Hallenberg. . Marcus Hernig lebt und arbeitet sieben Monate im Jahr in China. Den Rest seiner Zeit verbringt er meist in der Abgeschiedenheit von Hallenberg.
Er führt ein Leben zwischen zwei Kontinenten: Marcus Hernig arbeitet als Dozent an chinesischen Hochschulen, zieht sich aber für die Fertigstellung seiner Bücher immer wieder in die Ruhe des Sauerlandes nach Hallenberg zurück. Dort stellt er heute Abend auch sein neuestes Werk vor.
Herr Hernig, wie wird man eigentlich Experte für China?
Marcus Hernig: Das fing bei mir schon zu Schulzeiten an, als ich bemerkte, dass China eigentlich für mich nur ein riesiger weißer Fleck ist und ich nur sehr wenig darüber wusste. So entstand der Wunsch, diese Wissenslücken aufzuarbeiten und so fing ich im Anschluss an mein Abitur das Studium in Bochum an.
Und wann waren Sie dann das erste Mal in Asien?
Das war mit meinem ersten Auslandssemester, so gegen 1992 in etwa. Im Vorfeld hatte ich an der Volkshochschule chinesisch gelernt. Musste dann aber vor Ort feststellen: Man lernt eine Sprache am besten in dem Land.
Wie lange haben Sie gebraucht, um die Sprache wirklich zu lernen?
Das hat etwa ein Jahr gedauert. Ich hatte neben den deutschen Kommilitonen auch viele chinesische Freunde und habe auch schnell meine spätere Frau kennen gelernt, so dass ich viele Gelegenheiten bekam zu reden.
Wann entstand der Entschluss, Ihren Lebensmittelpunkt nach China zu verlagern?
Das war mit meiner Promotion. Beruflich wollte ich gerne in China bleiben und auch privat zog es mich eher in diese Richtung.
Was ist der größte Unterschied zu Deutschland?
China ist ganz anders aufgebaut als Deutschland. Es wird viel von oben geplant, allerdings sind die Menschen doch sehr flexibel in ihrer Auslegung. In Deutschland gibt es viele Vorschriften, beispielsweise bei den Steuern oder Glühbirnen. Das ist in China nicht der Fall.
Wie kamen Sie auf Hallenberg?
Ich lebe in der Millionenstadt Shanghai. Da brauchte ich ein Kontrastprogramm, um in Ruhe an meinen Büchern arbeiten zu können. Nach einigem Suchen bin ich in Hallenberg fündig geworden. Einen direkten Bezug hatte ich bis dahin zum Sauerland nicht.
Marcus Hernig ist zu Gast im Infozentrum Kump
Marcus Hernig ist heute Abend ab 19 Uhr zu Gast im Infozentrum Kump Hallenberg.
Dort stellt der promovierte Sinologe, Publizist und Buchautor sein neuestes Werk „Die Renaissance der Seidenstraße - Der Weg des chinesischen Drachens ins Herz Europas“ vor.
Wie oft pendeln Sie zwischen China und Hallenberg?
Ich bin an die Semesterferien gebunden. Daher verbringe ich aktuell etwa sieben Monate in China und den Rest des Jahres in Deutschland.
Sie stellen Ihr neues Buch „Die Renaissance der Seidenstraße“ vor, erzählen Sie uns in zwei Sätzen, worum es geht.
Chinas Wandel vollzieht sich inzwischen global. Dieses Phänomen der neuen Seidenstraße und Chinas Plan, die Handlungsverbindungen in Europa auszuweiten, stelle ich dar und zeige auch die Reaktion Europas auf.
Und inwieweit spielt Hallenberg dabei eine Rolle?
Aktuell noch keine große, aber ich kann mir gut vorstellen, dass Hallenberg in meinen künftigen Büchern auch inhaltlich noch eine entscheidende Rolle zukommen wird.
Wo sehen Sie sich in 20 Jahren? In China oder in Deutschland ?
Ich habe vor, meinen Lebensmittelpunkt langfristig mehr nach Deutschland zu verlagern. Ganz werde ich das Pendeln aber wohl nicht aufgeben können, dazu hänge ich doch zu sehr an China.