Brilon. . Mit dem Stück Herzschlag versetzt die Musical-AG die biblische Geschichte in die heutige Zeit. Die Vorstellungen sind ausverkauft.

Leise durchdringender Gesang und konzentriertes Gemurmel weisen den Weg zur Aula der Marienschule. Streuselkuchenduft durchflutet die Eingangshalle. Der Konzertflügel wird offenbar bei der 19. Aufführung des Schul-Musicals nicht benötigt. So kann er sich am Samstag bei der Generalprobe für das Musical „Herzschlag“ als Kuchenbuffet nützlich machen.

Überall stößt man auf medizinisches Personal, Reinigungskräfte und (vermeintlich) Verletzte – alle um die 12 Jahre alt. Die Aula ist abgedunkelt. Im Zuschauerraum sitzen alle, die gerade nicht dran sind und üben leise ihre Texte oder hören zu. „Heute werden das erste Mal Schauspiel, Gesang, Tanz, Requisite und Technik zusammengeführt“, erklärt Christoph Menke. Er ist Musiklehrer an der Marienschule und betreut mit seinen Kolleginnen Steffi Evers und Katharina Frewer die Musical-AG.

 Bei den Tänzen muss die Choreographie sitzen. Am Samstag hat das Ensemble alle Mosaiksteinchen für das Musical zusammengesetzt.
 Bei den Tänzen muss die Choreographie sitzen. Am Samstag hat das Ensemble alle Mosaiksteinchen für das Musical zusammengesetzt. ©

Ohne Anspannung scheint die Generalprobe zu verlaufen. Christoph Menke sitzt am Mischpult und liest Korrektur. Immer wieder steht er auf, um ein Foto zu machen. Ihm entgeht nichts. „Nicht lachen, richtig streiten, wenn ihr von der Bühne geht! Ihr dürft lauter sein, richtig laut“, hört man ihn durch die Aula rufen. Bereits seit Schuljahresbeginn laufen die Proben. Für die Schüler/innen ist das nicht nur eine große Herausforderung. „Die Kinder haben bei einem solchen Projekt die Möglichkeit, mal eine ganz andere Seite von sich zu zeigen“, sagt Steffi Evers. „Die Mitwirkenden werden durch die kontinuierliche Projektarbeit als Gruppe zusammengeschweißt“, bringt es Katharina Frewer auf den Punkt.

Biblische Geschichte als Vorlage

Das Musical-Team wagt sich dieses Jahr an die moderne Umsetzung der biblischen Geschichte von Lazarus, der von Jesus wieder zum Leben erweckt wurde. Maria und Marta sitzen im Stück in der Notaufnahme und bangen um das Leben ihres Bruders Lazarus. Dabei begegnen sie neben Schwestern und Ärzten vielen anderen - auch der Putzfrau, die von Lea Riesen dargestellt wird. „In diesem Stück ist die Putzfrau heilig und gehört zur geistigen Elite,“ schildert die Darstellerin ihre Rolle.

Immanuel ist ein Freund der Geschwister Maria, Marta und Lazarus. Sie haben ihn um Hilfe gerufen, doch als er endlich kommt, ist Lazarus tot. „Das musste dir jetzt mal vorstellen: Der war tot – mausetot – für mehrere Tage,“ tönt es von der Bühne. „Es gibt Gegner und Fans in dieser Geschichte“, erklärt Darstellerin Johanna Weber. Das Vorgehen der Protagonisten ist durchaus umstritten. Möglichkeiten und Grenzen moderner Medizin werden diskutiert. „Wir haben uns für dieses Stück entschieden, weil es mit seinem biblischen Bezug sehr gut in die Nachosterzeit passt“, sagt Christoph Menke.

Vor einem großen roten Herz startet eine Tanzgruppe; die fröhliche, perfekt einstudierte Choreographie reißt einfach mit. Die ganze Schule ist eingebunden. Traditionell sind die Rollen verteilt. Während die fünfte Jahrgangsstufe den Chor bildet, stellt der sechste Jahrgang die Schauspieler. Ab der siebten Klasse sind die Schüler/innen für Technik, Requisite, Maske, Tänze und alles andere am Rande und im Hintergrund zuständig.

Langsam geht es auf das imposante Finale zu. Als Anführer einer kleinen Gruppe tanzt sich Lazarus von hinten durch die Zuschauerreihen. Es folgt ein Feuerwerk aus Tanz und Gesang. Die Bühne ist übervoll mit jungen Darstellen. Alles scheint zu klappen. „Jetzt haben wir uns erst mal eine ordentliche Pause verdient“, ruft Christoph Menke durch die Aula. „Nehmt euch alle ein Stück Streuselkuchen!“