Marsberg. Der Kilianstollen ist ein Besucherbergwerk in Marsberg. Es wurde im stillgelegten Kupferbergwerk eingerichtet. Dort ist Erdgeschichte zu sehen.

Für Winfried Pohle, Vorsitzender des Marsberger Heimatbundes, die Vereinsmitglieder und die ehrenamtlichen Führer durch die spannende Unterwelt von Marsberg ist das längst eine Tatsache: „Unser Kilianstollen ist eines der größten und schönsten Besucherbergwerke in Deutschland. Das haben Experten immer wieder betont.“ Der Kilianstollen weist weltweit einzigartige Besonderheiten auf.

Die Besucher erhalten während der Führung einen umfassenden Eindruck in die Gebirgsbildung, die Entstehung der Kupferlagerstätte, die Abbaumethoden und Arbeitsbedingungen sowie die Verhüttung der Erze.

Der Marsberger Heimatbund betreibt seit 35 Jahren den Kilianstollen als Besucherbergwerk. Die Besucher erleben bei den Führungen mit oder ohne Grubenbahn eine spannende Reise in die Untertage- und die harte Arbeitswelt der Bergleute. Und der Kilianstollen ist ein Forschungsbergwerk. Jedes Jahr kommen internationale Wissenschaftler und Studenten und erforschen ihn.

Das Besucherbergwerk

Das Besucherbergwerk Kilianstollen erinnert an die 1400 Jahre alte Tradition des Kupferbergbaus in Marsberg. 1842 wurde der Kilianstollen angefahren, um das über ihm liegenden Grubenfeld „Oskar“ zu erschließen. Bis es so weit war, musste er von unvorstellbaren Schlammmassen geräumt werden. Nach der Eröffnung wurde die Grube Oscar hergerichtet, das Lampenhaus gebaut, eine elektrische Anlage installiert und die Strecke bis zur Grube Fredericke eisenbahntauglich gemacht. Seit 1988 steht die Anlage ähnlich wie heute den Besuchern offen.

Öffnungszeiten sind April bis Oktober: Jeden Samstag und Sonntag um 14 Uhr. Zusätzlich in den NRW-Ferien jeden Mittwoch um 14.00 Uhr. Gruppenführungen (wie Klassenfahrten, Kindergeburtstage, Vereins- und Betriebsausflüge) können das ganze Jahr täglich nach Voranmeldung ab 10 Personen gebucht werden. Weitere Infos: info@kilianstollen.de und www.kilianstollen.de)

Das Forschungsbergwerk

So oft wie kein anderer hat Prof. Dr. Stribnry, Geologe aus Offenbach den Stollen wissenschaftlich untersucht. 1986 ist er zum ersten Mal eingefahren. „Monatelang war ich alleine Untertage unterwegs und habe zehn Kilometer des Stollens kartiert“, erzählt er den Jubiläumsgästen, dass er dazu das Vorderrad eines Fahrrads benutzt und mit einem Draht die abgegangenen Meter abgeklickt habe. Er war oft mit internationalen Forschergruppen und Studenten im Berg. „Sie können voller stolz von einem Forschungsbergwerk sprechen.“ Der Kilianstollen weise weltweit einzigartige Besonderheiten auf. Eine davon: Die Grenze zwischen den erdgeschichtlichen Epochen Devon und Karbon. Die um die 350 Millionen Jahre alte Gesteinsgrenze lasse sich im Kilianstollen bestens darstellen und sei frei zugänglich. Das Mineral Atacamit, wie es in der Atacama-Wüste in Südamerika zu finden ist, kommt in der Grube Minna vor. Einzigartige Bakterienstämme würden auch heute noch die Umwandlung des Erzes in metallisches Kupfer fördern.

Das Jubiläumsfest

Das Jubiläumsfest nutzte Winfried Pohle um Dank zu sagen für die gute Zusammenarbeit mit der Stadt „als wichtigen Partner“ und die Bauhofmitarbeiter, die sich um die Technik und Wartungsarbeiten kümmern. Unter den vielen Gästen begrüßte Pohle besonders Bürgermeister Klaus Hülsenbeck, die ehemaligen Vorstandsmitglieder, Vertreter des Knappenvereins Giershagen und Adorf.

Die Gründungsidee

Pohle erinnerte an die Anfänge des Besucherbergwerks und an die Gründungsväter, allen voran den verstorbenen Felix Bieker. Aber die Idee dazu ist viel älter. „Es war im Jahr 1972 – Willi Ising war Bürgermeister der Stadt Niedermarsberg“, ließ Dr. Hubert Wüllner die Jubiläumsgäste wissen, wie es dazu kam, das 1945 stillgelegten Bergwerk für die Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen.

Vorsitzender Wilfried Pohle begrüßt die vielen Gäste zur 35-jährigen Jubiläumsfeier des Besucherbergwerks Kilianstollen, darunter auch befreundete Knappen aus Giershagen und Adorf. Betrieben wird er vom Marsberger Heimatbund.
Vorsitzender Wilfried Pohle begrüßt die vielen Gäste zur 35-jährigen Jubiläumsfeier des Besucherbergwerks Kilianstollen, darunter auch befreundete Knappen aus Giershagen und Adorf. Betrieben wird er vom Marsberger Heimatbund. © Annette Dülme

Das Wasserwerk hatte vom Hygieneinstitut eine Mitteilung bekommen, im Trinkwasser der Stadt befänden sich Bakterien. Das Wasser kam aus dem so genannten Bilsteinstollen, im Bereich der Hesperinghauser Straße. Zu der Zeit studierte Dr. Wüllner in Aachen Vermessungswesen im Bergbau. Willi Ising fragte ihn, ob er den Stollen vermessen könnte, um den unterirdischen Verlauf in der Katasterkarte darzustellen und herauszufinden, an welcher Stelle die Bakterien in den Stollen gelangten. Er besichtigte mit dem damaligen Leiter des städtischen Bauhofes, Felix Bieker und dem damaligen Leiter des Wasserwerkes Hans Kaiser den Stollen. Der verlief waagerecht, das Wasser reichte teilweise bis zur Brust. Und es war stockduster. Für Felix Bieker war dies der erste Aufenthalt in einem dunklen Berg. Dr. Wüllner: „Wir erledigten die Vermessungsarbeiten ohne Zwischenfall und verbrachten anschließend einen stimmungsvollen Abend, bei dem das Steigerlied gesungen wurde, bis alle es auswendig konnten.“ In dieser bierseligen Stimmung hatten „Felix Bieker und ich die wahnwitzige Idee, den Kilianstollen zum Besucherbergwerk auszubauen.“ Felix Bieker habe mit seinen Mitarbeitern vom Bauhof unvorstellbare Arbeit geleistet, bis der Kilianstollen 12 Jahre später, 1983, eröffnet werden konnte.

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