Heringhausen. . Biber sind die zweitgrößten lebenden Nagetiere der Erde und wenn sie einen Baumstamm zwischen die Zähe bekommen, dann wird daraus Kleinholz.
Peter Knobloch kennt sich mit Bibern aus. Er ist Naturparkführer am Diemelsee und kann andere Menschen für die Nager begeistern. Im Interview erklärt er, was ihn an den Tieren fasziniert.
„Früher gab es überall in Deutschland Biber an den Gewässern“, sagt Peter Knobloch aus Körtlinghausen, zwischen Warstein und Rüthen. Dann waren sie über 100 Jahre lang quasi komplett ausgerottet, bis auf Restbestände an der Elbe. In Niedersachsen, am Niederrhein und Bayern wurden sie vor Jahrzehnten wieder erfolgreich angesiedelt. 2013 haben Biber den Diemelsee für sich als Lebensraum entdeckt.
Burgen und Dämme am Diemelsee
Für Naturparkführer Peter Knobloch ist es ein wahrer Glücksfall, wie er im Samstagsinterview unserer Zeitung sagt, dass die zweitgrößten Nager der Welt ihre Burgen und Dämme jetzt im Bereich des Diemelsees bauen und so landschaftsgestalterisch mit natürlichen Biotopen für Artenvielfalt sorgen. Er bietet Fahrradtouren und Exkursionen um den Diemelsee und zu dem neuen Lebensraum der Biber an.
Wo genau haben sich die Biber am See angesiedelt?
Peter Knobloch: Der Lebensraum der Biber sind fließende und stehende Gewässer und deren Uferbereiche. Das Hauptrevier der Biber liegt an der Stauwurzel des Diemelsees, also am Einlauf der Diemel in den See zwischen Giebringhausen und Heringhausen in Höhe der Teich-Kläranlage.
Vermutlich sechs bis acht Tiere
Wissen Sie, wie viele Biber es sind?
Wie viele es insgesamt sind, lässt sich nur sehr schwer sagen. Biber leben im Familienverband, also ein Elternpaar und zwei Generationen von Jungtieren. Meistens sind es zwei bis drei Junge pro Wurf. Also werden es so um die sechs bis acht Tiere sein. Die Biberbabys werden etwa zwei Monate lang von der Mutter gesäugt. Nach zwei Jahren sind sie geschlechtsreif und werden dann von den Eltern aus dem Revier vertrieben.
Gibt es am Diemelsee ein weiteres Bibervorkommen?
Das Revier einer Familie kann einen bis sechs Kilometer lang sein, je nach Nahrungsangebot. Am Einlauf der Itter sind wohl auch Biber aktiv gewesen und hatten einen Damm gebaut. Ob sie noch dort sind, weiß ich nicht. Der Damm wurde durch Hochwasser der Itter weggespült. Im Moment brauchen die Biber keinen Damm, weil das Wasser hoch genug ist. Sie fangen erst wieder an zu bauen, wenn der Wasserspiegel sinkt. Mit dem Damm stauen sie das Wasser an, damit der Eingang in den Bau immer unterm Wasserspiegel liegt – zum Schutz der Jungtiere vor Raubtieren. Den Wohnkessel legen die Biber in den Uferböschungen über dem Wasser an. Dazu bauen sie einen Hügel aus Holz und Knüppeln. Deshalb wird sie auch Knüppelburg genannt.
Nur noch ein paar Stumpen
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Die Biber nagen also die Bäume ab, um sich das Holz für ihre Knüppelburgen zu beschaffen?
Ja, dafür und für die Dämme. Von kleineren Bäumen sind nur noch spitz zulaufende Stumpen zu erkennen. Den Rest haben sie an ihren Bau gebracht. Die Rinde von Pappeln und Weiden mögen sie besonders gern. Mit ihren scharfen Zähnen bringen sie auch Baumstämme mit einem Durchmesser von einem Meter zu Fall. Biber nehmen als Bauholz aber nur das mit, was sie tragen können, also Äste bis Unterarmdicke.
Dass die Biber Bäume fällen, macht die Menschen nicht besonders glücklich?
Nein, besonders wenn es Bäume im eigenen Garten sind. Auch Obstbäume sind für die Nager sehr attraktiv. Wenn man sie schützen will, hilft Maschendraht, den man um den Stamm wickeln muss. Durch Metall beißen Biber sich nicht durch.
War das Fällen der Bäume der Grund weshalb die Biber ausgerottet wurden?
Nein. Dafür gab es drei andere Gründe. Erstens: Auf sie wurde Jagd gemacht wegen ihres schmackhaften Fleisches. Besonders während der Fastenzeit. Denn von der Kirche wurde der Biber wegen seines schuppigen Schwanzes zum Fisch erklärt. Der Schwanz ist platt und wird Kelle genannt. Mit ihm steuert er seine Tauchgänge. Zum andern war das Fell sehr begehrt. Es ist dicht und wasserabweisend. Es gibt kaum bessere Felle, sie wurden sehr hoch gehandelt. Und zum Dritten: Bibergeil. Ein Sekret, mit dem Biber ihr Revier markieren. Es riecht sehr streng und galt im Mittelalter als eine der wertvollsten Substanzen. Sie wurde in Arzneien verarbeitet als Allheilmittel für und gegen alles.
Wie sind die Biber an den Diemelsee gekommen?
Das weiß keiner. Es wird vermutet, dass Tiere dort ausgesetzt wurden. Es gibt keinerlei Verbindungen zu anderen Vorkommen.
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