Hallenberg. Zur Vorbereitung auf die Hallenberger Passionsspiele 2020 gehört der Frisuren-Wildwuchs. Ab wann Schere und Rasur tabu sind, steht schon fest

In Oberammergau sprießen sie schon: die Bärte und die Haare. Seit Aschermittwoch müssen alle Frauen und Männer, die 2020 bei der Passion mitspielen möchten, die Schere bzw. den Rasierer meiden. Nur „römische Soldaten“ und natürlich die Platzanweiser sowie Leute hinter den Kulissen sind vom Bart- und Haarerlass ausgenommen. Jesus, die Jünger, die Pharisäer und die Frauen sollen schließlich so aussehen wie vor rund 2000 Jahren in Jerusalem. Die Oberbayern spielen die Leidensgeschichte Jesu Christi 2020 zum 42., die Hallenberger im nächsten Jahr zum neunten Mal. Doch in Hallenberg dürfen Haare und Bärte noch munter wachsen – noch!

Der Regisseur

„Seit über einem Jahr schwebt das Thema schon in meinem Kopf. Für mich ist es eine große Ehre und die größte Herausforderung meines Lebens, die Passion inszenieren zu dürfen“, sagt Regisseur Florian Hinxlage. Mit dem Wechselspiel aus Vollbart und Baby-Po im Gesicht kennt sich der bekennende Bartträger aus. Bei der „Blues Brothers“-Inszenierung 2018 in Hannover spielte er selbst den Jake – und der ist nun mal blank.

Passion 2010

Impressionen von der Passion 2010 in Hallenberg. 
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Impressionen von der Passion 2010 in Hallenberg. 
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„Am 7. September 2019 geht unsere Saison zu Ende. Und dann wird Hallenberg zu „Haar“lenberg. Wir werden das Casting für die Rollenverteilung noch früher als bislang machen. Aber ich bin neulich bei der Schützenversammlung schon von Männern angesprochen worden, die bereits jetzt den Bart für die Passion züchten“, sagt Hinxlage.

Johannes der Täufer

Nie ein Vollbart-Freund ist und war Berthold Schäfer (77), der damals bei der Passion ordentlich Watte im Gesicht hatte: „Im Dezember hatten wir die Rollen verteilt. Da wusste ich, dass ich Johannes den Täufer spielen würde. Naja, der hat in der Wüste gelebt, wohin wollte der zum Friseur? Daher habe ich mir zum Jahresanfang den Bart stehen lassen und auch die Haare nicht mehr angerührt – sehr zum Leidwesen von Frau und Tochter, die beide Friseurmeisterinnen sind“, sagt der 77-Jährige. Im Sommer sei er vom Sportverein öffentlich geehrt worden. Sein Enkel sagte damals ob der Frisur: „Opa, das ist das erste Mal, dass ich mich für Dich schäme.“ Auch an eine Polizeikontrolle auf der Edertalstraße kann sich Berthold Schäfer erinnern: „Sie sind aber heute bestimmt der Älteste, den ich kontrolliere“, soll der Beamte gesagt haben. Als Schäfer seine Frisur erklärte, erwiderte der Polizist: „Dann sind wir Kollegen, ich mache bei der Freilichtbühnen in Niederelsungen mit.“ Gleich nach der letzten Vorstellung haben Frau und Tochter übrigens Berthold Schäfer von Matte und Watte befreit – ihm quasi den Bart abgemacht.

