampf auf Leben und Tod.
Der Tag danach. Fernsehteams, Pressefotografen und Reporter parken an dem schmalen Feldweg, der von der „Fettküche“ in Richtung Beringhausen führt. Hier irgendwo auf einer der Wiesen muss der Ballon am Dienstagabend ins Trudeln geraten und schließlich abgestürzt sein. Aber wo? Elf Menschen wurden bei dem Unglück zum Teil schwer verletzt.
Viele Reifenspuren im Gras
Gleich mehrere Wiesen kommen in Frage. Die eine ist frisch gemäht und weist zahlreiche Reifenspuren auf. Von Rettungskräften oder Erntefahrzeugen? Die andere Wiese steht noch hoch im Gras. Dort am Rand liegen auch zwei Paar blauer Handschuhe, wie man sie aus dem Verbandskasten kennt, und ein weißes Tuch. Die Kameraleute filmen jede Treckerspur, jede Unebenheit in der Wiese. Aber es gibt keine Absperrung, keine Schleifspur, keine Hinweise, die auf die Absturzstelle deuten könnten. Hin und wieder fährt ein Auto vorbei, hält an, fährt weiter. Von außen kann hier niemand sehen, wo am Dienstagabend das schreckliche Unglück passiert ist.
Annemarie Jürgens hingegen kann genau sagen, wo der Ballon am Dienstagabend abgestürzt ist. Sie wohnt direkt an der B7 und blickt von ihrem Haus aus auf die Unglückstelle. „Dort oben, wo der einzelne Busch steht – auf der Wiese darunter hat er gelegen“, sagt sie. Mehrere Reporter werden heute im Laufe des Tages noch bei ihr an der Haustür klingeln; als Augenzeugin gibt sie bereitwillig Auskunft. Man spürt, dass sie die Ereignisse des Abends mitgenommen haben.
Unheimlich blaues Licht
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„Mein Mann und ich haben die Feuerwehrsirenen gehört; dann ging es Knall auf Fall. Ich denke, es waren mindestens sieben große Feuerwehrautos, sieben Rettungswagen und Notarztwagen. Und alle mit dem unheimlichen blauen Licht. Beim Rausgucken aus dem Fenster haben wir den Korb schon liegen sehen und eben diesen platten Luftballon. Und dann kamen drei Rettungshubschrauber; die landeten oben auf dem Berg. Da dachten wir schon: Oh, das ist was Größeres. Erst habe ich noch gedacht, das ist eine Feuerwehrübung.“
„Man hatte ja auch Gänsehaut“
Die ganze Rettungsaktion zieht sich über Stunden hin: Annemarie Jürgens: „Bis die Hubschrauber wieder abgeflogen sind, hat es sehr lange gedauert. Ich bin gegen 23.30 Uhr ins Bett gegangen, da waren sie noch im Einsatz.“ Die Rettungsmannschaften können ihre Arbeit zumindest ungestört machen. „Es hat keine Gaffer gegeben. Die Straße war ja nicht abgesperrt, die Leute sind langsam vorbeigefahren. Man kriegt ja auch erstmal einen Schrecken.
Und als es dann im Laufe des Abends dämmriger wurde, sah das alles noch mal gruseliger aus. Aber heute bin ich von diversen Fernsehsendern und Zeitungen angesprochen worden, ob ich etwas gefilmt oder Bilder gemacht hätte. Das haben wir aber nicht. Ich finde so was ganz schrecklich.“ Wir haben zwar draußen vor der Tür gestanden und haben das beobachtet , weil …man hat ja auch Gänsehaut und wusste ja wirklich nicht…Ein Feuerwehrmann hat uns diese rot-weißen Hütchen aufgestellt und im Vorbeigehen gesagt, dass es zum Teil schwer Verletzte gegeben hat…
Untersuchungen laufen an
Der beschädigte Heißluftballon ist noch in der Nacht in Olsberg zwischengelagert worden. Im Laufe des Tages machen sich die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung und die Bezirksregierung Münster als obere Luftaufsichtsbehörde ein Bild von der Unfallstelle. Der Ballon wird nun untersucht. Man wird sehen.
Annemarie Jürgens ist für solche Abenteuer wie eine Fahrt mit einem Heißluftballon jedenfalls nicht zu haben. „Das habe ich gestern schon gesagt: Nein, auf keinen Fall!“
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