Kassel/Hochsauerlandkreis. Florian Franz ist der jüngste Notarzt im Rettungshubschrauber-Team Christoph 7. Zum Einsatzgebiet zählt das Hochsauerland. Ein spannender Job.

Wenn Florian Franz zum Unfallort kommt, dann blicken alle Augen auf ihn. Er steht im Mittelpunkt – ungewollt. Viele kennen den Rettungshubschrauber Christoph 7 aus der Luft – oben am Himmel ist er ebenso für die Kasseler Alltag. Florian Franz über die Herausforderungen in einem Beruf, den nicht jeder machen kann und möchte.

Die Einsätze der Hubschrauberbesatzung im HSK

Ein Rettungshubschrauber wurde im Jahr 2018 auch 6 4 Mal im Hochsauerlandkreis angefordert, weil es - meist bei Unfällen - schnell gehen musste.

In einem Fall flog er nach Arnsberg.

Vier Mal hatte er einen Einsatz in Brilon.

27 Flüge der Retter gingen nach Marsberg.

Neun Einsätze gab es in Medebach.

Einmal flog die Besatzung nach Olsberg.

In 22 Fällen ging der Flug nach Winterberg.

Fast wöchentlich fliegt die orange Maschine über die Region. Wenn der Hubschrauber dann irgendwo landet, wird eben auch der 33-jährige Notarzt zum Hingucker – für ihn immer noch ein komisches Gefühl.

Seit 2013 ist Florian Franz als Internist, also Arzt für Innere Medizin, bei den DRK Kliniken Nordhessen, dem früheren Rot-Kreuz-Krankenhaus angestellt. Bereits sein praktisches Jahr absolvierte er dort. Damals ist es ein Wunschdenken, irgendwann als Notarzt im Rettungshubschrauber mitzufliegen, beschreibt es der 33-Jährige. Dass daraus schnell Realität wird, damit hatte er nicht gerechnet.

Was ihn erwartet, weiß er oft nicht

Seit September fliegt er jetzt. Im Hubschrauber-Team ist er der Jüngste. Aber die Patienten wissen Bescheid, wenn es piept und der Oberarzt die orange Dienstkleidung trägt, dann muss er los – sofort. Einer seiner ersten Einsätze mit dem Christoph 7 ist ein schwerer Verkehrsunfall. Neben dem Rettungshubschrauber aus Kassel wird ein zweiter Hubschrauber aus Siegen alarmiert, um die zwei Schwerverletzten zu versorgen. „Da weiß man beim Anflug schon, dass etwas Schlimmes passiert ist“, sagt Florian Franz.

Er ist mit seinem Team als erster Hubschrauber vor Ort gewesen. „Wir hatten keine Wahl, die einzige Chance war, den Patienten sofort mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus zu fliegen“, erinnert sich der Notarzt. In solchen Fällen zähle jede Sekunde, da gelte es, einfach zu handeln. Zurück in Kassel setzt sich das Rettungsteam zusammen und spricht lange über den Einsatz. So etwas sei eben dann doch nicht alltäglich.

Arbeit im Rettungsdienst auch körperlich anstrengend

Was genau ihn erwartet, das weiß der junge Arzt zu Beginn seines Arbeitstages nicht. Ob er einem Patienten in einer Wohnung helfen muss oder der Verletzte in einem Waldstück liegt. Das macht die Arbeit im Rettungsdienst auch körperlich anstrengender.

„Ich bin vorher noch nie Hubschrauber geflogen, es hätte ja sein können, dass ich das Fliegen überhaupt nicht vertrage“, sagt Florian Franz. Aber das ist zum Glück kein Problem: „Man ist gar nicht so hoch, wie man vielleicht vermuten würde – oftmals kann man direkt durch die Fenster in die Wohnungen schauen.“

Ein bisschen reingerutscht in den Job

Gerade im ländlichen Raum ist es immer ein Ereignis, wenn der Rettungshubschrauber landet. „Aber oftmals ist es eben gerade da der Fall, dass so der Notarzt am schnellsten vor Ort ist“, sagt Florian Franz. In vielen Fällen würden die Patienten dann doch mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht. „Patienten in sehr kritischem Zustand werden ohnehin nicht im Hubschrauber geflogen, weil man während des Fluges nur sehr eingeschränkt handeln kann“, sagt er.

Ein bisschen reingerutscht in den Job sei er, sagt der junge Arzt, der aus Bad Karlshafen kommt und in Hofgeismar Abitur gemacht hat. Nach dem Zivildienst im Krankenhaus nutzte er die Zeit, bis das Studium begann und machte eine Ausbildung zum Rettungssanitäter. Mit Blick auf den Ärztemangel können sich angehende Mediziner ihr Arbeitsfeld mittlerweile aussuchen. Florian Franz muss allerdings nicht lange überlegen. Für ihn fest: Er will als Notarzt arbeiten. Was der Rettungsdienst für ihn ausmacht? Sofort zu helfen und zu sehen, dass es dem Patienten besser geht.

Situationen, die nicht alltäglich sind

Wenn Florian Franz erzählt, dann merkt man, er brennt für seinen Job – auch wenn er manchmal belastend und anstrengend ist. Und eben anders als der Dienst in einer Praxis.

Ob seine Studienkollegen das genauso sehen? „Es gibt viele, die generell keine Einsätze als Notarzt fahren wollen, weil sie sagen, sie trauen sich das nicht zu.“ Viele hätten Angst – etwa vor Kindernotfällen oder schweren Verkehrsunfällen. Eben die Situationen, die nicht alltäglich sind. „Wenn man draußen unterwegs ist, hat man keine Kollegen, die man fragen kann. Man wird unterstützt durch den Notfallsanitäter, aber am Ende ist man eben der, der die Entscheidung treffen muss.“

Die Aufmerksamkeit ist nicht zuletzt durch Fernsehserien wie „Die Rettungsflieger“ groß. Letztens sei er während eines KSV-Spiels über das Auestadion geflogen – in dem er oft in der Kurve steht. Da hätten ihm einige Freunde geschrieben, dass sie ihn gesehen hätten. Auch seine beiden Söhne wissen, wer da drin sitzt, wenn sie den Hubschrauber sehen. „Ich bin vor allem dankbar und weiß, dass es eine besondere Chance ist, die ich in meinem Beruf bekommen habe.“

Hier finden Sie noch mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Altkreis Brilon.