Winterberg. . Agnes Hartmann als Geschäftsführerin im St.-Franziskus-Hospital begrüßt. Mit der WP hat sie über ihre Pläne für das Krankenhaus gesprochen.

Gegen rund zehn Mitbewerber hat sie sich durchgesetzt, seit 15. Februar ist Agnes Hartmann die neue Geschäftsführerin des St.-Franziskus-Hospitals und des Medizinischen Versorgungszentrums. Bis zum Ende der Anstellung ihres Vorgängers Christian Jostes am 31. März unterstützt dieser sie noch bei der Einarbeitung. Gestern wurde Hartmann offiziell willkommen geheißen, dazu gab es eine Feierstunde in der Krankenhauskapelle und einen kleinen Empfang.

Wer ist die Neue und was hat sie für Pläne für das einzige Krankenhaus im Südkreis? „Das St. Franziskus ist enorm wichtig für die Versorgungslandschaft in der Region. Meine Vision ist es, diese zu erhalten und wenn möglich noch zu verbessern.“

Ziel: Selbstständigkeit erhalten

Ob das langfristig nur mit einer Kooperation oder gar einer Fusion mit anderen Krankenhäusern möglich ist? „Unser Ziel ist es, dieses Krankenhaus so lange wie möglich selbstständig zu erhalten.“ Sicher werde der Verwaltungsrat zu gegebener Zeit über andere Optionen nachdenken – derzeit gebe es aber keine konkreten Überlegungen. „Eine gute Kooperation mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen der Region ist hingegen auf jeden Fall wichtig, aber die gibt es auch schon.“ Dass es immer wieder Klippen zu umschiffen gibt, ist ihr als erfahrener Krankenhaus-Geschäftsführerin bekannt. „Natürlich ist es politisch gewünscht, Qualität zu möglichst niedrigen Kosten zu gewährleisten. Aber ohne eine auskömmliche Finanzierung ist Qualität nicht aufrechtzuerhalten, zumal die Berechnung nach Fallpauschalen kleine Krankenhäuser benachteiligt.“

Positive Ansätze sieht sie jedoch auch: So werde das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz ab 2020 zu Entlastung führen. „Ob das insgesamt die richtige Stellschraube ist, werden wir sehen.“

Agnes Hartmann – zur Person

Agnes Hartmann ist 51 Jahre alt, gelernte Informatik-Betriebswirtin und seit 23 Jahren im Gesundheitswesen tätig.

Zuletzt war sie seit 2011 Geschäftsführerin der Ev. Krankenhaus Gesundbrunnen gGmbH in Hofgeismar.

Zudem ist sie Beisitzerin im Vorstand des Bundesverbandes Geriatrie. Der Verband vertritt die Interessen von Einrichtungen der Altersmedizin.

Sie wohnt in Grebenstein bei Kassel; ab 1. April hat sie zusätzlich eine Wohnung in Winterberg.

Eine größere Schwierigkeit, die größte in den kommenden Jahren, sieht sie ebenso wie ihr Vorgänger indes woanders, nämlich im Fachkräftemangel. Noch sei es zwar möglich, alle Stellen zu besetzen. Aber bereits bei den Ausbildungsbewerbern zeichne sich ein Schwund ab – und zwar sowohl in der Zahl als auch bei der Qualität. „Diese Entwicklung zeichnet sich jedoch seit 15 Jahren ab und wird diskutiert“, bilanziert Christian Jostes. „Die Politik steuert nicht kraftvoll genug dagegen.“

Wertschätzung als Plusfaktor

Gegensteuern könne man aber auch vor Ort, sind sich beide einig. „Ich hatte in Hofgeismar die Gelegenheit, ein Haus zu strukturieren, in dem viel Wert auf die Wünsche der Menschen gelegt wird – von Patienten und Mitarbeitern“, sagt Hartmann. Wertschätzung sei ein wichtiger Schlüssel zur Zufriedenheit und ihr Weg habe zu einer extrem niedrigen Fluktuation beim Personal geführt. Sie sei für jeden, von der Küchenhilfe bis zum Chefarzt, stets ansprechbar gewesen, „und das wussten die Leute auch.“ Auch bei der Einführung der individuell verhandelten Entgelte habe sie für ihr früheres Krankenhaus gute Ergebnisse erzielt. Damit sind Leistungen gemeint, für die es keine festen Pauschalen gibt und die daher individuell mit den Krankenkassen ausgehandelt werden.

Der Wunsch, nach Winterberg zu wechseln, sei mit der Lust auf eine neue Herausforderung verbunden. „Irgendwann kennt man an seinem alten Wirkungskreis jede Schublade, außerdem hat das St. Franziskus Bereiche, die in Hofgeismar nicht vorhanden sind.“

Ob aufgrund ihrer Vorstandstätigkeit im Bundesverband Geriatrie auch eine verstärkte Orientierung des St. Franziskus in diese Richtung zu erwarten ist? „Das Haus ist in dem Bereich bereits gut aufgestellt. Aber ja, die Geriatrie ist ein Steckenpferd von mir und wird ein Fokuspunkt sein.“

Zukunft von Christian Jostes

Christian Jostes wechselt zum 1. April als Geschäftsführer zur Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge mit Sitz in Brakel. Unter ihrem Dach sind vier Krankenhausstandorte mit zusammen rund 860 Betten vereint. „Ich gehe mit Respekt an diese Aufgabe, es ist keine alltägliche Herausforderung“, sagt Jostes. Das St. Franziskus sei im Vergleich zu seinen, Jostes’, Anfangszeiten heute gut und breiter aufgestellt, auch mit neuen Fachbereichen. Was sieht er als seine größte Leistung in Winterberg? „Zusammengefasst: den Laden zusammengehalten zu haben. Allerdings natürlich nicht allein.“

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