Hallenberg. . Zu Abenteuern mit Peter Pan lädt die Freilichtbühne Hallenberg ein. Regisseurin Bärbel Kandziora erzählt, warum wir öfter mal Kind sein sollten.

Auf nach Nimmerland! Die Freilichtbühne Hallenberg lädt mit ihrem diesjährigen Kinder- und Familienstück alle ein, mit Peter Pan auf eine spannende Abenteuerreise zu gehen. Regie führt auch in diesem Jahr wieder Bärbel Kandziora, die auch die Textvorlage für die Inszenierung selbst geschrieben hat. Wir haben vorab mit ihr gesprochen.

Bärbel Kandziora Regisseurin Freilichtbühne Hallenberg
Bärbel Kandziora Regisseurin Freilichtbühne Hallenberg © Jutta Klute

Peter Pan – da fällt mir als Erstes ein: Der Junge, der nie erwachsen werden will. Sollten auch wir Erwachsenen öfter mal wieder Kind sein?

Wenn man mit Kindsein Unbeschwertheit, den Moment genießen, Spontanität, Wissensdrang, Kreativität oder Fröhlichkeit verbindet, ja, dann denke ich, jeder Erwachsene sollte öfter mal wieder Kind sein.

Was fasziniert Sie besonders an diesem Stück?

Peter Pan ist eine märchenhafte Figur und eine Geschichte, die zu den unterschiedlichsten Interpretationen angeregt hat: So wird er mal gesehen als Verkörperung des unschuldigen, verspielten Kindes, mal als Abenteurer, der nicht erwachsen werden will, dann als Kinderdieb oder gar Kindermörder oder sogar als Todesengel, der die verstorbenen Kinder ins Jenseits (Nimmerland) geleitet. Für mich hat der Roman viele Parallelen zu einer kindlichen Spielwelt. J. M. Barrie, der Erfinder von Peter Pan hat sich ja auch beim Spielen mit Kindern in einem Londoner Park zu dieser Geschichte inspirieren lassen.Man muss sich offen auf die teilweise skurrile Handlung einlassen und mit der eigenen kindlichen Fantasie spielen, um in die Welt von Peter Pan eintauchen zu können - und wenn man einmal drin ist, macht es riesig Spaß, sich diese Welt weiter auszumalen.

Freilichtbühne Hallenberg Probe Peter Pan 2019
Freilichtbühne Hallenberg Probe Peter Pan 2019 © Jutta Klute

Sie haben für die diesjährige Inszenierung das Textbuch selbst geschrieben. Wieso haben Sie das selbst in die Hand genommen?

Im letzten Jahr haben die Freilichtbühne und ich verschiedene Textbücher zu Peter Pan gesichtet, aber es war keins dabei, das für das Ensemble in Hallenberg gut geeignet gewesen wäre. So habe ich vorgeschlagen, selber zu schreiben, und das hat mir total viel Spaß gemacht.

Interessant war für mich, dass J.M. Barrie die Geschichte von Peter Pan im Jahr 1904 zunächst sehr erfolgreich für die Bühne inszeniert und erst sieben Jahre später das heute bekannte Buch geschrieben hat. Beim Lesen des Buches hatte ich sofort Bilder von Theaterszenen im Kopf, es war, als wenn das ursprüngliche Bühnenstück aus dem Roman heraus blitzen würde. So beschloss ich, die Theaterelemente aus der literarischen Vorlage wieder zu extrahieren, um damit das Textbuch für die Freilichtbühne zu schreiben. So bleibt die Inszenierung sehr nah an der Dramaturgie des Buches.

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Auch die Musik ist nicht übernommen, sondern von Stefan Wurz selbst komponiert worden. Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an seiner Komposition? Welchen Stellenwert hat die Musik in Ihrer Inszenierung?

Musik ist grundsätzlich ungeheuer wichtig für das Spiel auf der Freilichtbühne. Sie unterstützt die Handlung, bereitet Szenen atmosphärisch vor oder versetzt den Zuschauer in die nächste Stimmung hinein. Stefan Wurz hat das ganz fantastisch umgesetzt. Von rockig bis unglaublich einfühlsam trägt seine Musik durch das Stück, untermalt es und erzählt mit wunderschönen Melodien die Handlung weiter. Es ist wirklich ein Geschenk, mit so einem wunderbaren und erfahrenen Komponisten wie ihm zusammen arbeiten zu dürfen.

Beim Familienstück gibt es in der Regel ja viel Musik, Tanz, Überraschungseffekte und bunte Kostüme. Auf welche Highlights dürfen sich die Besucher diesmal freuen?

Nun, wenn ich jetzt alle Highlights verraten würde, wäre es ja schade, aber soviel sei gesagt: Es wird mit echten Waffen gekämpft - Werner Schwager hat großartige Kampfchoreografien mit den Darstellern einstudiert - es gibt lebendige und stimmungsvolle Choreografien, die Jessica Krüger mit dem 80-köpfigen Ensemble gezaubert hat, es gibt eine echte Kanone, grausame Piraten, stolze Indianer, fliegende Elfen, wilde Kinder und ein singendes Krokodil.

Medin Jakupovic Peter-Pan-Darsteller.
Medin Jakupovic Peter-Pan-Darsteller. © Jutta Klute

Was fasziniert Sie besonders an Ihrer Arbeit als Regisseurin?

Bei der Freilichtbühne Hallenberg stehen ausnahmslos Amateurschauspieler auf der Bühne, die unglaublich viel Freizeit in eine Produktion investieren. Gemeinsam und im Austausch mit ihnen erarbeite ich die Stücke in einem fünfmonatigen Probenprozess.

Dabei ist mir sehr wichtig, dem Ensemble nicht einfach mein künstlerisches Konzept über zu stülpen, egal ob es ihnen gefällt oder nicht, sondern ich möchte erreichen, dass alle hinter dem stehen, was auf der Bühne passiert, daran mitwirken dürfen und sich wohl fühlen in ihrer Rolle. Ich denke, dann wird eine Inszenierung richtig stimmig und der Funke springt fulminant auf das Publikum über.

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Spielen, Träumen, Staunen – Wie wichtig ist das in unserer heutigen Welt? Oder kommt nicht gerade das heute oft zu kurz?

Tja, wer weiß, vielleicht wäre die Welt friedvoller, wenn die Menschen mehr Zeit mit Spielen, Träumen, Staunen verbringen würden - auf jeden Fall wäre sie sicher spaßvoller. Viele Erwachsene tun sich aber leider schwer damit, Spielen, Träumen, Staunen in ihr Leben zu integrieren. Vielleicht ja aus Zeitmangel oder aus der Angst heraus, als albern und kindisch abgestempelt oder nicht ernst genommen zu werden. Gleichzeitig begegne ich aber häufig Menschen, die eine Sehnsucht nach mehr Leichtigkeit und Freude im Leben äußern. Ich glaube, dass man genau das erreichen kann, wenn man spielt, träumt, staunt. Freude und Ausgelassenheit entstehen beim Spielen, Leichtigkeit beim Träumen und Glücksmomente beim Staunen. Man muss es sich nur selbst erlauben ...

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