Brilon. . Franz-Josef Oberließen fährt mit einem E-Auto von Hamburg nach Brilon. Das rechtzeitige Laden der Batterie ist ein Problem bei solchen Touren.

Die Elektromobilität kommt – nicht nur im Sauerland – nur schleppend voran. Eine Erschwernis sind die unterschiedlichen Ladesysteme. Für Fahrer von Elektroautos kann das zum Problem werden – wie jetzt in Brilon.

Mit seinem Elektroauto machte sich Franz-Josef Oberließen an einem Wochenende von Hamburg aus nach Brilon auf. Seine Erfahrung: „So eine Langstrecke ist ein echtes Abenteuer. Vor allem die dabei notwendigen Stopps zum Laden der Batterie können eine echte Herausforderung sein.“ Auch in Brilon angekommen, war es für ihn nicht leicht, Energie zu bekommen.

E-Mobil rund um Uhr kostenlos

Erste Anlaufstationin Brilon vor Ort war für den E-Mobil-Fahrer, die E-Tankstelle am Autohaus Witteler in der Möhnestraße. Im Internet hatte er gelesen, dass man dort sein E-Mobil rund um Uhr kostenlos aufladen kann. „Aber die Enttäuschung vor Ort war groß“, berichtet er gegenüber der WP. Die Ladestationen seien an dem Samstagabend offensichtlich abgeschaltet gewesen, ein Hinweisschild über Öffnungszeiten oder eine Anleitung zum Aufladen gebe es dort nicht.

E-Tankstelle seit 2017 am Autohaus Witteler

Auf unsere Nachfrage erklärt uns das Autohaus Witteler, dass die E-Tankstelle rund um die Uhr zur Verfügung stehe - zurzeit tatsächlich sogar noch kostenlos. Allerdings muss man sich, so Firmeninhaber Paul Witteler, zunächst über das Ladestationennetzwerk „Plug-Surfing“ anmelden, zu dem die E-Tankstelle auf dem Firmengelände gehört. Das sei über die entsprechende App möglich. Offenbar sei es aber sinnvoll, besser auf diese Anwendung hinzuweisen. Deshalb sollen die Kunden künftig über ein Hinweisschild informiert werden, so Paul Witteler.

E-Autos: 2017 rund 50 Prozent mehr als 2018

Auch im Hochsauerlandkreis steigt die Zulassung von Elektrofahrzeugen zwar langsam, aber stetig an.

Ende 2018 waren im Kreisgebiet 223 reine Elektrofahrzeuge zugelassen und damit erneut rund 50 Prozent mehr als im Vorjahr.

Das Mercedes-Autohaus betreibt seit 2017 die E-Tankstelle auf ihrem Firmengelände. Aktuell gibt es dort zwei „Tankplätze“. Ein Ausbau ist geplant. Sobald die Temperaturen die Arbeiten zulassen, sollen zwei mal zwei weitere Plätze hinzukommen, so dass es dort künftig sechs Ladepunkt gibt.

Es fehlt ein allgemein verbindliches System

Franz-Josef Oberließen hat auf seiner Fahrt von Hamburg nach Brilon bei verschiedenen Tankstellen-Stopps die Erfahrung gemacht, dass es ganz unterschiedliche Systeme gibt, über die das E-Tanken zum Beispiel an Tankstellen abgewickelt wird. Üblicherweise ist es demnach so, dass bei jedem Anbieter eine Anmeldung erforderlich ist – in der Regel über eine entsprechende App, über die dann auch abgerechnet wird. Am Flughafen Hannover hat der Hamburger die Möglichkeit genutzt, im Parkhaus sein Auto - gegen Zahlung der Parkhausgebühr - wieder aufzuladen.

In Brilon soll es bald mehr Ladestationen geben.
In Brilon soll es bald mehr Ladestationen geben. © Arne Poll

Paul Witteler erklärt im Gespräch mit der WP: „Meiner Meinung nach fehlt ein allgemein verbindliches System. Das ist das Schlüsselproblem. Eine für alle nutzbare Plattform würde die Sache deutlich erleichtern und die E-Mobilität voranbringen.“ Kooperationspartner der E-Tankstelle bei der Firma Witteler sind die Briloner Stadtwerke. Der heimische Energieversorger hat es sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, die regionale Verfügbarkeit öffentlich-zugänglicher Ladeinfrastruktur weiter auszubauen. Dementsprechen sollen in diesem Jahr drei weitere öffentliche E-Ladestationen im Briloner Stadtgebiet errichtet werden.

Ausbau der Ladestationen in Brilon geplant

Eine E-Ladestation wird in Zusammenarbeit mit der Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten am Volksbank-Center entstehen. Zusätzlich sind weitere Ladestationen am Krankenhaus Maria-Hilf sowie auf dem Kundenparkplatz der Stadtwerke Brilon in der Keffelker Straße geplant. Das teilten die Stadtwerke auf Anfrage der WP mit. Auch diese Stationen werden über das „Plug-Surfing-Netzwerk“ nutzbar sein, das nach eigenen Angaben Zugang zu 85 000 Ladepunkten in Europa ermöglicht.

Und der Mann aus Hamburg? Schnelle Hilfe und Strom bekam er schließlich im Hotel Rech. Dort gibt es eine Stromtankstelle mit einem Anschluss, die vom Personal bedient werden muss. „Selbstbedienung ist generell nicht möglich, aber ich war um 20.30 Uhr noch früh genug und das freundliche Hotelpersonal hat mir das Laden gegen einen angemessenen Preis von 40 Cent pro Kilowattstunde ermöglicht.“

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