Hochsauerland/Usseln. Das Bewusstsein für regionale Produkte wächst. Das spürt auch die Upländer Bauernmolkerei. Sie baut in Usseln an der Düdinghäuser Straße.
. Die Upländer Bauernmolkerei in Usseln will expandieren. Der neue Standort im neuen Gewerbegebiet Düdinghäuser Straße bietet dabei eine unerwartete neue Marketing-Möglichkeit.
Im Frühjahr 2020 soll der Startschuss für einen 14-Millionen-Euro-Neubau fallen. An dem neuen Standort sollen die Abfüllung von Milch und Buttermilch sowie der Versand unterkommen. Weiter im Ort produziert werden Sahne, Schmand, saure Sahne, Schulmilch und Sauermilchquark – gelagert und kommissioniert wird im Neubau. „Mit dem zusätzlichem Platz im Ort können wir uns auch neuen Produkten wie Joghurt widmen“, sagt Geschäftsführerin Karin Artzt-Steinbrink.
3300 qm Geschossfläche
Alle Geschosse eingerechnet ist die derzeitige Molkerei in der Usselner Ortsmitte rund 1750 Quadratmeter groß – der Vorentwurf der Upländer Bauernmolkerei für den Neubau im Gewerbegebiet Düdinghäuser Straße bietet mit 3300 Quadratmetern Geschossfläche knapp doppelt so viel Platz, erklärt Projektplaner Detlef Sander.
Das ist auch nötig: Bei der Anlieferung eines letzten Tanks für 100.000 Liter Milch vor zwei Jahren hatte die Molkerei verkündet, ihre Kapazitäten in der Ortsmitte ausgeschöpft zu haben. Den Standort an der Düdinghäuser Straße auszureizen, dürfte so schnell nicht geschehen: Die 20.000 Quadratmeter große Wiese bietet Platz, die bisher geplante Molkerei flexibel auf 8.000 Quadratmeter Geschossfläche auszuweiten.
Umkleiden, Desinfizieren, Ausruhen
In einer Linie von Westen nach Osten reiht der Entwurf für den Neubau Annahme, Milchtanks, Produktion und Abfüllung aneinander, schildert Detlef Sander. Großen Platz nimmt in dem hygienetechnisch sensiblen Betrieb der Sozialbereich zum Umkleiden, Desinfizieren und Ausruhen ein.
„5.000 Quadratmeter Fahrfläche geben Lastwagen den Raum zum Rangieren, der in der Ortsmitte kaum gegeben war“, erläutert Karin Artzt-Steinbrink. Um aus der abschüssigen Fläche am meisten rauszuholen, wird sie geebnet, was in steileren Böschungen resultiert, erklärt Architektin Anja Redmann-Heuel. Das Büro Heuelplan aus Dortmund hat sich seit 60 Jahren auf Molkereien spezialisiert; das Büro Volker Gerken aus Moos am Bodensee plant die Technik.
Uni Trier erstellt Energiekonzept
Studenten der Uni Trier erarbeiten derweil ein Energiekonzept über die Einsatzmöglichkeiten erneuerbarer Energien, erklärt Karin Artzt-Steinbrink. Die Fassade des Neubaus solle sich mit Holzverkleidung in die Landschaft fügen: „Wir haben den Anspruch, nicht wie ein Fremdkörper zu wirken.“
Die Notwendigkeit eines Neubaus war schon lange klar, zeitweise wurden auch andere Optionen als Usseln erwogen, etwa Korbach oder Medebach, erklärt Karin Artzt-Steinbrink – dabei spielte der Mangel an geraden Flächen im Upland eine Rolle. Den Ausschlag für Usseln gaben letztlich zwei Dinge: Das Modell eines Teilneubaus mit vorläufigem Erhalt des alten Standorts lasse sich mit kurzen Wegen viel besser realisieren. „Und die Gemeinde Willingen hat sehr daran gearbeitet, dass wir hierbleiben können“, sagt die Geschäftsführerin.
Ein kleines Schmankerl: Da der neue Standort in mehr als 600 Metern Höhe liegt, dürfte die Bauernmolkerei auch den Titel „Bergmolkerei“ tragen. Alles in allem hält Karin Artzt-Steinbrink fest: „Wir haben uns gerne fürs Hierbleiben entschieden.“
Bürgermeister Thomas Trachte begrüßt den Entschluss der Upländer Bauernmolkerei, in Usseln zu bleiben: Das Unternehmen sei ein struktureller Bestandteil der Willinger Wirtschaft und ein großer Arbeitgeber. Der nötige Bebauungsplan ist noch nicht endgültig verabschiedet, doch er erwarte im weiteren Verfahren keine größeren Schwierigkeiten.
Abstimmung mit der Regionalplanung
Das bislang größte Problem – der Konflikt zwischen der Ebnung der Wiese und der Bauverbotszone an der Straße – habe gelöst werden können. Die Pläne für das Gewerbegebiet machen es notwendig, einen Loipeneinstieg für Skilangläufer zu verlegen und Wanderparkplätze neu zu ordnen. Das befinde sich in Arbeit.
Perspektivisch hält die Gemeinde auch noch ein östlich an den Molkereistandort in spe angrenzendes Grundstück vor. Da gebe es aber noch Abstimmungsbedarf mit der Regionalplanung, erläutert Trachte. Doch auch vonseiten der Bauernmolkerei sei deren Nutzung noch Zukunftsmusik, so Karin Artzt-Steinbrink.
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