Jesus 1990 und 2000

Bart oder nicht – für Heribert Knecht war das nie die Frage: Der langjährige Bühnensprecher spielte 1990 und 2000 die Hauptrolle des Jesus und ist von Natur aus seit 1972 Vollbartträger. „Für mich war das keine große Umstellung; natürlich waren die Haare länger als sonst. Und natürlich musste man auch um den Mund die Ecken etwas freihalten, um nicht ganz zuzuwuchern. Aber mir kam das nicht schlimm oder ungewohnt vor.“ Das war wohl eher 1981 der Fall, als er „Im weißen Rössel“ in die Rolle des Sigismund schlüpfte und der Regisseur darauf bestand: Bart ab! „Meine Mutter hat damals zu meiner Frau gesagt: Ursel, guck mal, da schleicht ein fremder Mann ums Haus. Und auch unserer Ältester hat gefragt: Mama, wer ist dieser Mann?“

Ungebremstes Zuschauerinteresse

Die Hallenberger Passion ist ein Zuschauermagnet. Aus Anlass des Heiligen Jahres 1950 wurde die Tradition ins Leben gerufen, die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesu Christi alle zehn Jahre auf die Bühne zu bringen. Die Passion trug in den Nachkriegsjahren dem Bedürfnis vieler Menschen nach spiritueller Erbauung und Erneuerung Rechnung: „Eine Welt, die in Trümmern liegt, soll wieder umgeformt und aufgebaut werden. Das ist nicht anders möglich als mit dem Bauherrn der Welten, der die Zeiten in seiner Hand trägt“, so fasste der Initiator der Passionsspiele, der damalige Pastor Gerhard Reker, die Motivation für die Spiele zusammen.

Als 1965 vom Papst ein weiteres Heiliges Jahr ausgerufen wurde, brach die Bühne mit dem Zehn-Jahres-Rhythmus und spielte ausnahmsweise auch in jenem Jahr. Seither ist das Zuschauer-Interesse ungebremst.

38.491 Besucher kamen zu den 33 Aufführungen 2010 und 42.520 waren es sogar 2000 bei 34 Spielterminen.

Weitere Infos unter 02984 929190.

Jesus 2010

Burkhard Hesse spielte 2010 den Jesus und kann sich noch gut erinnern, wie ab Januar die Stoppeln sprossen. „Bei mir sind das ja mehr so Flusen. Aber meine damalige Freundin und heutige Frau fand das gar nicht toll“, erinnert sich der 41-Jährige. „In einem steuerberatenden Beruf kommt es auch nicht wirklich gut, wenn man wie ein Zottel herumläuft. Ich habe mich den Kunden gegenüber öfter erklärt und dann war es auch gut.“ Heute noch wird er auf seine Hauptrolle angesprochen, die „anstrengend, aber auch schön und etwas ganz Besonderes war“. Noch gut erinnert er sich an die Premiere: „Die ganze Zeit drohte schon ein Gewitter; bei der Kreuzigungsszene donnert es dann richtig, bevor es heftig regnete. Ich bin noch vor dem Schluss-Applaus unter die Dusche – weil ich bloß nicht krank werden wollte – und dann erst einige Minuten später zurück auf die Bühne. Das Publikum stand noch da, wartete auf mich und hat mir unglaublich herzlich Applaus gespendet – das werde ich nie vergessen.“ Den Bart nach der Passion ließ er sich live im Regionalfernsehen abnehmen. Dieses Jahr nimmt er sich eine Bühnen-Auszeit. „Aber wenn es irgendwie geht, will ich 2020 dabei sein.“

Der Apostel Andreas

Stefan Pippel, seit vielen Jahren Spielleiter an der Bühne, hat seit der Passion Spaß am Bart gefunden. Er spielte damals den Apostel Andreas. „Vorher hatte ich mit Bart gar nichts am Hut, da war ich immer glatt rasiert. Aber seitdem trage ich nur noch Drei-Tage-Bart.“

Sofern es denn die Rolle zulässt. Denn als Mann in Frauenklamotten musste er 2017 bei „Manche mögen’s heiß“ natürlich kinnglatt daher kommen. Auch er kann sich noch gut erinnern, als ihm unmittelbar nach der letzten Passions-Aufführung das Gestrüpp aus dem Gesicht entfernt wurde. „Die Haut fühlte sich ganz taub an – so, als würde sie einem gar nicht gehören.“

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