Marsberg/Olsberg. . Die Spenderzahlen gehen zurück, der Nachwuchs meldet sich immer seltener. Der DRK versucht, dem entgegenzuwirken. So funktioniert eine Spende.

Das St. Marien-Hospital in Marsberg ist auf Blutspenden angewiesen. Ein Teil des Vorrats kommt aus einem Laborzentrum in Paderborn. Einen Teil bezieht die Klinik aber auch durch die DRK in Bad Salzuflen. Zum Herbst schließt ein Teil des Standorts, was Konsequenzen für Marsberg haben könnte. „Das könnte eine Versorgungslücke entstehen lassen“, sagt Pressesprecher Gerd Vieler. Die nächste Bezugsmöglichkeit gibt es in Münster. „Bei bestimmten Blutsorten würde es dann eine lange Wegstrecke bedeuten, daher suchen wir nach neuen Kooperationspartnern, um die Versorgung sicherstellen zu können. Noch ist aber nicht klar, wer das sein wird“, erklärt Vieler weiter.

Ein möglicher Kandidat ist das Herz- und Diabeteszentrum in Bad Oeynhausen, das Kooperationen in der Region hat. Das St. Marien-Hospital bezieht Blut immer aus der näheren Region. Von welchen Spendern das jeweilige Blut dann aber tatsächlich stammt, sprich ob auch die Spender aus der Region sind, ist unklar. Der Vorrat ist begrenzt. „Wir haben einen größeren Kühlschrank voll“, beschreibt Vieler den Vorrat.

Die Möglichkeit Blut in Bad Salzuflen zu spenden gibt es weiterhin. Auch Teams fahren noch von dem Standort aus in Städte und Dörfer, um Spendenaktionen zu begleiten. Lediglich die Distribution findet von dem Standort aus nicht mehr statt.

Die sechs Schritte zur Spende

Die Nervosität steigt. Der eigene Rücken wird zunehmend feucht, dabei hat die Schützenhalle in Olsberg-Bruchhausen nur eine Innentemperatur von circa 18 Grad. In der Menschen-Schlange von 17 Personen warten alle auf das Gespräch mit der Laborassistenz. Gespräche untereinander entstehen, man kennt sich. „Das ist meine 50. Spende heute, aber ich kann immer noch nicht hinsehen“, erklärt ein Freiwilliger und lacht. Das eigene Blut abgeben ist für ihn eine Selbstverständlichkeit. „Wenn ich selbst in eine Situation geraten sollte in der ich Blut brauche, möchte ich vorher etwas dafür getan haben“, beschreibt er seine Beweggründe.

Birgit Hoffmann von der DRK Olsberg
Birgit Hoffmann von der DRK Olsberg © Kevin Kretzler

Doch die Zahl der Freiwilligen ist rückläufig. „Heute werden es vielleicht 160 Spender sein, aber es waren mal doppelt so viele. Vergangenes Jahr gab es sehr viele Erstspender, aber der Nachwuchs fehlt. Junge Personen kommen immer seltener“, sagt Birgit Hoffman von der DRK Olsberg. Wer für die DRK an diesem Tag etwas Gutes tun möchte, muss sechs Schritte durchlaufen.

Die Anmeldung

Unter Vorlage des Ausweises gibt es zunächst zwei Datenschutzbögen und vier weitere Seiten, die sich mit Angaben zur eigenen Person beschäftigen. Felix Ricken ist ehrenamtlich beim DRK tätig und klärt in diesem Schritt schon erste Fragen, erkundigt sich, ob sich bei Mehrfachspendern Daten, wie die Adresse oder der Hausarzt, geändert haben.

Ausfüllen der Fragebögen

Detaillierte Fragen, die es meistens mit Ja oder Nein zu beantworten gilt, beschäftigen sich mit Krankheiten der vergangenen vier Monate, unternommene Reisen und dem Sexualleben. Daneben gibt es auch die Möglichkeit zum Selbstausschluss. Wer weiß, dass das eigene Blut nicht für eine Spende geeignet ist, aber beispielsweise in einer Gruppe zur Veranstaltung gefahren ist, kann hier einen Verweis hinterlassen, auf dem bereits für den Arzt ersichtlich ist, dass es zu keiner Spende kommen wird. So muss die betreffende Person der Begleitung nicht erzählen, wieso sie nicht spenden werden, sondern können auf ein Urteil des Arztes verweisen.

Hämoglobin-Check

Die Laborassistenz bestimmt den Hämoglobin-Wert (Hb-Wert) im Blut. Das Hämoglobin im Blut ist nicht nur für die typisch rote Farbe verantwortlich. Es ist der wichtigste Bestandteil der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Diese haben die Aufgabe, alle Körperzellen mit lebenswichtigem Sauerstoff zu versorgen. Auf einem Stuhl nimmt der potenzielle Spender Platz. Die Mitarbeiterin desinfiziert das Ohrläppchen und sticht mit einem Nadelstift hinein. Der Stich ist nahezu nicht spürbar. Ein Tropfen Blut genügt und landet auf einem Plättchen, das wiederum in einem Messgerät eingelesen wird.

