Brilon. . Der amtierende Vizemeister im Schwergewicht erklärt, wie er seinen Körper formt und mit welchen Klischee-Fragen er sich konfrontiert sieht.

Der Kopf ist rasiert, der Blick ist ernst, die Oberarme klar überdurchschnittlich breit. Steve Brenke wirkt beim ersten Eindruck ein bisschen furchteinflößend. „Hi, was kann ich für dich tun?“, fragt der Fitness-Trainer in nettem Tonfall bei unserer ersten Begegnung. Beängstigend klingt anders und schnell taut der 36-Jährige auf, als es um seine große Leidenschaft geht: das natural Bodybuilding, also den Kraftsport ohne Medikamentenzufuhr.

Mit Fitness und Kraftsport begann der gebürtige Arnsberger im Jahr 1996. „Irgendwann kam ich dann an den Punkt, an dem ich mich entscheiden musste, welchen Weg ich gehen will. Ich hab’ genetische Nachteile und da hätten Pillen mich auch nicht weiter gebracht“, sagt Brenke. Die genetischen Voraussetzungen bedeuten bei ihm eine schlanke Statur statt eines breiten Schulterblattes und einer schmalen Taille.

Genuss steht nicht mehr im Vordergrund

Die erste wichtige Erkenntnis: „Ich brauche mehr Eiweiß und muss mehr essen“, erklärt der Bodybuilder den Schritt Richtung Muskelaufbau. Nach zwei Jahren wog er dann 100 Kilo – ein Plus von 27 Kilo. „Da hatte ich dann ein paar Fettpölsterchen und war ein bisschen mopsig“, sagt Brenke und lacht. Seinen Spitzenwert erreicht er mit 116 Kilogramm. Möglich machten es alleine 2000 Kalorien, die er vor dem Schlafen gehen konsumierte. Das Klischee, dass Bodybuilder lediglich von Eiweiß leben, stimmt nicht ganz. Der 36-Jährige achtet auf eine ausgewogene Ernährung, aber dazu gehört natürlich auch Eiweiß. „Es geht nur um die blanke Nahrungsaufnahme. Der Genuss rückt dann schon mal weit in den Hintergrund.“

Im Fitness-Studio rückte die Arbeit hinter dem Körper dafür in den Vordergrund.

„Natürlich wird man immer mit Klischees konfrontiert. Da kommt dann auch immer die Frage ‘Und was drückst du so?’, aber Kraft ist beim Bodybuilding gar nicht entscheidend“, beschreibt Brenke die typische Frage, die er früher oft zu hören bekam. Das stört ihn bis heute nicht, denn für ihn geht es auch darum, sich mit anderen zu messen und im Kraftsport ist das beim Bankdrücken beispielsweise einfach. Mit 21 Jahren konnte er so seinen bisherigen Bestwert von 180 Kilo erzielen. „Für das Ego war das schon toll“, witzelt der gelernte Bürokaufmann.

Der einsame Sport

Die Veränderungen am eigenen Körper zu sehen, sorgt bei ihm für Motivationsschübe. Von außen in Form eines Trainers kommt sie nicht. „Ich bin selber Trainer und will das allein schaffen. Das ist mein Ehrgeiz, dann kann ich sagen, dass habe ich erschaffen“, sagt Brenke.

Dafür traininert der gebürtige Arnsberger zwei Stunden an sechs Tagen in der Woche. Da drängt sich die nächste typische Frage auf: Macht das wirklich Spaß? Die Antwort überrascht. „Zwei Mal dachte ich bei einer Vorbereitung auf eine Meisterschaft, dass ich froh bin, wenn das endlich vorbei ist“, gesteht Brenke, „da quält man sich schon Treppen rauf“. Vor Wettkämpfen nimmt das Training an Intensität zu. Der Körperfettanteil muss auf circa fünf Prozent runter, normal sind eher zehn bis 15. „Aber es macht mir dennoch Spaß. Es gibt mir ein positives Körpergefühl. Jeder hat sein Hobby und ich habe das Gefühl, etwas mit meiner Zeit zu machen.“

Die Belohngen für die viele Arbeit

Eine Menge Strapazen, um auf einer Bühne zu stehen. Aber das lohnt sich für den Bodybuilder. „Da oben zu stehen ist ein tolles Gefühl und es fällt eine Last vom Körper“, beschreibt Brenke seine Gedanken. Während des Wettbewerbs muss er sich aber vor allem konzentrieren. Die Pose muss sitzen, die Muskeln sollen bestmöglich erkennbar sein. Der Lohn ist hinterher mindestens das Ende der Hungerperiode oder wie im Fall von Brenke zusätzlich der zweite Platz in der Schwergewichtsklasse bei der deutschen Meisterschaft im vergangenen Jahr.

Trotzdem weiß er um das Ansehen des Sports in der Gesellschaft. „Es ist ein undankbarer Sport, der nicht Ernst genommen wird. Für viele geht es nur um lustige Posen in knappen Höschen“, sagt der Bodybuilder. Aber er sagt auch, dass sich dieses Bild Dank sozialer Medien, wie dem Bild-Dienst Instagram langsam wandelt. Dort geht es immer mehr um gesunde Ernährung und körperliche Fitness.

Überall Klischees

Aber auch mit dem gestiegenen Bewusstsein für körperliche Ertüchtigung im Fitnessstudio gibt es gelegentlich Klassiker zu hören, wie „Große Muckis, kleines Gehirn“. Brenkes Antwort: „Es ist erwiesen, dass sich Fitness positiv auf die Gehirnleistung auswirkt. Als Bodybuilder habe ich einen hohen Anspruch an mich selbst und dazu gehört auch die Weiterentwicklung auf geistiger Ebene.“ Das alltägliche Umfeld reagiert gemischt auf ihn. „Natürlich erntet man gerade in der Wettkampfvorbereitung eine Menge Anerkennung für das Maß, was man da körperlich erreicht hat. Grundsätzlich hat man aber auch mit Unverständnis zu kämpfen.“

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