Altkreis. . Schnee am Asten, Wolken in Brilon, Sonne in Medebach - Wetter kann vielfältig sein. Zweimal pro Woche sagt die WP jetzt punktgenau, wie es wird.
Es ist gut, dass die Leute das Wetter nicht selbst machen. Dieses alte Sprichwort hat auch heute noch Gültigkeit. Dass es regnet, die Sonne scheint oder der Wind pustet – das können auch die Papes nicht bewirken. Aber der 33-jährige Julian und sein Vater Meinolf (61) sind Diplom-Geographen. Sie können das Wetter beobachten und vorhersagen. Seit gut fünf Jahren machen die beiden das auf ihrer Internetseite www.wetter-sauerland.de. Und ab sofort erstellt Julian Pape zweimal pro Woche exklusiv für die WP das ganz individuelle Altkreis-Brilon-Wetter. Ja, das gibt es. Und selbst dieser überschaubare Mikrokosmos hat drei unterschiedliche Klimazonen.
„Man kann in der Tat nicht einfach sagen, im Sauerland wird es morgen zehn Grad warm oder es gibt vier Zentimeter Neuschnee. Allein die Höhenlage oder die Position vor oder hinter einem Bergrücken sorgen für ganz unterschiedliche Wetter“, erklärt Julian Pape. Der Kahle Asten kommt zum Beispiel im Laufe eines Jahres auf 1450 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. In Medebach sind es nur 800. „Es ist selten so, dass es am Kahlen Asten regnet und in Medebach die Sonne scheint. Der Trend ist schon einheitlich. Aber in der Ausprägung kann das sehr unterschiedlich aussehen“, sagt Meinolf Pape.
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Die beiden Fachleute unterteilen den Altkreis in drei Zonen: Medebach, Hallenberg und Marsberg sind dem Rothaargebirge nachgelagert. Sie liegen im Regenschattengebiet, was vor allem in trockenen Sommern den Landwirten Sorgenfalten in die sonnengegerbten Gesichter treibt. Olsberg und Brilon sind den hohen Bergen - aus westlicher Richtung betrachtet - vorgelagert; das Wetter dort wird durch einen leichten Kontinental-Effekt geprägt. Westheim ist zum Beispiel der tiefste Ort im Großraum Brilon. „Der Temperatur-Aufschlag im Vergleich zum Kahlen Asten liegt dort locker bei fünf Grad“, sagt Meinolf Pape. Bei Inversionswetterlagen ist aber auch der umgekehrte Fall, im Extremfall mit 20 Grad-Unterschied, möglich. In der dritten Zone liegen dann die Hochlagen rund um Winterberg, welche sowieso ein ganz spezieller Fall sind.
Ein Netzwerk an Mess-Stationen
Im Laufe der Jahre haben die beiden Geographen ein eigenes Netzwerk aufgebaut. Mit kleinen Holzhütten, von denen heute noch zehn in Betrieb sind, fing die Wetterbeobachtung vor langer Zeit an. Mittlerweile sind 37 automatische Mess-Stationen hinzugekommen. Sie messen Wind (Tempo und Richtung), Niederschlag, Temperatur (Luft und Boden), Luftfeuchtigkeit, Luftdruck und Sonnen-Intensität. Diese Daten können nicht nur die Papes permanent abrufen. Die Daten sind im Internet für jeden zugänglich. Sie auszuwerten und zu bewerten, dazu ist allerdings Erfahrung notwendig: Für eine Vorhersage bedienen sich die Papes zunächst sogenannter Strömungsmodelle, die von zwei großen Wetterdienstleistern aus einer Unzahl an Daten erstellt werden. „In unsere Prognosen fließen dann neben den globalen Werte aber die Ergebnisse unserer Stationen mit ein. Hinzu kommen natürlich eigene Beobachtungen von Wind und Wolken.“
Wetter handgemacht
Auf diese Weise wird das Wetter jeden Tag von Julian Pape handgemacht. Auch im Urlaub. Dann achtet er darauf, dass im Ferienquartier eine gute Internetverbindung besteht. „Die Apps, die man auf dem Smartphone hat, automatisieren die Regionaldaten aus den großen Strömungsberechnungen. Da ist nichts vor Ort gemessen, sondern da wird nur interpoliert. Bei uns spielen außerdem die Erfahrungen des Sauerländers mit hinein“, betont der 33-Jährige.
Bei aller Technik und allem Fortschritt haben die Wetter-Prognosen heutzutage bei drei Tagen im Voraus eine 80-prozentige Trefferquote; bei einer Vorlaufzeit von einer Woche liegt die Wahrscheinlichkeit schon nur noch bei 60 Prozent. „Wetter ist und bleibt ein chaotisches System. Man wird niemals im Oktober sagen können, wie der Winter wird. Es klingt zwar unglaublich, doch der Flügelschlag eines Schmetterlings in China kann schlussendlich die Wetterlage in Winterberg beeinflussen“, sagt Julian Pape. Für diesen Winter habe es schon mehrfach nach anhaltender Kälte ausgesehen, doch die kam dann bisher nur ansatzweise. „Es gibt aber so etwas wie die Erhaltungsneigung: Hat sich eine Wetterlage einmal eingespielt, ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sie auch mal länger anhält.“
Jeder möchte mitreden können
Und was reizt Vater und Sohn am Wetter? „Ich habe mit 15 Jahren meine erste Wetterstation geschenkt bekommen, sagt Julian. Es ist das Interesse an Natur und Landschaft. „Wetter ist schließlich ein Thema, das jeden betrifft, bei dem jeder mitreden möchte!“ Auch wenn es noch niemand selber machen kann. Außer den Papes – zumindest ein bisschen…
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