Jeder Spender bekommt ein kleines Set aus Schläuchen, Behältern und Kanülen.
Jeder Spender bekommt ein kleines Set aus Schläuchen, Behältern und Kanülen. © Kevin Kretzler

Der angezeigte Wert darf zwischen 13,5 (12,5 bei Frauen) und 18,5 Gramm (17,5 bei Frauen) pro Deziliter liegen. Das Gerät zeigt 18,6 an. „Haben Sie zu wenig getrunken? Wann haben Sie das letzte Mal etwas gegessen“, fragt die Laborantin. Das Blut muss dünnflüssig sein, um ideal für die Spende zu sein. Sie misst erneut. 19,5 zeigt das Gerät jetzt an. Ein Becher Saft soll das Problem beheben. Als nächstes misst sie Fieber. Normale Temperatur, Schritt drei ist überstanden.

Der Arztbesuch

Dr. Hubert Möller erwartet die Spender und geht mit ihnen den ausgefüllten Fragebogen durch. Wo fanden die Auslandsaufenthalte statt, welche Krankheiten gab es zuletzt, welche Medikamente wurden eingenommen? Gleichzeitig misst er den Blutdruck. Der Wert ist in Ordnung. Auch ihn stört der Hb-Wert des Spenders. „Trinken Sie noch zwei Gläser und essen Sie noch etwas bevor Sie weitermachen“, rät Möller.

Nach der Spende wird der Arm abgebunden.
Nach der Spende wird der Arm abgebunden.

Er begleitet die Spenden schon seit Jahren und auch ihm fällt auf, dass die Zahl der Spender im Sauerland rückläufig ist. Einerseits weil die Bereitschaft fehlt, „aber auch, weil vermehrt Krankheiten durch Reisen auftreten. Circa fünf Prozent der Spender hier sind am Ende ungeeignet“, erklärt der Arzt. Er erfragt in einem letzten Schritt, ob nach dem Aufenthalt noch Arbeiten zu erledigen sind und wie die Heimreise aussieht. „Die ganze Nacht besteht noch die Gefahr, dass Sie Kreislaufprobleme bekommen oder Ihnen übel wird.“

Die Spende

An der nächsten Station erhalten die Spender einen kleinen Behälter, der neben einem Gefäß für die größere Menge Blut auch vier Blutröhrchen enthält. Im Anschluss geht es auf eine der Liegen, die die zweite Hälfte der Schützenhalle füllen. „Hallo, ich klaue Ihnen heute 500 Milliliter Blut oder auch 528 Gramm. Zusätzlich nehme ich für Laboruntersuchungen die vier Röhrchen und fülle sie auf“, sagt Sabine Fischer-Jünger, eine der Teamleiterinnen, mit einem herzlichen Lächeln.

In weiß gekleidet desinfiziert sie den Arm des Spenders und sticht die Nadel hinein, die größer ist als bei der Ermittlung eines Blutbildes beim Arzt. Schließlich soll mehr Blut fließen „Da Sie heute das erste Mal spenden, werden Sie im Anschluss bei mir liegen bleiben und Sie bekommen auch eine Cola von mir“, erklärt Fischer-Jünger weiter. Erst ab der zweiten Spende dürfen Teilnehmer unbeaufsichtigt in den sogenannten Ruhebereich, der aus weiteren Liegen besteht, die nur einen Meter von der Spende-Zone entfernt stehen.

Laut Fischer-Jünger dauert es nur fünf Minuten bis genug Blut geflossen ist. Der Arm verliert währenddessen leicht an Gefühl. Das Blut fließt in einem Schlauch die Liege hinab in einen Beutel, der in einer Schale einer Waage liegt. In dem Beutel befindet sich aber nicht nur Blut. „Darin ist auch Zitronensäure enthalten, das verhindert eine Gerinnung des Blutes, damit es weiter gebraucht werden kann. Darum schüttelt die Waage das Blut auch regelmäßig durch, damit sich alles vermischt“, beschreibt Fischer-Jünger den Prozess.

Fünf Minuten und 528 Gramm Blut später, zieht die Teamleiterin die Nadel hinaus, hält einen Tupfer auf den Einstich und befestigt ihn mit einem Staubinder, der auch bei Blutabnahmen zum Einsatz kommt. Nach einer Ruhepause geht es zur letzten Station.

Der Imbiss

Die Blutspende in Olsberg und Bruchhausen wird durch Catering Michael Dreyer und „Sauerländer Brotpizza“ unterstützt. Um dem Trend der wenigen Spender entgegenzuwirken, hat sich die DRK Gemeinschaft Olsberg etwas überlegt und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Olsberger Unternehmen ein zusätzliches Angebot entwickelt. An der Station kommen die Spender bei kalten Getränken, Brötchen, Gemüse und Obst wieder zu Kräften. Die kalten Getränke sind wichtig und schwächen in dieser Situation nicht den Kreislauf, wie es bei warmen Getränken der Fall wäre.

Viele der Besucher kommen zu zweit oder in einer Gruppe und unterhalten sich in Ruhe. Die Brotpizza soll es auch beim nächsten Spendetermin in der Konzerthalle am 11. Juni geben. Wer sich fit genug fühlt, tritt die Heimreise an. Das leicht taube Gefühl im Arm bleibt noch einige Stunden, zu Übelkeit oder Kreislaufbeschwerden kommt es nicht. Die erste Spende ist geschafft. Es war nicht die letzte.

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