Olsberg. . Nach dem Einsatz in einer Asylunterkunft in Olsberg sitzt der Mann, der sich gegen seine Abschiebung wehrte, in Haft. Er war bislang unauffällig.

Ein Polizeieinsatz hat am Mittwochmorgen Anwohner und Schüler im Bereich der Olsberger Bahnhofstraße in Atem gehalten. Teile der Sekundarschule Olsberg wurden vorsorglich geräumt. Die Rückführung eines abgelehnten Asylbewerbers aus Tadschikistan war eskaliert. Der Mann (49) hatte sich mit einem Messer in einem Zimmer verschanzt. Eine Spezialeinheit stürmte die Wohnung. Schüler der angrenzenden Schule konnte ihre Eltern per Handy informieren und beruhigen. In Sozialen Netzwerken hatte es Gerüchte unter anderem über einen Amoklauf gegeben.

Flugzeug startet ohne 49-Jährigen nach Litauen

Bei dem Zugriff wurde der Mann leicht verletzt. Er kam ins Polizeigewahrsam. Am Mittwochnachmittag wurde er einem Haftrichter vorgeführt. Derzeit sitzt er in der Abschiebe-Haftanstalt in Büren und soll zu einem späteren Zeitpunkt nach Litauen rückgeführt werden.

Bahnhofstraße wurde komplett gesperrt

Mitarbeiter der Ausländerbehörde hatten um 5.30 Uhr an der Tür des Mannes geschellt. Beim Öffnen habe er ein Messer in der Hand gehalten, die Mitarbeiter aber nicht bedroht, sagt Martin Reuther, Sprecher des Hochsauerlandkreises. Die Behördenmitarbeiter zogen sich daraufhin zurück und alarmierten die Polizei.

 Polizei und Rettungskräfte vor Ort .
Polizei und Rettungskräfte vor Ort . © Joachim Aue

Um 6.30 Uhr hatte es in einer Polizei-Kurzmeldung geheißen: „Unklare Lage, Mann droht zu springen“ – die Feuerwehr rückte mit einer Drehleiter an. Zahlreiche Einsatzkräfte der Polizei waren vor Ort. Krankenwagen standen bereit. Die Bahnhofstraße wurde gesperrt. Um kurz vor 10 Uhr drang ein lauter Knall aus der Wohnung. Ein Spezialkommando hatte die Räume gestürmt, den Mann überwältigt und festgenommen. Dabei wurde der Tadschike verletzt. Die Einsatzkräfte wurden nach Polizeiangaben nicht verletzt.

Keine Gefahr für die Schülerinnen und Schüler

Die Wohnung des 49-Jährigen befindet sich in der Nähe zur Olsberger Sekundarschule. Da der gesamte Einsatzbereich großräumig abgesperrt wurde, waren auch Teile der Schule betroffen. „In enger Absprache mit der Polizei wurden durch die Schulleitung der Sekundarschule Gebäudeteile in Sichtweite des Wohnheims gesperrt“, so die Polizei. Die Schüler wurden vorsorglich in andere Klassenräume verteilt. Der Unterricht fand statt. „Eine Gefahr für die Schülerinnen und Schüler bestand nicht“, teilte die Polizei mit.

Im Oktober nach Olsberg gekommen

Der Mann war im Februar 2017 über Litauen eingereist. Sein Asylantrag wurde abgelehnt. Von Düsseldorf aus wurde er im Januar 2018 gemäß des Dublin-Abkommens nach Litauen zurück geführt. „Bei dieser Rückführung gab es keinerlei Probleme“, sagte Kreissprecher Martin Reuther auf Anfrage der Westfalenpost. Mitte 2018 reiste der 49-Jährige wieder nach Deutschland ein. Das BAMF lehnte seinen Asylantrag erneut ab.

 Das SEK rückte in Olsberg an.
 Das SEK rückte in Olsberg an. © Boris Schopper

Zuletzt hatte der Mann, der im Oktober über Unna nach Olsberg gekommen war, vergeblich über das Verwaltungsgericht Arnsberg einen einstweiligen Rechtsschutz beantragt. „Er ist nie auffällig geworden“, sagte Kreissprecher Martin Reuter und sei nach Aktenlage auch nicht vorbestraft. Daher hätten Mitarbeiter der Ausländerbehörde keine Komplikationen erwartet und den Einsatz zunächst ohne Hinzunahme der Polizei durchführen wollen.

Das sagt der Schulleiter der Schule

In Sozialen Netzwerken hatte es während des knapp vierstündigen Polizeieinsatzes unter anderem Gerüchte über einen Amokalarm oder eine Geiselnahme an der Schule gegeben. Die Polizei hatte daraufhin auf ihrem Twitterkanal appelliert, Spekulationen zu unterlassen und betont, dass für Schüler keine Gefahr bestehe.

Ausreichend Zeit, sich auf das Geschehen auf der Straßenseite gegenüber einzustellen, hatte die Leitung der Sekundarschule Olsberg-Bestwig. Um 7.30 Uhr ist dort Unterrichtsbeginn. Durch die Absperrung der Bahnhofstraße war der Eingang für die insgesamt acht 9-er und 10-er Klassen nicht mehr zu benutzen. Und auch die vier Klassen des Berufskollegs, die wegen des Asbestbefalls seit dem Sommer in die Sekundarschule ausgelagert sind, waren betroffen - insgesamt rund 300 der insgesamt etwa 580 Schüler, so Schulleiter Michael Aufmkolk.

Die Fahrschüler - um die 350 - wurden am nahegelegenen Bahnhof abgefangen und von Lehrkräften, Polizei und Feuerwehr im Berufskolleg gesammelt und dann zum Schultrakt am Schwesternheim geleitet. Die 12 Klassen, die unmittelbar Sicht auf den Einsatzort gehabt hätten, wurden in den Differenzierungsräumen und in der Aula untergebracht. Dort, so der Schulleiter, habe dann ganz normaler Unterricht stattgefunden. „Es bestand ja keine unmittelbare Gefährdung“, sagt Aufmkolk, der die „große Sachkompetenz von Polizei und Kollegium“ bei der Bewältigung der Lage betont.

Schuler beruhigen Eltern per Handyanruf

In der zweiten Stunde bekamen die Schüler Gelegenheit, ihren Eltern per Handy Bescheid zu geben, dass mit ihnen alles o.k. sei. In Sozialen Medien war zwischenzeitlich sogar von zwei Selbsttötungen die Rede gewesen. Als um kurz vor 10 Uhr der Zugriff erfolgte, habe ihm die Polizei mitgeteilt, dass sich die Situation gleich auflösen werde, sagt der Schulleiter. So war es auch. Aufmkolk: „Ab der vierten Stunde lief der Unterricht wieder nach Plan.“

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