Olsberg. . Pfarrer Kneipp fehlt dieses Mal der ganze Arm: Schon vier der insgesamt 36 Kneippfiguren sind seit 2017 in Olsberg beschädigt worden.
Pfarrer Kneipp kommt nicht zur Ruhe: In der Nacht zu Donnerstag ist einer der Olsberger Figuren ein Arm abgeschlagen worden, es ist die vierte Sachbeschädigung seitdem sie vor knapp zwei Jahren aufgestellt wurden.
Ihr Ideengeber Helmut Schmücker ist mittlerweile nicht nur Friseur-, sondern auch nebenberuflicher Kneippfiguren-Reparatur-Meister. Bei seiner morgendlichen Runde läuft er an vielen der Figuren vorbei, er entdeckte selbst die Beschädigung. Es passiert immer nachts: In diesem Jahr ist es das zweite Körperteil, das einer Figur abgeschlagen wurde. Dieses Mal sogar die ganze Schulter. Die Hand, die Anfang des Jahres zum Opfer brachialer Gewalt wurde, ist wieder zusammengeflickt, sie wurde der ersten Figur am Eingang zu Bigge abgeschlagen.
Der Vandalismus
Als allererstes war im Dezember 2017 die Skulptur der Jugendhilfe im Kurpark zum Opfer von Sachbeschädigung geworden - ebenfalls an der Hand mit der traditionellen Gusskanne. „Zum Glück lagen die Hände und die Schulter daneben“, sagt Schmücker. Denn er kann nur flicken, nichts neu kreieren. Die Figuren wurden in Polen gefertigt, Neues zu formen, dürfte mindestens kostspielig sein.
Die Reparatur
Angesichts des Schadens „freut“ sich Schmücker „wieder auf ein schönes Wochenende“ mit insgesamt sechs bis acht Stunden Handarbeit. Die Figur hat er mit der Karre zu Fuß bei sich in den Laden gebracht. „Es sind mehrere Arbeitsschritte über mehrere Tage. Ich muss die Figur von innen mit einer Dachlatte stabilisieren, dann Fieberglas-Gewebe auftragen, schließlich die Hand mit Spezialkleber wieder anbringen und immer wieder spachteln. Alles wird nach und nach eingearbeitet.“ Zum Glück kann er sich bei seinem Nachbarn Malermeister Roland Klaucke auf kurzem Wege die Originalfarbe holen. Und: „Auch Kunden haben mir schon Tipps gegeben.“
Die Förderung
Warum Schmücker das alles macht? Die Kneippfiguren sind sein Baby, zum Großteil hat er sich um Förderung und Sponsoren für die 36 Figuren gekümmert. „Ich möchte das natürlich gerne erhalten.“ Und ein bisschen Druck steckt auch dahinter: „Die Figuren müssen wegen der Leader-Fördermittel zwölf Jahre stehen bleiben.“ Darum, nicht unbedingt weil er sich Aufklärung erhofft, zeigt er auch jede Sachbeschädigung bei der Polizei an. „Ich brauche die Dokumente, um im Ernstfall der Bezirksregierung auch zeigen zu können, dass es die Sachbeschädigung gab.“
Das Warum
Schmücker vermutet, dass es vor allem Betrunkene sind, die sich auf ihrem Weg durch den Kurpark oder nach Hause irgendwie beweisen müssen. Dafür spricht: Nur dieser eine Vorfall passierte in der Woche, sonst war stets Wochenende.
Die vierte Figur, die in den zwei Jahren beschädigt wurde, steht im Kurpark unterhalb der Touristik, sie hatte Risse im Sockel: „Da muss einer versucht haben, sie abzutreten.“ Die jetzt betroffene Skulptur hat ihren Platz ursprünglich im Eingang zur Touristik, wegen der Bauarbeiten zum Kneipp-Erlebnispark wurde sie umgestellt.
Die Meinungen
„Die Figuren kommen im Prinzip gut an, es machen unwahrscheinlich viele Gäste ihre Selfies mit ihnen“, sagt Schmücker. Dabei mischt sich nun doch auch berechtigte Wut in seine Worte: „Dass sich dann manche an so einem wehrlosen Gegenstand verausgaben, finde ich, ehrlich gesagt Sch...“ Die Maskottchen sind nicht bei allen Olsbergern beliebt. Dass sie bei manchem aber eine regelrechte Zerstörungswut auslösen, daran denkt Schmücker nicht.
„Wenn Bürger sagen, dass sie ihnen nicht gefallen, dann antworte ich immer: Gut so, dass nicht alle meinen Geschmack haben“, so der Olsberger. Entworfen hat die Figuren der heimische Künstler Jürgen Suberg und sie haben in den zwei Jahren auf jeden Fall für ordentlich Gesprächsstoff gesorgt. Einige gingen auf Wanderschaft: zur Kirmes vom Rathaus auf den Bigger Kreisel, zum Schützenfest Olsberg aus der City ins Hasley. Schmücker brachte die Figuren zurück zum Standort, fertig. Eine Zigarettenkippe hatte ein Pfarrer Kneipp schon im Mund, der nächste einen Regenschirm auf der Schulter. Diesen „Feez“ rückgängig zu machen, kostete ihn zwar Zeit, aber darüber kann auch er schmunzeln.
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