Brilon. . Ein junger Mann soll in Brilon die zehnjährige Tochter der Lebensgefährtin seines Vaters mehrfach sexuell missbraucht haben. Vor Gericht schweigt er.
„Sie waren wie Schwester und Bruder. Ich war froh, dass unsere Patchwork-Familie endlich funktionierte“, sagt die 34-jährige Zeugin vor dem Landgericht Arnsberg unter Tränen. Sie ahnte damals nicht, dass ihre eigene Tochter vom Sohn ihres damaligen Lebensgefährten mutmaßlich mehrfach sexuell missbraucht wurde. Im Frühjahr bis Sommer 2014 soll es laut Anklageschrift zu mindestens sieben solcher Fälle innerhalb der Familie gekommen sein, die damals noch in Brilon lebte. Das Opfer war zum damaligen Zeitpunkt zehn, der Angeklagte 23 Jahre alt.
Er soll dem Mädchen im März 2014 seine Liebe gestanden haben, heißt es in der Anklageschrift. In mehreren Fällen sollen sich die beiden geküsst haben. Der Mann soll das Mädchen auch im Intimbereich berührt haben. In weiteren Fällen soll er mit dem Finger in das Opfer eingedrungen sein. Das Mädchen erklärte ihm daraufhin, dass er ihm weh tue. Auch zu Oralverkehr soll es gekommen sein. In einer Scheune soll der heute 28-Jährige in einem Fall versucht haben den Geschlechtsverkehr mit dem zehn Jahre alten Kind zu vollziehen. Das Mädchen wollte dies aber nicht. Dabei blieb es. In der Verhandlung wollte sich der Angeklagte nicht äußern.
Fünffache Mutter nimmt den Mann auf
Die Bedingungen in dem Haushalt waren stressig, wie die Mutter gestern erklärte. Vier Kinder hatte sie bereits, das fünfte war auf dem Weg, der Lebensgefährte holte den eigenen Sohn ins Haus, als dieser Probleme mit seiner damaligen Freundin hatte. Auch sie zog später in das Haus.
„Er zeigte am Anfang seine Dominanz und alle mussten nach seiner Pfeife tanzen“, beschreibt der Vater die Umstände im Haus. Auch er ahnte nicht, was sich in den vier Wänden abspielte. Während seiner Aussage sucht er immer wieder den Blickkontakt zu seinem Sohn, zu dem er seit dem Vorfall keinerlei Kontakt hat. Doch der Angeklagte blickt ununterbrochen auf seine Prozessunterlagen, ohne irgendeine Regung zu zeigen.
Kinder geben Hinweise
Auf die mutmaßlichen Missbrauch sind die Eltern erst aufmerksam geworden, als sich die Freundin des Angeklagten an die Mutter sei mit dem minderjährigen Opfer zusammen. „Ich wusste, dass meine Tochter in ihn verliebt war. Das hat sie mir gesagt, aber ich sagte ihr daraufhin, dass das nicht geht und das sagte ich dem Angeklagten auch“, erklärte die Mutter vor Gericht.
Auch eine Freundin der Tochter suchte den Kontakt zu ihr und erzählte, dass das Opfer mit dem Angeklagten Dinge tun würde, die sie sonst nicht tun würde. „Ich dachte sie würde rauchen oder trinken. Ich habe erst eins und eins zusammengezählt, als die Freundin sagte, dass meine Tochter mit ihm zusammen sei“, sagt die Zeugin weiter.
Nur widerwillig erzählte die eigene Tochter schließlich detailarm von den Vorfällen, nachdem sie zuvor alles abgestritten hatte. Der Angeklagte wird daraufhin aus der Wohnung verwiesen. Die Familie erstattet Anzeige. Vor einer Verhandlung im Jahr 2016 floh der Angeklagte und tauchte in Bayern unter. „Es war einfach zu viel, also bin ich abgehauen. Das war nicht der beste Weg“, sagt der Mann am Mittwoch, der sich im vergangenen Jahr der Polizei stellte. Die Geschädigte begab sich in der Zwischenzeit unfreiwillig in psychologische Behandlung. Zum Selbstschutz wie der Vater des Angeklagten sagte. Er und auch die Mutter hatten Sorge, dass sich das Mädchen etwas antun könnte.
Sie soll am Freitag aussagen. Nach dem ersten Verhandlungstermin gab der Angeklagte an, dass er sich vorher zum Fall äußern wird.
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